| # taz.de -- Hunderte tote Meeressäuger: Japaner schlachten weiter Wale | |
| > Trotz internationalem Verbot sind japanische Trawler mit 333 Zwergwalen | |
| > aus der Antarktis zurückgekehrt. Die Proteste fielen gering aus. | |
| Bild: Blutige Fracht der „Yushin Maru“, einer der japanischen Walfänger | |
| Berlin/Tokio taz/dpa | Sie können es nicht lassen: Das Mutterschiff | |
| „Nisshin Maru“ und ein weiteres Schiff trafen am Donnerstag nach vier | |
| Monaten Jagd in der Antarktis mit 333 Zwergwalen an Bord in der Stadt | |
| Shimonoseki ein. Über 200 der getöteten Weibchen waren laut der | |
| internationale Walschutzorganisation WDC schwanger. Die Tierschützer waren | |
| empört, dass Japan seine selbst auferlegte Quote mit der höchsten Fangzahl | |
| seit der Saison 2010/2011 voll ausgeschöpft hat. Die hohe Zahl der | |
| getöteten Föten bedeute eine große Gefahr für den Fortbestand der | |
| Population. | |
| Eigentlich ist der kommerzielle Walfang seit 1986 weltweit per Moratorium | |
| verboten. Doch Japan versucht immer wieder, das Verbot zu umgehen. Der | |
| Internationale Gerichtshof hatte 2014 eine Aussetzung des sogenanntem | |
| „wissenschaftlichen“ Walfangs der Japaner verfügt – erfolglos. | |
| Immerhin speckte Tokio daraufhin seinen Walfangplan ab. So wurden diesmal | |
| zwei Drittel weniger Zwergwale getötet als ursprünglich geplant. Die | |
| Meeressäuger gehören trotz ihrer relativ geringen Größe – Zwergwale werden | |
| nur bis zu zehn Meter lang – zu den Großwalen. | |
| Tokio hatte der Internationalen Walfangkommission (IWC) erst wenige Tage | |
| vor dem Auslaufen der Flotte seinen jüngsten Walfangplan vorgelegt. Ein | |
| IWC-Gremium hatte in der kurzen Zeit keinen Konsens zu Japans neuen Plänen | |
| in der Antarktis erzielt. Mit der Wiederaufnahme des Forschungswalfangs | |
| nach dem erzwungenem Stopp verfolgt Japan das politische Ziel, die | |
| kommerzielle Jagd auf Großwale wieder zuzulassen. | |
| ## Angeblich kaum Störaktionen | |
| Japan hatte sich auch diesmal wieder auf Störaktionen der streitbaren | |
| Tierschutzorganisation Sea Shepherd eingestellt, doch seien die Proteste | |
| geringer als bei vorherigen Walfangzügen ausgefallen, erklärte das | |
| zuständige Fischereiministerium in Tokio laut der Nachrichtenagentur Kyodo. | |
| Japans stures Festhalten an der Jagd auf Wale sorgt weltweit immer wieder | |
| für scharfe Proteste. Das Land beruft sich auf eine Ausnahmeregelung in der | |
| IWC-Konvention. Danach dürfen Wale zu wissenschaftlichen Zwecken getötet | |
| werden. In den vergangenen 25 Jahren haben Japans Waljäger im Rahmen ihres | |
| umstrittenen Forschungsprogramms mehr als 10.000 Großwale in den | |
| antarktischen Gewässern getötet. | |
| Unter anderem auch wegen der internationalen Proteste hat Island erst vor | |
| wenigen Wochen bekannt gegeben, in diesem Jahr keine Finnwale mehr jagen zu | |
| wollen. Islands einziger Finnwaljäger, Kristján Loftsson, nannte in einem | |
| Interview hohe Kosten für den Transport des Fleisches sowie die strengen | |
| Kontrollen als Grund für die zeitweise Aussetzung der Jagd. | |
| Die Tierschutzorganisationen Greenpeace, WDC und Pro Wildlife begrüßten den | |
| Schritt. Zugleich forderten sie Norwegen und Japan auf, nun ebenfalls den | |
| Walfang einzustellen. Norwegen und Island halten das Walfangverbot für | |
| nicht bindend, weil sie Einspruch erhoben beziehungsweise Vorbehalt | |
| angemeldet haben. Island hatte sich selbst bis 2018 eine Fangquote von | |
| jährlich 154 Finnwalen genehmigt, im vergangenen Jahr wurden 155 Tiere | |
| getötet. | |
| 27 Mar 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
| ## TAGS | |
| Tierschutz | |
| Walfang | |
| Japan | |
| Antarktis | |
| Walfang | |
| Wale | |
| Walfang | |
| Reisen | |
| Wale | |
| Nordsee | |
| Japan | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Das größte Meeresschutzgebiet der Welt: Glück für die Antarktis | |
| Das Rossmeer gilt als eines der letzten maritimen Ökosysteme. Lange hat | |
| sich Russland gegen das Antarktis-Schutzgebiet gewehrt. | |
| Berufung auf Ausnahmeregelung: Japan fängt wieder Wale | |
| Seit 2003 werden in Japan Wale zu „wissenschaftlichen Zwecken“ gejagt. Nach | |
| einem erzwungenen Stopp geht der Walfang jetzt weiter. | |
| Studie über Schiffsgeräusche: Lärm stört Buckelwale beim Fressen | |
| Die riesigen Säugetiere werden durch die Geräusche bei ihrer Nahrungssuche | |
| gestört. Das haben US-Forscher herausgefunden. | |
| Fischerei in Norwegen: Ein Land gegen die Wale | |
| Nirgends töten Fischer so viele Wale wie in Norwegen. Kommerziell ist das | |
| Geschäft für die Jäger uninteressant – doch sie harpunieren weiter. | |
| Tripadvisor in der Kritik: Wildtiere sind kein Urlaubsziel | |
| Tierschützer werfen der weltgrößten Touristikwebsite vor, von grausamen | |
| Attraktionen zu profitieren. Die weist die Schuld von sich. | |
| Umweltschützer und Waljäger: „Der Wal schenkt sich“ | |
| Wie Walbegeisterte traditionelle Waljäger-Kulturen zu Feinden machen, | |
| veranschaulicht der Zusammenstoß von Umweltschützern und Makah-Indianern. | |
| Das große Wal-Sterben: Gestrandet | |
| 28 Pottwale sind seit Januar an den Küsten der südlichen Nordsee umgekommen | |
| – so viele wie schon lange nicht mehr. Warum beschäftigt uns ihr Schicksal | |
| so stark? | |
| Kommentar Japanischer Walfang: Keine Konjunktur für Wale | |
| Nach zwei Jahren macht Japan wieder Jagd auf die Meeressäuger. Zu | |
| „Forschungszwecken“. Warum uns das alle was angeht. |