| # taz.de -- Unterstützung für die Peschmerga: Alle Waffen ausgeliefert | |
| > Die Bundeswehr hat den Peschmerga in diesem Jahr 4.000 Gewehre und 200 | |
| > Raketen geschickt. Ob es weiteren Nachschub gibt, ist offen. | |
| Bild: Peschmerga-Soldaten bei der Ausbildung an einer Milan-Rakete | |
| Berlin taz | Am Dienstag vergangener Woche startete am Flughafen | |
| Leipzig-Halle eine Antonow An-124. Die Bundeswehr hatte die | |
| Transportmaschine gechartert. Ihre Fracht: 1.000 G36-Sturmgewehre und knapp | |
| 2,5 Millionen Gewehrpatronen. Ihr Reiseziel: der Flughafen von Erbil im | |
| Nordirak. Dort übergab die Besatzung am Abend die Ladung an Kämpfer der | |
| kurdischen Peschmerga, die sich derzeit vor Mossul am Kampf gegen den IS | |
| beteiligen. | |
| Das war es dann fürs Erste an Waffen aus Deutschland. Im Sommer 2014 hatte | |
| die Bundeswehr den Streitkräften der irakischen Kurdengebiete erstmals | |
| Ausrüstung geliefert. Im Dezember 2015 beschloss die Bundesregierung dann, | |
| den Peschmerga erneut Nachschub zu senden. Der Kern dieses Pakets waren | |
| 4.000 G36-Gewehre, 200 Milan-Panzerabwehr-Raketen und fünf gepanzerte | |
| Dingo-Fahrzeuge. | |
| Nach der Tranche vom vergangenen Dienstag sind nun alle Waffen vor Ort. | |
| Nach Angaben des Verteidigungsministeriums steht nur noch eine Lieferung | |
| mit Sanitätsmaterial und weiteren Patronen für Handfeuerwaffen aus. Ob die | |
| Bundesregierung danach noch einmal neue Rüstungslieferungen beschließt, ist | |
| offen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte am Montag, es gebe | |
| derzeit keine entsprechenden Pläne. Die kurdische Regionalregierung habe | |
| bislang auch keine neue Anfrage gestellt. | |
| Dabei ist es nicht so, dass die Peschmerga-Soldaten die deutschen Waffen | |
| nicht gebrauchen könnten. Mit am gefährlichsten sind für sie derzeit | |
| IS-Kämpfer, die in Fahrzeugen voller Sprengstoff auf gegnerische Stellungen | |
| zurasen. Die deutschen Milan-Raketen eignen sich nach Angaben der | |
| Peschmerga bestens zur Verteidigung gegen solche Selbstmordattentäter. | |
| Auch wenn es derzeit noch keine offizielle Anfrage gibt, wünscht sich daher | |
| auch die kurdische Regionalregierung grundsätzlich weiteren Nachschub. Im | |
| Interview mit der Bild-Zeitung sagte Premierminister Nechirvan Barzani | |
| bereits im Oktober: „Wir sind der deutschen Regierung sehr dankbar dafür, | |
| dass sie uns mit Milan-Raketen ausgestattet hat. Für den Kampf um Mossul | |
| brauchen wir aber weitere Waffenlieferungen.“ | |
| Aus Sicht der Opposition in Deutschland sprechen allerdings auch zwei | |
| Argumente dagegen, die Peschmerga weiter aufzurüsten. Zum einen ist nicht | |
| garantiert, dass die Waffen in den Händen der kurdischen Kämpfer bleiben. | |
| Anfang des Jahres waren Gewehre und Pistolen aus den Bundeswehr-Lieferungen | |
| auf dem irakischen Schwarzmarkt aufgetaucht, effektive Gegenmaßnahmen hat | |
| die Bundesregierung danach nicht ergriffen. Sie lässt sich von der | |
| kurdischen Regionalregierung zwar sogenannte Endverbleibsvereinbarungen | |
| unterschreiben. Deren Einhaltung überprüft sie aber nicht systematisch. | |
| Umstritten ist zudem das Vorgehen der Peschmerga in Gebieten, die sie vom | |
| IS befreit haben. Laut Menschenrechtlern haben die kurdischen Kämpfer in | |
| mehreren Fällen Wohnhäuser sunnitischer Araber zerstört, um diese zu | |
| vertreiben oder an der Rückkehr zu hindern. Der Grünen-Abgeordnete Omid | |
| Nouripour spricht sich daher gegen neue Waffenlieferungen aus. „Wenn den | |
| Sunniten im Irak keine Zukunft gewährt wird, dann werden sie sich den | |
| Dschihadisten zuwenden. Der neueste Bericht von Human Rights Watch zeugt | |
| von mindestens 83 sunnitischen Dörfern, die die Peschmerga zerstört haben. | |
| Die Bundesregierung kann nicht einmal ausschließen, dass dabei deutsche | |
| Waffen eingesetzt worden sind. Deshalb wäre eine weitere Waffenlieferung an | |
| Barzani grob falsch“, sagt Nouripour. | |
| 21 Nov 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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