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# taz.de -- Tagung zum Schutz der Meeressäuger: Wale vor Slowenien
> Die Walschutz-Tagung im slowenischen Portorož diskutiert wieder Japans
> Jagdflotte. Aber es geht auch um Klima und Müll.
Bild: Der Buckelwal steht seit 50 Jahren unter Schutz
Stockholm taz | Natürlich wird der japanische Walfang wieder eine zentrale
Rolle spielen, wenn sich die Internationale Walfangkommission (IWC) in
diesem Jahr trifft. Tagungsort ist das slowenische Portorož, dort findet ab
dem heutigen Donnerstag die Vorkonferenz und ab Montag die Jahrestagung
statt.
Obwohl der Internationale Gerichtshof in Den Haag Japan die als
„Forschungswalfang“ verbrämte Jagd auf die großen Säuger 2014 verboten
hatte, hatte Tokio seiner Walfangflotte für die Saison 2015/16 grünes Licht
für den Einsatz in den Gewässern vor der Antarktis gegeben. Wieder unter
dem kontroversen Label „wissenschaftlicher Fang“.
Der juristische Trick: Weil sich das Urteil des Gerichtshofs formal auf das
damals durchgeführte Jarpa-II-Walfangprogramm bezog, legte man kurzerhand
ein neues Programm vor. Das heißt jetzt Newrep-A und umfasst die kommenden
zehn Jahre.
Die 300 pro Saison getöteten Zwergwale brauche man, um Daten zu gewinnen,
die „zum Walschutz“ und einem „besseren Management“ dienen sollen,
argumentieren die Japaner.
Die wissenschaftliche Kommission des IWC hat sich nicht von dem
Newrep-A-Konzept überzeugen lassen und den Antrag als unzureichend
abgelehnt. Dass es trotzdem mit dem Fang begonnen hatte, dürfte Japan in
Portorož heftige Kritik der Mehrheit der 89 IWC-Mitgliedstaaten einbringen.
## Erschwerte Bedingungen
Tokio hat angekündigt, man werde der Kommission Forschungsresultate
vorlegen, aus denen sich die Rechtfertigung für den „wissenschaftlichen
Fang“ ergeben soll. Australien und Neuseeland haben dagegen eine Resolution
vorgestellt, für die sie eine Mehrheit zu finden hoffen: Danach sollen die
Bedingungen erschwert werden, eine Genehmigung für den grundsätzlich von
der IWC erlaubten Forschungsfang zu bekommen.
Die IWC feiert in diesem Jahr gleich ein doppeltes Jubiläum: Sie wurde vor
70 Jahren gegründet, und das von ihr erlassene weltweite Walfangmoratorium
existiert seit 30 Jahren. Von ihren Gründungsmitgliedern – 14
Walfangnationen – war sie ursprünglich als Managementgremium konzipiert
worden, das die Interessen der Walfangindustrie wahren sollte. Maßnahmen
zum Bestandsschutz standen zunächst ganz im Hintergrund.
Der Durchbruch zu einem eigentlichen Walschutzkonzept kam nach langen
Debatten erst auf der Jahrestagung 1982. Da war der gesamte Indische Ozean
bereits seit drei Jahren Walschutzgebiet. 1986 trat das internationale
Walfangmoratorium in Kraft, das das Ende des kommerziellen Walfangs
einläutete und auch heute noch gilt.
Vollständig beendet ist er allerdings noch nicht. Norwegen positionierte
sich von Anfang an gegen das Moratorium und nahm 1993 seinen kommerziellen
Fang wieder auf. Seither töteten norwegische Fänger fast 13.000 Exemplare.
Das sind mehr als die 11.000, die auf das Konto Japans und des dortigen
„wissenschaftlichen Walfangs“ gehen. Da auch Island und indigene Völker wie
die Inuit weiter Jagd auf die Tiere machen, wurden in den 30 Jahren seit
Bestehen des Moratoriums noch immer mehr als 30.000 Wale getötet. Die
Schlupflöcher und Ausnahmeregelungen, die diesen Fang ermöglichen, waren
der Preis dafür, dass sich die Mitgliedstaaten überhaupt auf eine Regelung
einigen konnten.
## Umbenennung steht an
Die Auseinandersetzungen mit den drei verbliebenen Walfangnationen werden
deshalb sicherlich auch in den kommenden Jahren weitergehen.
Aber ins Zentrum des IWC-Interesses dürfte immer mehr das Bewusstsein für
Natur- und Klimaschutzbelange rücken. Denn auch der Schwerpunkt der
wissenschaftlichen Arbeit hat sich zunehmend vom Walfang auf die anderen
Risiken für die Walpopulationen verlagert: beispielsweise auf die
Verschmutzung und Überfischung der Meere, die Auswirkungen des Klimawandels
und den Stress, der durch Lärmbelästigung durch die Schifffahrt und
Offshore-Aktivitäten ausgeht.
Vielleicht sei es an der Zeit, das Wort „Fang“ aus dem Namen des Gremiums
zu streichen, schlug die indische Delegation bereits vor. Die IWC solle
sich doch in „Internationale Walkommission“ umbenennen.
20 Oct 2016
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
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Japan
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Schwerpunkt Klimawandel
WWF
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