Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tripadvisor in der Kritik: Wildtiere sind kein Urlaubsziel
> Tierschützer werfen der weltgrößten Touristikwebsite vor, von grausamen
> Attraktionen zu profitieren. Die weist die Schuld von sich.
Bild: Nichts für Patschefinger und schon gar nichts zum Knuddeln: Meeresschild…
Berlin taz | Wer viel reist, kennt das Logo mit der kleinen Eule: Es
gehört zu Tripadvisor, der weltweit größten Touristikwebsite, und
klebt an den Fenstern von Hotels, Cafés oder Museen. Doch der
US-Konzern, der im Jahr mit Kundenempfehlungen 1,4 Milliarden
Dollar umsetzt, wird nun frontal von Tierschützern attackiert.
Die Londoner NGO World Animal Protection wirft Tripadvisor vor,
Geld mit grausamen Tierattraktionen zu verdienen. 250.000
Unterschriften wurden bereits bei einer Onlinepetition
gesammelt. „Anstatt zu helfen, Wildtiere in grausamen
Attraktionen zu schützen, hat man sich dazu entschlossen, nicht zu
handeln“, sagt Kathleen Frech vom deutschen Ableger der
Organisation der taz. Bis zu 550.000 Tiere weltweit seien laut einer
von den Aktivisten finanzierten [1][Studie] betroffen – durch
Elefantenreiten, Selfies mit Tigern oder dem Streicheln von
Meeresschildkröten.
Tripadvisor aus Newton, Massachusetts, ist mit rund 350 Millionen
Besuchern pro Monat extrem wichtig für den globalen Reisemarkt:
Laut einer eigenen Untersuchung beeinflusst die Website, die ihr
Geld hauptsächlich durch Werbung verdient, weltweit 13 Prozent der
internationalen Reisen.
Die Empfehlungen der User hätten „Auswirkungen“ auf 350 Millionen
Reisen und 1,8 Milliarden Übernachtungen. Aber eben auch auf die
Entscheidung, beispielsweise angekettete Elefanten in den Nong
Nooch Garden im thailändischen Pattaya oder [2][eine umstrittene
Turtle Farm] auf den Cayman-Inseln zu besuchen.
## Tripadvisor weist Schuld von sich
Gemeinsam mit der [3][Forschungsstelle für Artenschutz (WildCRU)]
der Oxford Universität haben die Tierschützer 188 der von
Tripadvisor gelisteten [4][Attraktionen weltweit untersucht].
Ergebnis: Dreiviertel seien „grausam“. Hier würden „Jungtiere früh
ihren Muttertieren weggenommen und unter furchtbaren Bedingungen
trainiert“, sagt Frech. Vielfach würden auch Tiere geschlagen oder mit
Wasserentzug bestraft.
Auch der in der vergangenen Woche zu trauriger Berühmtheit
gelangte und mittlerweile geschlossene Tigertempel in
Kanchanaburi, Thailand, wurde auf Tripadvisor empfohlen. Dort
wurden [5][vierzig Tigerbabys tot aufgefunden].
Die Kritik setzt direkt am Geschäftsmodell von Tripadvisor an: Wer
früher zum Reiseführer griff, liest jetzt die – angeblich echten –
User-Bewertungen. 50.000 davon haben World Animal Protection und
WildCRU untersucht. Vielen Reisenden gefiel der Umgang mit Tieren:
Acht von zehn bewerteten touristische Attraktionen positiv, die
von den Experten als Tierquälerei bewertet wurden.
Tripadvisor habe bislang nicht auf die Vorwürfe der Tierschützer
reagiert, ärgert sich Frech. Auch auf taz-Anfrage weist die Website
jede Mitschuld weit von sich: World Animal Protection solle besser
Kontakt zu „nationalen Regierungen und regionalen
Aufsichtsbehörden aufnehmen“. Diese müssten darauf achten, dass
Unternehmen Gesetze einhalten – nicht Tripadvisor.
„Wir wissen, dass Reisende gern wilde Tiere sehen wollen“ ,sagt Julie
Middelkoop von World Animal Protection. „Deswegen müssen sie auch
darüber informiert sein, welches Leid sich oft hinter den Kulissen
abspielt.“ Es sei schwierig, darauf hinzuweisen, betont
Tripadvisor. Es gebe nämlich „keine allgemein anerkannten
Kriterien zur Beurteilung von Tierschutzmaßnahmen“ und daher auch
„keine umsetzbaren Wege, damit eine Internetseite wie unsere diese
Praktiken zentral und weltweit prüfen könnte.“
8 Jun 2016
## LINKS
[1] http://d22boq46bc7ja4.cloudfront.net/cdn/farfuture/TVzp4PCPLi5MLb0yDfF5Jk41…
[2] http://www.worldanimalprotection.ca/sites/default/files/us_files/the_cayman…
[3] https://www.campaign.ox.ac.uk/wildcru
[4] http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0138939
[5] http://www.theguardian.com/environment/2016/jun/04/tiger-temple-scandal-bil…
## AUTOREN
Daniel Koßmann
## TAGS
Reisen
Thailand
Tierschutz
Tierforschung
Haustiere
Tierversuche
Tierschutz
Zirkus
Wildtiere
## ARTIKEL ZUM THEMA
Künstliche Intelligenz und Artenschutz: Verlässliche Daten
Die Beobachtung von Tieren und ihren Lebensräumen produziert Unmengen von
Daten. Künstliche Intelligenz hilft, sie auszuwerten.
Wildtiere als Haustiere: Ein Tiger braucht kein Herrchen
Ein neues Tierschutzgesetz verbietet erstmals die Haltung von Wildtieren in
den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Tierversuche: „Manchmal ist es alternativlos“
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen haben einen Forschungspreis von
20.000 Euro für Alternativmethoden zu Tierversuchen ausgelobt.
Hunderte tote Meeressäuger: Japaner schlachten weiter Wale
Trotz internationalem Verbot sind japanische Trawler mit 333 Zwergwalen aus
der Antarktis zurückgekehrt. Die Proteste fielen gering aus.
Wildtierverbot im Zirkus: Tierfreie Manege
Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf will ein Verbot von Wildtieren im Zirkus
durchsetzen. Zirkusbetriebe sorgen sich um den Verbleib der Tiere.
Wildtierhandel im Netz: Reptilien gut vernetzt
Elfenbein, Reptilien, exotische Vögel: Im Internet stießen Tierschützer auf
zahlreiche Angebote bedrohter Tierarten ohne Genehmigung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.