# taz.de -- Altervorsorge von Filmschaffenden: Das wohlverdiente Ruhekissen | |
> Freie Filmschaffende sind bei der Rente auf die Pensionskasse Rundfunk | |
> angewiesen. Das System drohte zu kippen. Nun hat man sich geeinigt. | |
Bild: Die Freischaffenden unter ihnen hätten auch gern ein bisschen Rente | |
Heinrich Schafmeisters Arbeit hat sich gelohnt. Sein Bundesverband | |
Schauspiel (BFFS), bei dem er im Vorstand sitzt, schrieb in den letzten | |
Monaten Brandbriefe an alle Rundfunk- und Fernsehräte, alle für den | |
öffentlich-rechtlichen Rundfunk zuständigen Politiker, alle | |
Ministerpräsidenten und Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Ihr | |
Anliegen: über den drohenden Zusammenbruch der betrieblichen Altersvorsorge | |
für viele Filmschaffende zu informieren. | |
Der Hintergrund: Für viele freie und kurzfristig Beschäftigte im Fernsehen | |
ist die Pensionskasse Rundfunk (PKR) die Hauptversorgung im Alter. Vor | |
allem in letzter Zeit hatten verschiedene Berufsverbände aber Anzeichen | |
dafür entdeckt, dass Leistungen beschnitten werden. Bei der PKR können frei | |
und kurzfristig Beschäftigte eine betriebliche Altersvorsorge abschließen. | |
Sind sie für öffentlich-rechtliche Produktionen tätig – ob direkt für ein… | |
Sender oder über ein Produktionsunternehmen –, bezuschussen die | |
Rundfunkanstalten diese Beiträge wie ein klassischer Arbeitgeber. Eigens | |
dafür sind Teile der Rundfunkbeiträge vorgesehen. Bei ausgelagerten | |
Produktionen erstatten ARD und ZDF den Produzenten die Anstaltsbeiträge, | |
die an die PKR gezahlt wurden. | |
Da es aber immer weniger TV-Produktionen gibt, die ein | |
öffentlich-rechtlicher Sender allein finanziert, weil Förderungen mit | |
einfließen oder andere Geldgeber sich beteiligen, entstand bei den | |
Produzenten Unsicherheit darüber, ob und wie viel von den Beiträgen, die | |
sie in Vorleistung für ihre Beschäftigten an die PKR zahlen, von ARD und | |
ZDF erstattet werden. | |
Die Folge: Beiträge für die Versicherten, die bei diesen Produktionen tätig | |
waren, wurden gar nicht mehr abgeführt, so Heinrich Schafmeister. Er | |
kritisierte, dass vor allem die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten | |
„die Hauptnutznießer“ davon seien, denn sie hätten ja dafür die | |
Rundfunkgebühren bereits mit der Auflage „kassiert“, ihren Beitrag zur | |
betrieblichen Altersvorsorge der freien Mitarbeiter zu leisten. | |
Dabei ist völlig unstrittig: Die komplette TV- und Filmbranche könnte ohne | |
die unzähligen freien oder befristet beschäftigten Kreativen nicht | |
existieren. Allerdings schauen viele dieser Freien mit Schrecken auf die | |
Altersbezüge, die sie zu erwarten haben. Das zeigt auch eine Umfrage im | |
Auftrag des Dachverbandes der Film und Fernsehschaffenden: Rund 3.800 | |
Kreative hat Langer Media befragt, und nur 11 Prozent sehen sich für ihr | |
Alter ausreichend abgesichert. | |
Jetzt ist es zur Einigung gekommen: Die Kosten der Pensionskassenzahlungen | |
bei Auftragsproduktionen werden von den Öffentlich-Rechtlichen vollständig | |
übernommen, bei geförderten Produktionen anteilig. „Für uns Produzenten | |
herrscht jetzt endlich Rechtssicherheit darüber, für welche Produktionen | |
Pensionskassenbeiträge zu leisten sind“, freut sich der | |
Produzentenallianz-Vorsitzende Alexander Thies. Und auch Schafmeister ist | |
zufrieden: „Sie ist für uns von Vorteil, und mit ihr entsteht für die | |
Beteiligten wieder Rechtssicherheit.“ | |
5 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Wilfried Urbe | |
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