# taz.de -- Wahl in Berlin: Seltene Schlangen in den Wahllokalen | |
> Alles deutet auf eine höhere Beteiligung hin: Bis Nachmittag hatten | |
> deutlich mehr BerlinerInnen als 2011 ihre Stimme abgegeben. Nutzt das nur | |
> der AfD? | |
Bild: Jede Stimme zählt: Wahllokal in Berlin | |
Liegt es nur am perfekten Abstimmungswetter? Bei der Wahl zum Berliner | |
Abgeordnetenhaus deutet alles auf eine deutlich gestiegene Wahlbeteiligung | |
hin. Bis 12 Uhr hatten nach Auskunft der Landeswahlleiterin bereits über | |
ein Viertel der rund 2,5 Millionen Berliner Wahlberechtigten ihre Stimme | |
abgegeben, rund sechs Prozentpunkte mehr als zur gleichen Zeit vor fünf | |
Jahren. Um 16 Uhr lag sie bereits bei 53,1 Prozent und damit 7,1 | |
Prozentpunkte höher als 2011. | |
Vor fünf Jahren hatten insgesamt 60,2 Prozent der stimmberechtigten | |
BerlinerInnen gewählt, das war die zweitniedrigste Beteiligung seit der | |
ersten gemeinsamen Wahl zum Abgeordnetenhaus 1990. 2016 dürfte dieser | |
Anteil deutlich übertroffen werden. | |
Die höchste Wahlbeteiligung zur Mittagszeit wurde mit 27,4 Prozent aus | |
Steglitz-Zehlendorf gemeldet, die niedrigste aus Mitte mit 22,2 Prozent. | |
Die stärksten Zuwächse bis dahin verzeichneten hingegen andere Bezirke: In | |
Pankow und Lichtenberg betrug der Zuwachs jeweils 7,4 Prozentpunkte. | |
In vielen Wahllokalen bildeten sich bereits am Morgen Schlangen. Und es | |
waren nicht nur die RentnerInnen, die an die Urnen drängten. In Prenzlauer | |
Berg nutzten vielen Familien mit Kindern bereits den morgen für einen | |
Ausflug ins Wahllokal. Eine Wahlhelferin dort berichtete, in den ersten | |
drei Stunden hätten mehrere, auch ältere Personen gewählt, die nach eigener | |
Aussage vorher noch nie zur Wahl gegangen seien. | |
Auch Politpromis mussten bei der Stimmabgabe warten, darunter der | |
Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), wie auf Twitter | |
veröffentlichte Fotos zeigten. Und Ex-SPD-Chef Jan Stöß, der in Mitte um | |
ein Direktmandat kämpft, twitterte gegen 13 Uhr: „Ich habe noch nie so | |
gerne 20 Minuten gewartet wie in der Schlange in meinem Wahllokal.“ | |
Fraglich ist indes, wem die stärkere Beteiligung nutzt, mit der bereits vor | |
dem Wahltag gerechnet worden war: In den meisten Bundesländern, in denen | |
die AfD erstmals zur Wahl antrat, hatte sie für eine deutlich gestiegene | |
Beteiligung gesorgt und vor allem einstige Nicht- und Protestwähler | |
mobilisiert. In Rheinland-Pfalz war die Beteiligung bei der Wahl Mitte März | |
um 8,6 Prozentpunkte gestiegen, bei der parallel abgehaltenen Wahl in | |
Sachsen-Anhalt um 10 Prozentpunkte, ebenso bei der Wahl in | |
Mecklenburg-Vorpommern vor zwei Wochen. | |
In Berlin hatte zuletzt alle Parteien links von der AfD ihre AnhängerInnen | |
aufgerufen, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen, um die erwarteten | |
Stimmgewinne für die Rechtspopulisten ausgleichen zu können. Laut Umfragen | |
kann die AfD mit 12 bis 15 Prozent rechnen. | |
18 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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