# taz.de -- Politische Trump-Fans in Frankreich: Sarkozy ist jetzt Systemgegner | |
> Nicht nur Marine Le Pen sieht sich im selben Lager wie Donald Trump. Auch | |
> Nicolas Sarkozy will nun von der Anti-Eliten-Stimmung profitieren. | |
Bild: Ein bisschen rechts hier, ein bisschen populistisch da, alles für die Wa… | |
PARIS taz | Lakonisch, aber mit einer dicken Sorgenfalte auf der Stirn hat | |
der frühere konservative Premierminister Jean-Pierre Raffarin im TV-Studio | |
Trumps Erfolg bei der US-Präsidentschaftswahl kommentiert: „Bisher dachte | |
man, es gebe so etwas wie eine Linie der Vernunft, die so etwas verhindert. | |
In Wirklichkeit existiert eine solche Linie seit dem Brexit nicht mehr. Das | |
bedeutet, dass in Frankreich Frau Le Pen gewinnen kann.“ Seit dem Triumph | |
eines Populisten in den USA geht das Gespenst eines Wahlsiegs der extremen | |
Rechten in Frankreich um. | |
Die Parteichefin des Front National (FN), Marine Le Pen, war unter den | |
Allerersten, die Donald Trump via Twitter von Herzen gratulierte, noch | |
bevor dessen Sieg überhaupt feststand. Das Ergebnis der | |
US-Präsidentschaftswahlen ist „good news“ für die französische | |
Rechtsextremisten. Die französische Rechte setzt auch auf die populistische | |
Trumpfkarte der Ablehnung des Systems und einer „Elite“, die immer noch | |
glaube, gegen das „Volk“ Recht zu haben. Heute kann sie nur mit | |
triumphierender Schadenfreude spotten über diese desavouierten „Eliten der | |
Politik und der Medien“ und ihre „Versuche, die Meinung zu manipulieren“. | |
Für sie liegt die Analogie zu den USA auf der Hand. Und ihre Gefolgsleute | |
sorgen dafür, dass dies von allen verstanden wird: „95 Prozent der | |
US-Medien machten Kampagne gegen Trump. Alle waren gegen ihn mobilisiert. | |
Erinnert euch das nicht an jemanden?“, fragt der FN-Bürgermeister Steeve | |
Briois aus Hénin-Beaumont. In vielen Punkten überschneidet sich das | |
FN-Programm mit den Wahlversprechen von Trump: namentlich in einer | |
pauschalen und fremdenfeindlichen Ablehnung der Immigration und des Islams | |
und in protektionistischen Vorschlägen für die Wirtschaft. | |
Im Fernsehen macht FN-Chefin Marine Le Pen bereits ungeniert mit den | |
US-Wahlen Propaganda: „Was das Volk will, das kann das Volk auch“, meinte | |
sie, und selbstverständlich weiß in Frankreich niemand besser als sie, was | |
des Volks Wunsch und Wille sei. Fest steht für sie ohnehin, dass der FN und | |
sie als dessen Kandidatin allein qualifiziert seien, die Macht der „Elite“ | |
zu brechen. | |
## Qualifiziert, den Zorn der Leute zu beruhigen | |
Das meint von sich aber auch Nicolas Sarkozy. Er fühlt sich ebenfalls | |
beschwingt von Trumps Erfolg. Er ernennt sich selbst zum „Sprecher der | |
schweigenden Mehrheit, die sagt: Wir haben genug!“ Er spricht von einem | |
„Wundbrand“ in einer „von der Elite mit Beschlag belegten Debatte“ in | |
Frankreich. | |
Nun ist es zweifellos grotesk, wenn ein Politiker, der selbst mehrfach | |
Minister, Parteichef und während fünf Jahren Staatspräsident gewesen ist, | |
sich als außenstehender Systemgegner anbietet. Vor Wochen hat er noch | |
bedauert, „dass 30 Prozent der Amerikaner sich mit Trumps Programm | |
identifizieren. Das sagt viel aus über das ländliche Amerika, und das lässt | |
mich erschaudern.“ Heute meint er, in Frankreich sei er am besten | |
qualifiziert, „diesen Zorn der Leute zu beruhigen“. | |
Er hat aus den US-Wahlen die Lehre gezogen, dass sich die ständige | |
Transgression in der Rhetorik auszahlen kann. Sein parteiinterner Rivale im | |
Rennen um die Nominierung bei den Vorwahlen Ende November, Alain Juppé, | |
warnt dagegen klar vor den „Risiken der Demagogie und des Extremismus für | |
die Demokratie“. | |
Und der Parteichef der Sozialisten, Jean-Christoph Cambadélis, gerät fast | |
in Panik: „Orban, Brexit, AfD in Deutschland und jetzt Trump! Frankreichs | |
Linke ist gewarnt: Wenn sie mit ihren Kindereien fortfährt, bekommen wir Le | |
Pen!“ | |
10 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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