# taz.de -- Gazproms North-Stream-Pipeline: Kein schwedischer Hafen | |
> Schwedens Regierung fürchtet eine Bedrohung durch Russland und untersagt | |
> die Nutzung ihrer Häfen. Gazprom will trotzdem bauen. | |
Bild: Rohre für die Ostseepipeline | |
Stockholm taz | Gazprom ist in Schweden nicht willkommen. Anders als von | |
diesem geplant, darf das russische Staatsunternehmen zur Verlegung der | |
Ostseegaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland keine | |
schwedischen Häfen benutzen. In denen sollte eigentlich in den kommenden | |
Jahren ein großer Teil der 200.000 Rohre für den Pipelinebau gelagert und | |
von hier zu den Verlegungsschiffen transportiert werden. Begründung der | |
rot-grünen Regierung: sicherheitspolitische Bedenken. | |
Formal waren es die Kommunalverwaltungen der Insel Gotland und des | |
südschwedischen Karlshamn, die als Hafenbetreiber vergangene Woche Nein zu | |
den von Gazprom gewünschten Nutzungsverträgen sagten. Doch tatsächlich | |
handelten sie auf Veranlassung Stockholms, das den Kommunen auch zugesagt | |
hat, für sie die nun entgangenen Einnahmen in Höhe von umgerechnet rund 15 | |
Millionen Euro zu kompensieren. | |
Die Regierung wiederum war vom Militär zu diesem Schritt gedrängt worden. | |
Anders als vor sechs Jahren, als man beim Bau von Nord Stream 1 keine | |
Probleme in der entsprechenden Benutzung schwedischer Häfen sah, machte | |
Oberbefehlshaber Micael Bydén nun eine Änderung der sicherheitspolitischen | |
Lage im Ostseeraum geltend. Dabei sollen seitens des Militärs | |
Bedrohungsszenarien entwickelt worden sein, wonach beispielsweise bei einer | |
möglichen Spannungslage zwischen Russland und den baltischen Staaten Moskau | |
„Sicherheitspersonal“ zum angeblichen Schutz der Pipelinerohre in die | |
schwedischen Häfen schicken, von diesen eventuell Marineinfrastruktur | |
blockieren und so womöglich schwedische Verteidigungsvorbereitungen | |
beeinträchtigen oder sabotieren könnte. | |
Die öffentliche Debatte daraufhin reichte bis zur Forderung, den Bau der | |
aus energie- und klimapolitischen Gründen kontroversen Gaspipeline nicht | |
auch noch durch Infrastrukturhilfe zu unterstützen. Denn juristisch | |
verhindern – Gazprom hat Genehmigungsanträge vor Anfang 2017 angekündigt – | |
könnte Schweden aufgrund des internationalen Seerechts Nord Stream 2 nicht, | |
so die Einschätzung aus Stockholm. | |
Lars O. Grönstedt, der als schwedischer Berater für Nord Stream 2 fungiert, | |
kritisierte den schwedischen Beschluss als „fragwürdig und verblüffend“. | |
Man werde nun gezwungen sein, die Pipelinerohre auf Rügen – dort sind die | |
ersten bereits eingetroffen – und in russischen beziehungsweise finnischen | |
Häfen zu lagern und von dort aus zu transportieren. Die Realisierung des | |
Baus werde das nicht infrage stellen, diesen aber verteuern. | |
18 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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