# taz.de -- Regierung plant Tierwohllabel: Glückliche Schweine überall | |
> Landwirtschaftsminister Schmidt will ein freiwilliges staatliches | |
> Tierwohllabel einführen. Der Bauernverband will dieses eng mit der | |
> Initiative Tierwohl verzahnen. | |
Bild: 220 Volt, 16 Ampere | |
HANNOVER/BERLIN dpa/epd | Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt | |
(CSU) hat ein freiwilliges staatliches Tierwohllabel angekündigt. Seine | |
Eckpunkte wurden bereits in Medienberichten öffentlich, der Minister will | |
sie offiziell im Januar 2017 auf der „Grünen Woche“ vorstellen. | |
Das Label soll dem Handel als Kennzeichnungsmöglichkeit für Waren dienen, | |
bei deren Erzeugung höhere Standards als die gesetzlichen zum Tierschutz | |
eingehalten wurden. Es funktioniere damit „vergleichbar wie das staatliche | |
Bio-Siegel“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. „Andere | |
privatwirtschaftliche Tierschutzlabel können neben dem freiwilligen | |
staatlichen Label weiterexistieren.“ | |
Die freiwilligen Maßnahmen aus Wirtschaft und Gesellschaft bräuchten einen | |
bundesweit einheitlichen Rahmen, das künftige Label sei ein Teil davon. Das | |
Siegel kennzeichnet zunächst Schweinefleisch, später voraussichtlich auch | |
Geflügel-, Rindfleisch und Milch. | |
Die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert die Pläne: „Statt die | |
Gesundhaltung aller Tiere gesetzlich durchzusetzen, führt | |
Landwirtschaftsminister Schmidt die Verbraucher mit seinem Tierschutz-Label | |
aufs Wahl-Glatteis“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Matthias | |
Wolfschmidt. „Sein freiwilliges Siegel bedeutet für 80 bis 90 Prozent der | |
Nutztiere: Der Wettbewerb wird den Nutztieren weiterhin millionenfache | |
Schmerzen und Leiden aufbürden.“ | |
Die Tierschutzorganisation ProVieh hingegen begrüßt ein staatliches Siegel, | |
hätte aber einen verpflichtenden Haltungsnachweis wie bei Eiern besser | |
gefunden. „Das wäre viel grundlegender“, sagt Fachreferentin Angela Dinter. | |
## Herkunftskennzeichnung gefordert | |
Das Label sollte nach Ansicht des Deutschen Bauernverbandes eng mit der | |
privatwirtschaftlichen Initiative Tierwohl verzahnt werden. Nur im Verbund | |
könne das staatliche Label „zum Erfolg in der Fläche werden“, sagte | |
Verbandsgeneralsekretär Bernhard Krüsken der Neue Osnabrücker Zeitung. | |
Er betonte: „Ein Parallelsystem würde enorme Kosten verursachen.“ Krüsken | |
forderte die Regierung zudem auf, sich für die Herkunftskennzeichnung von | |
Fleisch stark zu machen. Wer ein Label einführe, sollte auch über die | |
Herkunftskennzeichnung bei Fleisch nachdenken. | |
Der Verbandschef kritisierte im Vorfeld der in Hannover stattfindenden | |
Agrarmesse „Eurotier“ die entstehenden Mehrkosten. Neben denen für die | |
Haltungskriterien müssten die für die Kontroll-Infrastruktur getragen | |
werden. „Solche Kosten sind der Hauptgrund dafür, dass bislang kein Label | |
den Durchbruch in den Massenmarkt geschafft hat“, sagte er und meinte: | |
„Wenn die Ware mit einem Aufpreis von 30 Prozent ins Regal gelegt und | |
versucht wird, die Landwirtschaft mit zehn Cent pro Kilogramm abzuspeisen, | |
dann wird das nicht funktionieren.“ | |
Der Handel zahlt bei der Initiative pro Kilogramm verkauftem Schweine- oder | |
Geflügelfleisch einen bestimmten Betrag in einen Fonds. Daraus erhalten | |
teilnehmende Landwirte Geld, wenn sie in ihren Ställen bessere | |
Haltungsbedingungen schaffen als vom Gesetzgeber gefordert. | |
14 Nov 2016 | |
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