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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Nüchtern macht das keinen Spaß
> Englands Altstürmer Wayne Rooney ist plötzlich so populär wie schon lange
> nicht mehr. Der Grund? Ein veritabler Vollrausch.
Bild: Wayne Rooney, Kapitän der englischen Nationalmannschaft und Gelegenheits…
Wayne Rooney hat gesoffen. Stockblau und uneingeladen soll sich der
englische Stürmer bei einer Hochzeitsfeier an einen Flügel gesetzt und eher
atonal in die Tasten gegriffen haben. Endlich wieder mal ein Profi von
echten Schrot und Doppelkorn, mag sich da so mancher denken und sich noch
einmal all die schönen Anekdoten von saufenden Kickern ins Gedächtnis
rufen.
Natürlich weiß ein Fußballpopulist wie Jürgen Klopp, Trainer in Liverpool,
ganz genau, wie gut Saufgeschichten beim Fanvolk ankommen. Alle Großen
hätten früher geraucht und gesoffen, sagte er zur Verteidigung Rooneys.
Heute sei das anders, fuhr Klopp fort, da werde professioneller gearbeitet.
Und wer wollte, konnte dem Klopp’schen Satz ein „leider“ hinzufügen.
Es war so und es ist so und es wird wohl immer so sein, dass der Kicker
besonders beliebt ist, der besonders viel säuft. Dass Kevin Großkreutz
seinerzeit ein Liebling der Dortmunder Fans war, lag gewiss nicht an seinen
fußballerischen Fähigkeiten. Während einer Meisterfeier torkelte er von der
Bühne direkt in ein Dixi-Klo, um sich dort auszukotzen. Das werden ihm
seine Fans in Dortmund wohl nie vergessen.
Bei den Fans des FC Bayern München ist der Chilene Arturo Vidal bestimmt
auch deswegen so populär, weil er sich ganz gern mal abfüllt. Für seine
Sufffahrt während der Copa America 2015 schätzen sie ihren Liebling umso
höher ein. Endlich mal wieder ein Bayernspieler, der eine Nacht im Knast
verbringen musste. Die Polizei hatte sich dann doch gewundert, warum Vidal
seinen Ferrari ohne fremde Beteiligung geschrottet hat.
## Kein Herz für Abstinenzler
Und weil wir gerade beim FC Bayern sind, sei hier noch aufgeklärt, warum
der zweimalige Meistertrainer Felix Magath es nie bis in die Herzen der
Münchner Fans geschafft hat. Bei der Meisterfeier 2006 fehlte der Trainer,
was der damalige Manager Uli Hoeneß damit erklärte, dass der Abstinenzler
Magath nach drei Gläsern Schampus und Weißbier am Spielfeldrand abends
einfach nicht mehr konnte. Wie soll so einer Trainer der Herzen werden?
Ins Herz der Bayernfans hat es auch der bemitleidenswerte Verteidiger Breno
nie geschafft, obwohl der Brasilianer seine Depressionen mit Alkohol
wegzusaufen versucht haben soll. Dass er die Münchner Villa, in der er
wohnte, im Rausch abfackelte, brachte ihm Gefängnis ein – und einen
Spitznamen, den man nüchtern gar nicht aussprechen möchte: „Brenno“.
Aber nüchtern macht das Spiel ohnedies keinen Spaß. Deswegen lacht es sich
bis heute so schön über Branko Zebec, der als Trainer von Borussia Dortmund
1982 im Rausch rücklings von der Trainerbank gefallen ist. Und wer ist wohl
der Deutschen Lieblingsschiedsrichter? Genau, Wolf-Dieter Ahlenfelder, der
1975 gut gefüllt mit Bier und Malteser Schnaps in einem Bundesligaspiel
schon nach 32 Minuten zur Halbzeit gepfiffen hatte. Kein Wunder ist es
auch, dass ein Video, das zeigt, wie ein stockbesoffener Schiedsrichter in
irgendeinem Spiel in der Ukraine vom Platz geführt werden muss, auf
[1][YouTube] ein Millionenpublikum gefunden hat.
Schlimm? Es ist vor allem Ausdruck der Fußballkultur, in der Bier einfach
wichtiger ist als koffeinhaltige Limonade. Ach ja, eine Frage hätten wir
noch: Was macht eigentlich Friedel Rausch?
18 Nov 2016
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=tgHQILJvQRA
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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