# taz.de -- Türkische Diplomaten suchen Asyl: Hoffen auf Deutschland | |
> Nach dem Putschversuch wollen mehrere türkische Diplomaten Asyl in | |
> Deutschland. Sie werden offenbar verdächtigt, der Gülen-Bewegung | |
> nahezustehen. | |
Bild: Angst vor seiner Regierung: Der türkische Präsident Erdogan | |
MÜNCHEN afp | Nach dem Umsturzversuch in der Türkei suchen türkische | |
Diplomaten laut Medienberichten Asyl in Deutschland. Es seien mindestens | |
drei Fälle bekannt, darunter offenbar auch ein Militärattaché der | |
türkischen Botschaft in Berlin, berichteten Süddeutsche Zeitung, NDR und | |
WDR unter Berufung auf Regierungskreise. Sie würden von Ankara offenbar | |
verdächtigt, der Gülen-Bewegung nahezustehen, die die türkische Regierung | |
für den Umsturz verantwortlich macht. | |
Seit dem Umsturzversuch Mitte Juli hatte die islamisch-konservative | |
Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan 32.000 Menschen wegen | |
angeblicher Verbindungen zur Bewegung des islamischen Predigers Fethullah | |
Gülen inhaftiert, den sie für den Putsch verantwortlich macht. Zehntausende | |
Soldaten, Polizisten, Ministeriumsbeamte sowie Lehrer und Dozenten wurden | |
suspendiert. | |
Auch zahlreiche kritische Journalisten und Wissenschaftler wurden in Haft | |
genommen. Kritiker werfen der Regierung vor, den gescheiterten | |
Militärputsch als Vorwand zu nutzen, um Gegner zum Schweigen zu bringen. | |
Angesichts der Verfolgung von Regierungskritikern in der Türkei müsse es | |
eine Selbstverständlichkeit für den deutschen Rechtsstaat sein, die Anträge | |
der Botschaftsangehörigen „sorgfältig und wohlwollend zu prüfen“, sagte … | |
innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka. | |
Aus Berliner Regierungkreisen hieß es dem Bericht zufolge, über die | |
Asylanträge der Diplomaten sei noch nicht entschieden. Es bestehe kein | |
Grund zur Eile, da sie vor Abschiebung geschützt seien, solange das | |
Verfahren laufe. | |
Das Verhältnis zwischen Berlin und Ankara ist seit einigen Monaten | |
gespannt. Im Juni war der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karsioglu aus | |
Berlin abgezogen worden, nachdem der Bundestag die Massaker an den | |
Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich | |
während des Ersten Weltkrieges als Völkermord eingestuft hatte. Die | |
türkische Regierung hatte damals scharf gegen den deutschen | |
Parlamentsbeschluss protestiert. | |
Die Türkei hatte nach der Armenier-Resolution auch Besuche von | |
Bundestagsabgeordneten bei deutschen Soldaten auf dem türkischen | |
Luftwaffenstützpunkt Incirlik monatelang verweigert. Erst nach einer | |
Erklärung der Bundesregierung, dass die Armenier-Resolution des Parlaments | |
rechtlich nicht bindend sei, wurde wieder eine Besuchsreise vor wenigen | |
Tagen zugelassen. | |
8 Oct 2016 | |
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