# taz.de -- Stichwahl bei Frankreichs Konservativen: Jurist, Rennfahrer und Ins… | |
> Der Anti-Populist François Fillon hat gute Chancen, als | |
> Präsidentschaftskandidat aufgestellt zu werden. Und plötzlich hat er | |
> prominente Fans. | |
Bild: Sogar sein Bodyguard ist besser gekleidet als jeder deutsche Politiker: F… | |
Paris taz | Abgeordneter, mehrmals Minister und vor allem: Premierminister | |
während der fünfjährigen Präsidentschaft von Nicolas Sarkozy – der | |
politische Lebenslauf von François Fillon kann sich sehen lassen. In den | |
Augen seiner Anhänger qualifizieren diese Erfahrungen ihn für das höchste | |
Amt der französischen Staatsführung. | |
Fillon ist zweifellos kein Anti-System-Kandidat, er gehört seit vielen | |
Jahren zu Frankreichs politischem Establishment. Neben schillernden Figuren | |
wie Chirac, Sarkozy oder Le Pen wirkt er immer ein bisschen unscheinbar. | |
Sein spektakuläres Ergebnis in der ersten Runde der Vorwahlen zur | |
Nominierung des Präsidentschaftskandidaten der bürgerlichen Rechten und | |
Mitte am Sonntag beweist jedoch, dass er einem Bedürfnis in der | |
konservativen Wählerschaft entspricht. | |
Plötzlich hat er nur noch Fans. Expräsident Valéry Giscard d’Estaing, | |
Expremier Edouard Balladur, der Interimschef der Partei „Les Républicains“ | |
Laurent Wauquiez und (last but not least) der in der ersten Runde | |
ausgeschiedene Nicolas Sarkozy wollen zu den Paten seiner Nominierung am | |
kommenden Sonntag gehören. Ein Mann, der stets in der zweiten Reihe stand, | |
drängt ins erste Glied. | |
Wer den diskreten und überaus korrekt auftretenden Fillon aus den | |
Fernsehdebatten dieser Vorwahlen kennt, wie er mit stoischer Ruhe die etwas | |
aufgeregten Journalisten zur Ruhe mahnt, kann sich kaum vorstellen, wie | |
dieser in Le Mans, wo er 1954 als Sohn einer Historikerin und eines Notars | |
zur Welt kam, wegen „Disziplinlosigkeit“ mehrfach vom Unterricht | |
suspendiert wurde. Seit seiner Jugend ist Fillon auch Fan von Autorennen | |
und vor allem dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans, an dem er zweimal selber | |
teilnahm. | |
## Mit 28 in der Nationalversammlung | |
Nach einem Studium in öffentlichem Recht in Le Mans und Paris stieg er aber | |
bereits mit 22 Jahren ins politische Rennen ein, zuerst als Assistent eines | |
Parlamentariers und Ministers, dann ab 1981 mit seiner Wahl zum | |
Abgeordneten im westfranzösischen Departement Sarthe, das seine langjährige | |
Wahlbastion werden sollte. 1981 war François Fillon mit 28 Jahren das | |
jüngste Mitglied der Nationalversammlung. | |
Zuvor aber hatte er noch die aus Wales stammende Anwältin Penelope Clarke | |
geheiratet, mit der er fünf Kinder hat. Ab 1993 war Fillon mehrfach | |
Minister in verschiedenen Funktionen. Eine Bildungsreform als | |
Hochschulminister und Versuche, als Sozialminister das Rentensystem und | |
danach als Erziehungsminister das Schulwesen zu reformieren, scheiterten | |
zumindest teilweise am massiven gewerkschaftlichen Widerstand. | |
Seine politische Karriere machte Fillon in der gaullistischen Bewegung, | |
wobei er mit sicherem Instinkt immer auf die jeweils richtigen Personen | |
setzte, wie etwa auf Jacques Chirac und später Nicolas Sarkozy, dessen | |
Premierminister er von 2007 bis 2012 war. | |
Sarkozys Niederlage gegen den Sozialisten François Hollande machte für | |
Fillon den Weg frei für höhere Ambitionen. Weil er den Standpunkt vertreten | |
konnte, er habe als Premier in jenen Jahren nur Sarkozys Anweisungen | |
befolgen müssen und nicht seine eigenen Ideen umsetzen können, fühlt er | |
sich für Sarkozys Bilanz ebenso wenig verantwortlich wie zuvor für Chirac. | |
Die Rechtswähler jedenfalls kaufen ihm das ab. | |
26 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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