Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Designierter US-Finanzminister: Trump beruft Forrest Gump
> Donald Trump ernennt einen eiskalten Wall Street Manager zum
> Finanzminister. Er schickt sich damit an, die Märkte von der Leine zu
> lassen.
Bild: Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel: Jetzt gibt's Steve Mnuchin
Berlin taz | Der neue Finanzminister der Vereinigten Staaten heißt Steven
Mnuchin – eine Personalie mit dem Zeug dazu, die nächste Finanzkrise
deutlich wahrscheinlicher zu machen.
Mnuchin, zuletzt Fundraiser für Donald Trump im Wahlkampf, war 17 Jahre
lang bei Goldman Sachs und ist nun der dritte Ex-Manager der Großbank, der
Finanzminister der Vereinigten Staaten wird. Alle waren dafür bekannt, die
Regeln für die Banken zu lockern: Robert Rubin schaffte 1999 unter Bill
Clinton die letzten Reste des sogenannten Glass-Steagall Acts ab. Das
Gesetz schrieb etwa vor, dass Banken sich entscheiden mussten, klassisch
Kredite an die Wirtschaft und Privatpersonen zu vergeben oder aber mit
Wertpapieren zu zocken. Der zweite war Henry Paulson, der es unter George
W. Bush meisterlich verstand, sämtliche Anzeichen der nahenden globalen
Finanzkrise in den Wind zu schlagen.
Jetzt also der dritte Ex-Goldman-Sachs-Banker, Steven Mnuchin. Der machte
mit einer seiner ersten Äußerungen am Mittwoch gleich klar, wohin die Reise
geht: Er gedenke, die „Volcker Rule“ nicht zu implementieren, sagte er laut
Wall Street Journal.
Übersetzt heißt das: Feuer frei für die Zocker. Die „Volcker Regel“ war …
wahrscheinlich wichtigste Maßnahme der Regierung von Barack Obama, um das
Finanzsystem weniger krisenanfällig zu machen. Sie baute auf der Idee des
oben erwähnten Glass-Steagall Acts auf und verbot es Geschäftsbanken, mit
den Einlagen ihrer Kunden besonders risikoreiche Geschäfte auf den
Wertpapiermärkten zu machen. Benannt ist sie nach dem ehemaligen Chef der
US-Zentralbank, dem heute in New York lebenden Paul Volcker. Seine Regel
gilt als einer der zentralen Lehren der Finanzkrise von 2008.
Die Regel ist zwar bereits 2010 beschlossen worden, doch bis heute
verzögern die US-Großbanken die Umsetzung. Jetzt könnten sie das lästige
Gesetz gleich wieder loswerden.
Trump kassiert mit der Berufung von Steven Mnuchin auch eines seiner
zentralen Wahlkampfversprechen. Monatelang warf er seiner demokratischen
Kontrahentin Hillary Clinton vor, zu enge Verbindungen zur Wall Street zu
haben. [1][In einem Wahlwerbespot] prangerte Trump eine „globale
Machtstruktur an“ (im Bild: Angela Merkel, vermutlich auf einem
G20-Gipfel), die für die wirtschaftlichen Entscheidungen verantwortlich
sei, die die Amerikaner bestehlen. Das Geld verschwinde in den Taschen
„einer Hand voll großer Konzerne“ – im Bild zu sehen ist der Chef von
Goldman Sachs. Jetzt ist ein ehemaliger Manager der Bank Trumps
Finanzministier.
Der 53-Jährige Mnuchin ist zwar seit 2002 nicht mehr bei Goldman, doch auch
seine Geschäfte danach sind knallhart. Er gründete eine Investitionsfirma,
Dune Capital Management, und eine Produktionsfirma, Dune Entertainment
Partners, mit denen er unter anderem Filme wie „Avatar“ oder die
„X-Men“-Reihe finanzierte.
Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise kaufte Mnuchin den Insolventen
Immobilienfinanzierer IndyMac, benannte ihn in OneWest Bank um und
verdiente mit diesem Deal [2][nach Schätzungen von Bloomberg] 200 Millionen
Dollar. Die Bank habe allein in Kalifornien 36.000 Familien wegen
Insolvenzen aus ihren Wohnhäusern geschmissen statt die Verträge neu zu
verhandeln, hat die [3][NGO California Reinvestment Coalition]
recherchiert.
Die linke Senatorin Elizabeth Warren nannte Mnuchin den „Forrest Gump der
Wall Street“. „Er hat es geschafft bei sämtlichen schlimmen Geschäften
mitzumischen“, sagte Warren [4][nach Angaben des Onlinemagazins Politico].
30 Nov 2016
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=vST61W4bGm8
[2] http://www.bloomberg.com/politics/articles/2016-11-22/trump-treasury-conten…
[3] http://www.calreinvest.org/news/california-reinvestment-coalition-responds-…
[4] http://www.politico.com/tipsheets/morning-money/2016/11/dems-to-unload-on-m…
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
Donald Trump
Finanzpolitik
Wall Street
Schwerpunkt Finanzkrise
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Donald Trump
Japan
Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt Brexit
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nachruf auf US-Notenbankchef Volcker: Der Anhänger der Schocktherapie
Er besiegte die Inflation und stürzte die USA in die Krise. Nun ist Paul
Volcker, langjähriger Präsident der US-Notenbank Fed, gestorben.
Trump entschärft Bankenregelungen: Todesstoß für Finanzreform
Der Boss im Weißen Haus kippt Regeln, die neue Finanzkrisen verhindern
sollen: Trump erleichtert somit Spekulationsgeschäfte der Banken.
Debatte Trumps Wirtschaftspolitik: Der Präsident der Milliardäre
Donald Trump betreibt Wirtschaftspolitik, als sei sie ein Werbespot. Sein
Programm ist eine Selbstbereicherung für Milliardäre.
Neues aus dem Hause Trump: Big Deal with Japan
Eine Investition eines japanischen Konzerns soll Jobs in den USA schaffen.
Die Air Force One ist Trump zu teuer und Mattis ist jetzt offiziell für das
Pentagon nominiert.
Trump nominiert Ex-General Mattis: „Mad Dog“ als Verteidigungsminister
Ex-General James Mattis soll an die Pentagonspitze. Er steht für eine harte
Linie gegenüber Ländern wie Iran und Russland. Es gibt aber noch ein
rechtliches Problem.
Kommentar US-Wahlknatsch: Alle profitieren vom System
Trump posaunt herum, bei der Wahl seien Millionen Stimmen illegal abgegeben
worden. Eine Revision des US-Wahlsystems wäre tatsächlich nötig.
Biograf über Trumps Charakterzüge: „Lächerlich großes Ego“
David Cay Johnston hält den gewählten US-Präsidenten für einen
unreflektierten Choleriker. Die Verfassung könne ihn aber überleben.
Wirtschaftspolitik der USA: „Da liegt Trump auch mal richtig“
Der Chef des Washingtoner Thinktanks CEPR, Mark Weisbrot, hält den
Republikaner Donald Trump zwar für eine schreckliche Wahl. Er findet aber
auch Positives.
Kommentar EU nach der US-Wahl: Widerstand geht anders
Die EU kann sich nicht einigen, wie sie mit Trump umgehen soll. Stattdessen
lässt sie sich von London treiben – trotz Brexit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.