# taz.de -- Wildtiere als Haustiere: Ein Tiger braucht kein Herrchen | |
> Ein neues Tierschutzgesetz verbietet erstmals die Haltung von Wildtieren | |
> in den Vereinigten Arabischen Emiraten. | |
Bild: So klein, so kuschelig? | |
KAIRO taz | Wer auf YouTube danach sucht, findet zahlreiche Videos von den | |
außergewöhnlichen Haustieren reicher Golfaraber: Gepardenbabys, kleine | |
Löwen oder Tigerjunge im Kinderzimmer, aber auch Menschenaffen vom Gorilla | |
bis zum Orang-Utang oder exotische Schlangen und Vögel als Gefährten im | |
eigenen Zuhause. Damit soll in den Vereinigten Arabischen Emiraten nun | |
Schluss sein: Im Zentrum eines bahnbrechenden und für die arabischen | |
Golfstaaten vorbildlichen neuen Tierschutzgesetzes steht ein Verbot des | |
Handels und der Haltung von Wildtieren. | |
Schlechte Nachrichten etwa für den Tigerbesitzer, der kürzlich mit einem | |
Video vom Gassigang mit seinen fünf Tigern am Strand des Al-Arab-Hotels in | |
Dubai durch die sozialen Medien schwirrte. Wer in der Öffentlichkeit ein | |
wildes Tier ausführt, dem drohen nun laut Gesetz eine Gefängnisstrafe von | |
bis zu einem halben Jahr und eine Geldbuße von umgerechnet 130.000 Euro. | |
Fortan dürfen wilde Tiere nur noch in Zoos, Wildtierparks und Zucht- und | |
Forschungszentren gehalten werden. | |
Als „Meilenstein“ bezeichnet Dr. El-Sayyed Muhammad das Gesetz. Der | |
Tierschützer ist der Direktor des „Middle East International Found for | |
Animal Welfare“, der größten Tierschutzorganisation des Landes. „Wir | |
erwarten auch, dass dieses neue Gesetz einen großen Effekt auf die Wilderei | |
in Ostafrika haben wird.“ | |
Die Golfstaaten sind eines der wichtigsten Ziele für den illegalen Handel | |
mit Geparden aus Ostafrika. „Wir haben keine verlässlichen Zahlen, aber wir | |
haben in den Golfstaaten sicherlich Hunderte aus Ostafrika geschmuggelte | |
Geparden- und Löwenbabys“, schätzt El-Sayyed. Geparden-Babys sind in den | |
Golfstaaten besonders beliebt. | |
Dass Wilderer die Jungen stehlen, um sie in die Golfstaaten verkaufen, ist | |
laut der neuesten Zählung sogar eine der Ursachen, warum es nur noch 7.100 | |
Geparden in Afrikas freier Wildbahn gibt. Wissenschaftler warnten erst im | |
Dezember im Fachblatt Proceedings der US-nationalen Akademie der | |
Wissenschaften (PNAS), dass die Raubkatzen wesentlich stärker vom | |
Aussterben bedroht seien als bislang angenommen. | |
## Raubkatze als Statussymbol | |
Das ist wohl nicht jedem klar. Die Menschen in den Golfstaaten hätten | |
verschiedene Motivationen, wilde Tiere zu halten, erklärt Tierschützer | |
El-Sayyed: Als Erstes stellten sie ein Statussymbol für Reiche dar. | |
Zweitens herrsche das Missverständnis, dass man damit zum Schutz und | |
Überleben der Spezies beitrage. Zudem gebe es noch legalen Handel mit | |
Geparden. „Es gibt Zuchtzentren in Südafrika. Damit wird die Unart, | |
Geparden im Haus zu halten, noch gefördert“, ärgert El-Sayyed sich. | |
Wenn die süßen Tierbabys zu gefährlichen Raubkatzen heranwüchsen, | |
entledigten sich die Halter oft des Problems. „Das ist eine Tragödie: Wenn | |
die Tiere zu groß werden, werden sie bestenfalls vielleicht in einem Zoo | |
abgegeben, oft aber werden sie einfach erschossen“, führt El-Sayyed aus. | |
Dem wollen die Arabischen Emirate einen Riegel vorschieben. Aber mit dem | |
Erlass des neuen Gesetzes allein sei es nicht getan, warnt der | |
Tierschützer. Was soll aus den vielen Wildtieren werden, die nun laut | |
Gesetz bei den Behörden abgegeben werden müssen? | |
El-Sayyed erwartet in den nächsten Monaten eine Welle verwaister Wildtiere | |
oder Tiere. „Die Regierung wird einen Vertrag schließen mit dem Zoo der | |
Emirate Scharja oder Dubai, damit diese so viele Tiere wie möglich nehmen“, | |
erläutert er. Aber auch Tierschutzorganisationen wie die seine würden sich | |
unter anderem mit finanzieller Hilfe darum bemühen, ein neues Zuhause für | |
die Tiere zu finden. | |
10 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Karim El-Gawhary | |
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