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# taz.de -- Trumps erste Rede als US-Präsident: Ein „Fuck you“ ans Establi…
> Es war keine Einigungsansprache, sondern eine Kampfansage. Der neue
> US-Präsident wiederholt seine bekannte Kernbotschaft: „Amerika zuerst.“
Bild: Donald Trump bei seiner Rede zum Amtsantritt
BERLIN taz | Für Donald Trump wirklich neu war nichts an seiner rund
20-minütigen Antrittsrede ([1][hier geht es zur Rede im englischen
Original]). Aber im Vergleich zu den Reden, die seine Vorgänger an gleicher
Stelle gehalten haben, unterstrich sie, dass hier kein normaler Präsident
das Amt übernimmt.
Schon gleich zu Beginn der Ansprache wurde das deutlich: Während seine
letzten vier Vorgänger, von George Bush senior 1989 bis Barack Obama 2009,
ihre Reden mit einem Dank an die scheidenden Präsidenten für ihren Dienst
an der Nation begannen, dankte Trump dem Obama-Ehepaar lediglich für ihre
Hilfe in der Übergangsphase. Das hatte zuletzt Ronald Reagan gegenüber
seinem Vorgänger Jimmy Carter so gemacht, und selbst das noch höflicher als
Trump jetzt.
Die Rede, von der Trump hatte verbreiten lassen, er haben sie ganz allein
geschrieben, war im übrigen ein Kondensat seiner Wahlkampfauftritte, nur
nicht so durcheinander. Konkrete Politikvorschläge kamen darin nicht vor.
Das ist auch tatsächlich selten bei Antrittsreden, aber das zentrale Thema
war doch mehr als deutlich: Mit dem heutigen Tage regiere wieder das Volk
der USA, während das korrupte Washington nichts mehr zu sagen habe. „Der
20. Januar 2017 wird als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem das Volk
wieder die Herrschaft übernommen hat,“ rief Trump aus. Niemand würde mehr
vergessen und ignoriert werden. Zu lange hätten die USA Geld für andere
Nationen ausgegeben, damit sei nun Schluss. Ab jetzt gelte nur noch
„Amerika zuerst!“, und dann würden die verlorenen Industriejobs schon
wiederkommen und die marode Infrastruktur in Ordnung gebracht werden.
Die drei großen Ps: Patriotismus, Protektionismus, Populismus waren die
Kernelemente der Rede, gepaart mit den gleichen großspurigen, aber
unkonkreten Versprechen, die den gesamten Wahlkampf Trumps geprägt haben.
Zwar sprach er unter Nutzung einer Formulierung, die auch Obama immer
wieder gebraucht, aber auch nicht erfunden hatte, davon, einem geeinigten
Amerika sei nichts unmöglich. Aber da war nicht einmal der rhetorische
Appell etwa an die Anhänger_innen seiner Konkurrentin Hillary Clinton, oder
auch an jene, die gleichzeitig in der Washingtoner Innenstadt
demonstrierten, jetzt zusammenzukommen. Keine Versicherung, auch deren
Sorgen ernstzunehmen, geschweige denn ein Dank an Clinton für einen hart
ausgefochtenen Wahlkampf. Das hatte seinerzeit selbst George W. Bush
gegenüber dem unterlegenen Al Gore hinbekommen.
## Unbeeindruckt vom System
Die Rede war keine Einigungsrede, sie war eine Kampfansage. Trump wollte
wohl vor allem seinen Anhängern zeigen: Noch kann ihn das System nicht
beeindrucken, auch die aufwändige und alten Ritualen folgende
Einführungszeremonie nicht. Die Message: Er, Donald Trump, erklärt
sämtlichen mit ihm gemeinsam auf der Bühne stehendenen Lakaien des
Washingtoner Establishments ein großes „Fuck You“.
Für den Moment mag das bei seinen Leuten auf der Straße gut ankommen. Wie
weit ihn diese Art politisch tatsächlich trägt, bleibt abzuwarten. Der
Senat muss als nächstes über all seine Nominierten abstimmen, damit Trump
überhaupt über eine regierungsfähige Mannschaft verfügt, wie unfähig und
unerfahren sie auch sein mag. Er wird das Washingtoner Establishment noch
brauchen.
20 Jan 2017
## LINKS
[1] https://www.washingtonpost.com/news/the-fix/wp/2017/01/20/donald-trumps-ful…
## AUTOREN
Bernd Pickert
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