# taz.de -- Urwahl der Konservativen in Frankreich: Fillon und Juppé drin, Sar… | |
> Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Konservativen machen | |
> zwei Ex-Premiers unter sich aus. Ex-Präsident Sarkozy ist gescheitert. | |
Bild: François Fillon: Wird er Kandidat der Konservativen, vielleicht sogar Pr… | |
Paris taz | Wieder haben sich die Umfrageinstitute blamiert: Keines hatte | |
dieses Ergebnis der Vorwahlen zur Nominierung des bürgerlichen | |
Präsidentschaftskandidaten in dieser Deutlichkeit erwarten lassen oder gar | |
vorausgesagt. Bei einer sehr hohen Beteiligung von mehr als vier Millionen | |
hat der ehemalige Premierminister François Fillon mit 44 Prozent der | |
Stimmen die erste Runde sehr klar für sich entschieden. Er muss diesen Sieg | |
in einer Stichwahl am nächsten Sonntag gegen Alain Juppé, Bürgermeister von | |
Bordeaux und ebenfalls Ex-Regierungschef, der etwas mehr als 28 % erhielt, | |
noch bestätigen. | |
Was aber bei diesen noch provisorischen Ergebnissen vor allem hervorsticht, | |
ist die Tatsache, dass der frühere Staatspräsident Nicolas Sarkozy (20 | |
Prozent) als Dritter auf der Rangliste bereits im ersten Durchgang aus dem | |
Rennen um die Nominierung ausgeschieden ist. Wenn am Montag die meisten | |
Zeitungen in Frankreich ihre Titelseite dem „Erdrutschsieg“ von François | |
Fillon widmeten, betonen andere und namentlich die Auslandspresse diesen | |
„Sturz“ des Expräsidenten. | |
Es war ein offenes Geheimnis, dass viele BürgerInnen, unter ihnen viele | |
Linkswähler, sich nur an diesen Vorwahlen der Rechten beteiligt haben, um | |
Sarkozy in die Wüste zu schicken. Gemäß einer Analyse des Senders BFM-TV | |
kamen rund 15% der Abstimmenden von links, 8% sollen eher Sympathisanten | |
des rechtsextremen Front National gewesen sein. | |
Sarkozy selbst hat am Sonntagabend diese Niederlage mit erstaunlicher | |
Fairness eingesteckt und sich nur in einer bitteren Bemerkung bei den | |
Medienvertretern „bedankt“. Sie hatten ihm in dieser Vorwahlkampagne nichts | |
geschenkt, sondern in den letzten Tagen vor dem Urnengang unter anderem | |
auch die Affäre um eine mutmaßliche Finanzierung seiner Wahlkampagne von | |
2007 durch den libyschen Machthaber Gaddafi ausgegraben. | |
Noch einmal aber will Sarkozy entscheiden: Für den zweiten Durchgang am | |
kommenden Sonntag unterstützt er – trotz seiner „Wertschätzung für Alain | |
Juppé“ – den Favoriten Fillon, weil dessen Programm ihm „politisch nähe… | |
sei. Fillons Vorschläge klingen in wirtschaftspolitischer Hinsicht liberal, | |
in Familien- und Gesellschaftsfragen dagegen ist er sehr konservativ. Er | |
wurde deswegen namentlich von rechtskatholischen Kreisen wie der Bewegung | |
gegen die Homoehe unterstützt. | |
## Juppé hat erklärt, der Kampf gehe weiter | |
Fillons sehr ruhige, aber auch sehr entschlossene Art im Auftreten, die | |
manchen Beobachtern der Politik eher als langweilig vorkommen musste, hat | |
ihm ganz offensichtlich auch bei bürgerlichen Wählern Punkte eingebracht, | |
die sich eine weniger spektakuläre, aber dafür effiziente Politik und dazu | |
einen Mann im Stil von Maggie Thatcher wünschen. | |
Juppé hat bereits erklärt, der Kampf gehe weiter. Er war von Beginn weg von | |
den Meinungsforschern als Favorit genannt worden und führte die Umfragen | |
seit Monaten klar vor Sarkozy und weit vor Fillon an. Auch er steht | |
politisch klar rechts. Er fordert ebenfalls ein Ende der 35-Stundenwoche, | |
eine Erhöhung des Rentenalters, die Beseitigung der Reichtumssteuer ISF und | |
seine Senkung der öffentlichen Ausgaben durch eine Verminderung der Stellen | |
im öffentlichen Dienst. Im Vergleich zu Fillon aber wirkt er moderat. Dass | |
er unter anderem vom Zentrumsdemokraten François Bayrou unterstützt wurde, | |
scheint ihm im bürgerlichen Lager mehr geschadet als genützt zu haben. | |
Sarkozy hat eine aggressive Kampagne gegen seinen Erzrivalen von 2007 und | |
2012, Bayrou, geführt. | |
Die restlichen vier Kandidaten erhielten alle weniger als 3%. Nathalie | |
Kosciusko-Morizet (2,6%) hat sich bereits für Juppé entschieden, während | |
Bruno Le Maire (2,4%) wie Sarkozy auf die Karte Fillon setzt. Die Stichwahl | |
Fillon-Juppé findet am 27. November statt. Der Sieger hat dann beste | |
Chancen, im Frühling Frankreichs nächster Staatspräsident zu werden. | |
21 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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