Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Anschlag auf Moschee in Dresden: Der Bombenleger ist wohl Pegidist
> Kurz vor der Einheitsfeier gab es in Dresden einen Anschlag auf eine
> Moschee. Nun hat die Polizei einen Verdächtigen gefasst, der Verbindungen
> zu Pegida hat.
Bild: Die Tat ist wohl aufgeklärt: Die Tür der Moschee nach dem Anschlag
Dresden dpa/taz | Der mutmaßliche Attentäter, der in der Woche vor den
Einheitsfeiern in Dresden Anschläge auf die Fatih-Camii-Moschee und das
Internationale Kongresszentrum verübte, ist gefasst. Nach Angaben der
Generalstaatsanwaltschaft wurde der 29-jährige Nino K. am Freitag dem
Haftrichter vorgeführt.
Die Beweise wiegen schwer: Laut Generalstaatsanwaltschaft stimmt die DNA
des 30-Jährigen mit der von der Spurensicherung überein. Bei zwei
Wohnungsdurchsuchungen in Dresden wurden zur Herstellung von Brand- und
Sprengvorrichtungen geeignete Gegenstände gefunden.
In Hessen auf Montage festgenommen, sitzt der Tatverdächtige nun in Dresden
in Untersuchungshaft. Verantworten soll er sich wegen des „Herbeiführens
von Sprengstoffexplosionen“. Auch eine kurz vor den Einheitsfeiern
gefundene Bombenattrappe soll er abgelegt haben. „Wir gehen davon aus, dass
er allein gehandelt hat“, sagt Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein. Hinweise
auf Helfer oder eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe gebe es nicht.
Ganz losgelöst von der auch in Umfragen belegten besonders
fremdenfeindlichen Stimmung in Sachsen will die Extremismusexpertin der
Linksfraktion, Kerstin Köditz, den Fall nicht sehen. Er zeige, „wie wenig
Substanz die vom sächsischen Verfassungsschutz eigens zur Verhätschelung
Pegidas eingeführte Unterscheidung von „asylkritischem“ und
„asylfeindlichem“ Protest hat“. Die Übergänge zum Rassismus seien flie�…
sagt Köditz. „Die Radikalisierung von rechts führte im vorliegenden Fall –
nicht zum ersten Mal in Sachsen – offenbar zum Rechtsterrorismus.“
Köditz bezieht sich auf eine Rede des Beschuldigten bei Pegida im Juli
vergangenen Jahres. Ein Mitschnitt davon ist im Internet zu finden. Er
„gehöre laut Spiegel zum harten Kern der Pegida“, sagt der damals
28-Jährige darin sichtlich stolz vor den rund 2.500 vor ihm versammelten
Menschen auf dem Dresdner Altmarkt. In einem von ihm verlesenen Brief
wendet er sich direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Sie lassen
kriminelle Ausländer Drogen verkaufen. Sie lassen faule Afrikaner, anstatt
ihre Länder aufzubauen, unsere Sozialkassen plündern“, poltert er.
## Lutz Bachmann distanziert sich
Der Islam sei die „größte Massenvernichtungswaffe“, fährt er fort. Und
schon damals droht er mit Gewalt: „Wenn Sie wollen, dass es in Deutschland
und in Europa zum Bürgerkrieg kommt, dann machen Sie nur so weiter. Aber
dann Gnade Ihnen Gott, denn von uns werden Sie keine Gnade erhalten.“
Pegida-Anführer Lutz Bachmann forderte damals zu einem „Riesenapplaus für
unseren Nino“ auf.
Bachmann ging am Freitag schnell auf Distanz zu seinem Redner von damals.
„Wenn er es war, dann bitte einsperren und Schlüssel wegwerfen“, schreibt
er bei Facebook – aber nicht, ohne die Tat gleich noch zu relativieren:
„Egal ob da nur etwas Ruß an die Wand geschmiert wurde oder ein Böller
gezündet!“
In der Fatih Camii-Moschee im Stadtteil Cotta bereitet sich Imam Hamza
Turan auf das Freitagsgebet vor, als die Reporter ihn umlagern und wissen
wollen, was er von der Festnahme hält. Glücklich sei er, lässt er von einem
per Handy zugeschalteten Dolmetscher aus dem Türkischen übesetzen.
Viel mehr will Turan aber nicht sagen, auch keine Fotos von sich machen
lassen. Zu viele Anfeindungen habe er erleben müssen, als er sich
öffentlich zeigte, nachdem Ende September der Sprengsatz vor der Tür
explodiert war, hinter der er mit seiner Frau und den beiden Söhnen lebt.
Und nicht nur gegen ihn: Auch sein Sohn werde deshalb in der Schule
gemobbt.
9 Dec 2016
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Schwerpunkt Pegida
Dresden
Bombenanschlag
Moschee
Dresden
Sprengstoffanschlag
Schwerpunkt Ostdeutschland
Polizei Berlin
Schwerpunkt Angela Merkel
Lesestück Recherche und Reportage
Sprengstoff
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach Anschlag auf Dresdner Moschee: Mehr als neun Jahre Haft für Nino K.
Vor knapp zwei Jahren hatte der ehemalige Pegida-Mann einen Anschlag auf
die Fatih-Camii-Moschee verübt. Nun muss er fast zehn Jahre ins Gefängnis.
Prozess um Moscheeanschlag in Dresden: Angeklagter legt Geständnis ab
Nino K. räumt ein, vor der Feier zum Tag der Deutschen Einheit 2016
Sprengvorrichtungen vor einer Moschee abgestellt zu haben. War es
versuchter Mord?
Nach Anschlag auf Moschee in Dresden: Anklage erhoben
Im Vorfeld des Tags der Deutschen Einheit verübten Unbekannte im
vergangenen Jahr einen Anschlag auf eine Moschee. Die Staatsanwaltschaft
erhebt nun Anklage.
Debatte Umgang mit Geflüchteten: Cool wie Crottendorf
Wäre Deutschland wie Crottendorf, wär's ein besseres Land. Im Erzgebirge
gelingen Räuchermännchen – und die Integration von Geflüchteten.
Abmahnung gegen Pegida-Polizisten: Richter findet Ironie bei Polizist
Ein LKA-Beamter spricht bei rechten Kundgebungen und wird dafür abgemahnt.
Zu Unrecht, sagt ein Richter. Die Meinungsfreiheit gehe vor.
Einheitsfeier in Dresden: Roth entsetzt über „brutalen Hass“
Die Grünen-Politikerin war bei der Feier beschimpft worden. Ein Polizist
dagegen hatte der Pegida-Demonstration einen „erfolreichen Tag“ gewünscht.
Dresden vor dem 3. Oktober: Bauzaun in den Köpfen
In der Stadt gab es zuletzt zwei Sprengstoffanschläge. Nun wird in Dresden
der Tag der Einheit gefeiert. Ein Besuch zwischen Brücken und Gittern.
Vor der Einheitsfeier in Dresden: Sprengsatz-Attrappe gefunden
In Dresden ist eine Sprengsatz-Attrappe gefunden worden. Ein privater
Sicherheitsdienst hatte den Gegenstand an der Marienbrücke entdeckt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.