# taz.de -- Fischerei in Norwegen: Ein Land gegen die Wale | |
> Nirgends töten Fischer so viele Wale wie in Norwegen. Kommerziell ist das | |
> Geschäft für die Jäger uninteressant – doch sie harpunieren weiter. | |
Bild: An Bord des norwegischen Walfangschiffes Nybrenna | |
STOCKHOLM taz | Norwegische Walfänger haben in den vergangenen beiden | |
Jahren mehr Wale getötet als die Islands und Japans zusammen. Das geht aus | |
einem Bericht der Artenschutzorganisationen Pro Wildlife, OceanCare und | |
Animal Welfare Institute hervor, der an diesem Montag veröffentlicht wird. | |
Die Tierschützer werfen Oslo vor, mit der eigenmächtigen nationalen | |
Genehmigung weiteren Walfangs das 1986 beschlossene internationale | |
Walfangmoratorium auszuhöhlen und den Handel mit Walprodukten aktiv zu | |
fördern. Die Organisationen fordern die Staatengemeinschaft auf, bei der | |
Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) im Oktober gegen | |
diese norwegische Fangpolitik aktiv zu werden. | |
Der Walfang ist in Norwegen nur eine marginale Einnahmequelle für etwa ein | |
Prozent aller Fischer. Trotzdem war man in den vergangenen zehn Jahren mit | |
über 5.600 erlegten Walen größte Walfangnation. | |
In dieser Saison wurden bis Ende vergangener Woche 227 Wale harpuniert. | |
Seit das Land 1993 trotz Walfangmoratorium – gegen das Oslo ein Veto | |
eingelegt hatte – die Jagd wieder aufnahm, starben vor der norwegischen | |
Küste und in der Arktis 12.035 Wale. | |
## Mächtige Lobby | |
Walfang sei ein Relikt der Vergangenheit und in einem der „weltweit | |
modernsten und wohlhabendsten Länder nicht mehr zeitgemäß“, sagt Sandra | |
Altherr von Pro Wildlife. | |
Tatsächlich ist die Fischereilobby – und damit die Verteidigung des | |
Walfangs – in Norwegen aber immer noch so stark, dass keine Regierung sich | |
mit ihr anlegen möchte. Und das, obwohl der Fang aufgrund staatlicher | |
Subventionen ein Zuschussgeschäft ist, also künstlich am Leben erhalten | |
werden muss. Nur noch für zwei bis drei Küstenorte ist er von geringfügiger | |
Bedeutung für die Beschäftigung. | |
Trotz mehrerer Kampagnen, mit denen man den Verbrauchern den Verzehr von | |
Walfleisch schmackhaft zu machen versuchte, ist das Interesse der | |
Konsumenten gering. Das Fleisch wird daher teilweise zu Tierfutter | |
verarbeitet oder in Pelzfarmen verfüttert. | |
13 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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