# taz.de -- Amtseinführung des US-Präsidenten: Bürgerrechts-Ikone boykottier… | |
> Der afroamerikanische Kongressabgeordnete John Lewis stritt an der Seite | |
> von Martin Luther King. Er will der Amtseinführung Donald Trumps | |
> fernbleiben. | |
Bild: Für John Lewis ist Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten nicht legitim | |
Washington afp | Mit seinem Protestakt sorgt er im Vorfeld der Vereidigung | |
von Donald Trump für Furore: Der afroamerikanische Kongressabgeordnete John | |
Lewis, eine Ikone der Bürgerrechtsbewegung, will der Zeremonie am Freitag | |
zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten fernbleiben. | |
Zur Begründung verwies der 76-Jährige auf die mutmaßliche russische | |
Einmischung in den Wahlkampf. Trump sei deshalb „kein legitimer Präsident“. | |
Der Immobilienmilliardär reagierte wie üblich mit einer Twitter-Attacke. | |
Lewis, der seit 30 Jahren dem Repräsentantenhaus angehört, solle sich | |
lieber um seinen Wahlkreis im Südstaat Georgia kümmern, [1][der in einem | |
„furchtbaren Zustand“ und „kriminalitätsverseucht“ sei], schrieb Trump… | |
dem Kurzbotschaftendienst. | |
Und er bezichtigte ausgerechnet den Mann, der wegen seines friedlichen | |
Kampfes für die Rechte der Schwarzen wiederholt von der Polizei | |
zusammengeschlagen und festgesetzt wurde, [2][nur für „Gerede, Gerede, | |
Gerede“ zu stehen]. | |
Die Attacke gegen Bürgerrechtler fuhr der künftige Präsident zudem | |
ausgerechnet vor dem Feiertag an diesem Montag zu Ehren von Martin Luther | |
King, dessen Weggefährte Lewis einst war. | |
## Anführer eines legendären Protestmarschs | |
Seinen Trump-Boykott begründete der Abgeordnete in einem Fernsehinterview | |
damit, dass Russland mit seinen mutmaßlichen Hackerangriffen „dazu | |
beigetragen hat, dass dieser Mann gewählt wurde“. Die Russen hätten die | |
Kandidatur der Demokratin Hillary Clinton zerstört. | |
Lewis gehört zu einer Gruppe von mindestens rund 15 Kongressmitgliedern der | |
Demokraten, die der Einschwörung Trumps vor dem Kapitol fernbleiben wollen. | |
Unter ihnen ist Lewis nicht nur die Figur mit dem größten Bekanntheitsgrad, | |
sondern auch der größten moralischen Autorität. Sie reicht weit über die | |
afroamerikanische Gemeinde hinaus. | |
Lewis ist vor allem als Anführer des legendären Protestmarschs in Selma im | |
Südstaat Alabama am 7. März 1965 bekannt. Die Demonstration für das | |
Wahlrecht der Afroamerikaner wurde von der Polizei brutal gestoppt – | |
weshalb das Ereignis als „Bloody Sunday“ (Blutiger Sonntag) in die | |
Geschichte einging. Lewis, damals Anführer einer Studentenorganisation, | |
wurde fast zu Tode geprügelt, er erlitt eine Schädelfraktur. | |
Lewis, der mehrere Bücher über sein bewegtes Leben geschrieben hat, wuchs | |
als Sohn kleiner Farmpächter in Alabama auf. Er studierte Religion und | |
Philosophie an einer Baptisten-Universität in Nashville im Bundesstaat | |
Tennessee und beteiligte sich, inspiriert von Martin Luther King, an | |
friedlichen Protesten gegen die Rassendiskriminierung. | |
## Kampf für die Rechte von Minderheiten | |
Bei einem der sogenannten Freedom Rides, den Protestaktionen gegen die | |
Rassentrennung in Fernbussen, wurde Lewis 1961 erstmals von der Polizei | |
verprügelt und festgenommen. Zwei Jahre danach war der junge Mann dann | |
einer der Anführer der Massendemonstration in der Hauptstadt Washington, | |
bei der Martin Luther King seine berühmte „Ich habe einen Traum“-Rede | |
hielt. | |
In seinen drei Jahrzehnten im Repräsentantenhaus hat Lewis seinen Kampf für | |
die Rechte der Schwarzen und anderer Minderheiten fortgesetzt. | |
Im vergangenen Juni sorgte er für großes Aufsehen, als er nach dem Attentat | |
auf einen Homosexuellenclub in Orlando an die Aktionsformen seiner jungen | |
Jahre anknüpfte und einen Sitzstreik im Plenarsaal anführte – aus Protest | |
gegen die Weigerung der Republikaner, über eine Verschärfung der | |
Waffenrechte abstimmen zu lassen. | |
Trump hat mit seinem Angriff auf die Bürgerrechtsikone wieder einmal | |
demonstriert, dass ihn die in Washington geltenden Tabus nicht scheren. Die | |
Kritik an seiner Twitter-Attacke kam auch aus den Reihen der Republikaner. | |
[3][“John Lewis und sein ‚Gerede‘ haben die Welt verändert“], twittert… | |
Senator Ben Sasse. | |
15 Jan 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/820251730407473153 | |
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/820255947956383744 | |
[3] https://twitter.com/BenSasse/status/820275834946809857 | |
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