| # taz.de -- Einheitsfeier in Dresden: Roth entsetzt über „brutalen Hass“ | |
| > Die Grünen-Politikerin war bei der Feier beschimpft worden. Ein Polizist | |
| > dagegen hatte der Pegida-Demonstration einen „erfolreichen Tag“ | |
| > gewünscht. | |
| Bild: Die Feier ist rum, die Luft ist raus | |
| Hamburg/Dresden afp/dpa | Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth hat die | |
| fremden- und demokratiefeindlichen Proteste zum Tag der Deutschen Einheit | |
| in Dresden scharf verurteilt. „Dieser offen gezeigte, organisierte und | |
| brutale Hass machte vor keiner Obszönität mehr Halt, und es war nur ein | |
| kleiner Schritt bis hin zur physischen Gewalt“, sagte die | |
| Grünen-Politikerin am Montag dem „Spiegel“. „Heute in Dresden konnten al… | |
| sehen, dass wir ein echtes Demokratie-Problem in diesem Land haben. Es | |
| rächt sich nun, dass viele das jahrelang nicht wahrhaben wollten und immer | |
| wieder beschönigten.“ | |
| Die Einheitsfeiern in der sächsischen Hauptstadt waren am Montag von | |
| pöbelnden Demonstranten überschattet worden, die unter anderem | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschimpften. Roth selbst geriet nach | |
| eigenen Angaben mit einer Gruppe aneinander, die der Grünen-Politikerin die | |
| „Vernichtung Deutschlands“ vorwarf. Auch die antiislamische Pegida-Bewegung | |
| hatte in Dresden Proteste organisiert. | |
| „In Teilen unseres Landes kippt gerade etwas weg“, sagte Roth. „Wenn die | |
| Politik das nicht endlich begreift, dann müssen wir um unser friedliches | |
| Zusammenleben ernsthaft fürchten.“ Sie forderte „eine ernst gemeinte, | |
| dauerhaft finanzierte und massiv organisierte Demokratie-Offensive in | |
| Sachsen und an allen anderen Orten, an denen sich dieser Hass zeigt oder | |
| ankündigt. Es ist 5 vor 12“, sagte Roth. | |
| Die Dresdner Polizei ist trotz der Ausschreitungen von Pegida-Anhängern bei | |
| der zentralen Feier mit dem Verlauf zufrieden. Die vergangene Woche habe | |
| den Sicherheitskräften aus Sachsen und 13 weiteren Bundesländern „alles | |
| abverlangt“, resümierte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar am | |
| Montagabend – auch mit Blick auf Sprengstoffanschläge auf eine Moschee und | |
| das Dresdner Kongresszentrum wenige Tage vor dem Fest. „Uns ist ein Spagat | |
| zwischen einem bürgernahen bunten Fest und der erforderlichen Sicherheit | |
| gelungen.“ | |
| Doch die Polizei sieht sich Kritik ausgesetzt. Zwar kam es nicht zu | |
| Zusammenstößen bei einem Pegida-Aufmarsch mit bis zu 5.000 Menschen und | |
| Gegendemonstranten. Für Irritationen sorgte jedoch die Ansage eines | |
| Polizeiführers, der den Pegida-Anhängern nach Verlesung der | |
| Demonstrationsauflagen einen „erfolgreichen Tag“ gewünscht hatte. Die | |
| Polizeidirektion ging später auf Distanz dazu. Diese Äußerung „entspricht | |
| nicht unserer Philosophie und wird einer Überprüfung unterzogen“, hieß es | |
| in einer Mitteilung. | |
| Nach Angaben der sächsischen Landesregierung kamen an den drei Festtagen | |
| mit 450.000 Menschen weniger Besucher als erwartet in die Dresdner | |
| Altstadt. Kalkuliert hatte sie mit etwa einer dreiviertel Million Besuchern | |
| bei der 4,5 Millionen Euro teuren Einheitsfeier. Immer wieder hatte starker | |
| Regen die Feiern gestört. Schon vor dem Fest hatten Hoteliers von | |
| Stornierungen wegen der angespannten Sicherheitslage berichtet. | |
| 4 Oct 2016 | |
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