# taz.de -- Rundgang auf der Frankfurter Buchmesse: Ein Stand wie eine Kleinsta… | |
> Auf der Antiquariatsmesse kostet ein Buch locker ein paar tausend Euro. | |
> Beim Taschen Verlag auch. Dazwischen findet sich Kunst. | |
Bild: Das Buch ist groß, der Künstler auch: David Hockney beim Blättern | |
Frankfurt/Main taz | Das nötige Kleingeld vorausgesetzt, könnte man hier | |
großartige Bücher kaufen. Aber das ist auf der Buchmesse ja verboten – mit | |
einer Ausnahme: der Antiquariatsmesse. Zwei wunderschöne Ausgaben sind mir | |
aufgefallen. Zum einen die Schrift „Idee und Aufbau des staatlichen | |
Bauhauses Weimar“ von Walter Gropius aus dem Jahr 1923 mit einer | |
typografischen Umschlaggestaltung von László Moholo-Nagy. Wirklich noch | |
wunderbar frisch wirkt das satte Schwarz auf dem Cover. Kostenpunkt: 1.750 | |
Euro. | |
Das zweite Buch ist eine echte Kostbarkeit: „Ruinen und Ueberbleibsel von | |
Athen nebst anderen merkwürdigen Altherthümern“ von Leo Roy und Julien | |
David aus dem Jahr 1764. Roy war nach Griechenland gereist, um die alten | |
Ruinen zu vermessen. Das große Format erinnert gleich an den Film „Der Name | |
der Rose“, der Band ist wunderbar erhalten. Da schauen einen locker mal 350 | |
Jahre Buchdruckkunst an. 3.800 Euro. | |
Neben die Antiquariatsmesse hat die Messeleitung die neue Sektion The Arts+ | |
platziert. Das wirkt, als würde man von einem leicht verstaubten Museum | |
direkt in eine dieser quirligen Kunstmessen treten. Nach einem | |
Überraschungsmoment denkt man: reizvoller Gegensatz! The Arts+ ist, wie an | |
einer der Messewände geschrieben steht, eine Kooperation der Buchmesse mit | |
der Kunstsammlerin Christiane zu Salm. Hier stellen etwa das Van Gogh | |
Museum Amsterdam, Künstler wie Ólafur Elíasson, Institutionen wie die Dubai | |
Future Foundation oder das Google Cultural Institute aus – und bringen eine | |
neue, internationale Farbe in die Messe ein. Mit einer einfachen Maßnahme | |
wurde eine arty wirkende Umgebung geschaffen: Der sonst in den Messehallen | |
übliche Teppichboden wurde weggelassen. Sieht gleich viel roher und | |
moderner aus. | |
Das große Event des Mittwochs war die Präsentation eines riesigen Bands, | |
den der Taschen Verlag mit dem Großkünstler David Hockney herausgibt. Sieht | |
man die Edition auf dem Präsentiertisch liegen, weiß man zuerst nicht | |
recht, ob man sie überkandidelt finden oder ehrfürchtig in die Knie gehen | |
soll. Das 500-seitige Empire-State-Building der Buchkunst misst aufgeklappt | |
stolze eineinhalb Meter, die Farben des Drucks sind, soweit auf den ersten | |
Blick zu sehen, großartig. Gedruckt werden 10.000 Stück, Hockney | |
unterzeichnet alle, 2.000 Euro kostet das Buch, ein verstellbarer | |
Buchständer ist inklusive, denn das Ding wiegt mehr als 30 Kilo. Mal | |
nachgerechnet: Das heißt, wenn der Editionsplan aufgeht, sind das mal eben | |
20.000.000 Euro Umsatz für den Taschen Verlag. Damit ließe sich schon so | |
mancher mittelgroßer Literaturverlag finanzieren. | |
Da wir schon bei den beeindruckendsten Orten der Messe sind: Zwischen dem | |
üblichen Programm – Wolf Biermann am Spiegel-Stand, der diesjährige | |
Büchnerpreisträger Marcel Beyer verplaudert sich am Suhrkamp-Stand – lohnt | |
sich unbedingt ein Besuch des chinesischen Sammelstands in Halle 4.0. Aber | |
was heißt schon Stand? Fast wie eine Kleinstadt für sich wirken die | |
indirekt beleuchteten Regale, die einmal quer durch die Halle fein | |
säuberlich aufgereiht dastehen. Dazu schafft ein hellblauer Teppichboden | |
eine aufgeräumte, lichte Atmosphäre. Eine leichte Anmutung von | |
Science-Fiction hat diese Präsentation, bislang der ausladendste Stand der | |
Messe. | |
19 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Dirk Knipphals | |
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