# taz.de -- Energiewende in Marokko: Moscheen mit Sonnenstrom | |
> Ein Signal für den UN-Klimagipfel in Marrakesch: Die Gebetshäuser des | |
> Landes werden auf erneuerbare Energien umgerüstet. | |
Bild: Das Minarett der Koutubia-Moschee in Marrakesch im Gegenlicht | |
Madrid taz | Marokkos Moscheen werden grün. 600 Gebetshäuser sollen – so | |
kündigte das Ministerium für religiöse Angelegenheiten in Rabat an – bis | |
Frühjahr 2019 komplett auf erneuerbare Energie umgerüstet werden. | |
Bis Ende dieses Jahres sollen vor allem in Ballungsgebieten wie Rabat, | |
Casablanca, Fez und Marrakesch bereits die ersten 100 Gebetshäuser im | |
Reiche des Königs Mohamed VI. Solarzellen auf dem Dach erhalten. Ebenfalls | |
per Sonnenenergie sollen sie mit Warmwasser versorgt werden. Die | |
Beleuchtung wird auf LED umgerüstet. Außerdem werden Klimaanlagen | |
eingebaut. | |
Die betroffenen Moscheen sollen 30 bis 40 Prozent des bisherigen | |
Energiebedarfs einsparen. Die marokkanische Presse spricht vom „Label Grüne | |
Moschee“. Insgesamt stehen über 15.000 Moscheen in Marokko. Die | |
öffentlichen Ausschreibungen für die ersten Bauarbeiten laufen bereits. | |
Das Projekt „Energieeffizienz in Moscheen“ wird von der bundesdeutschen | |
Entwicklungshilfe beratend unterstützt. Partner der Marokkaner ist die | |
deutsche Entwicklungsagentur Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit | |
(GIZ). Diese unterstützt das Projekt im Auftrag des BMZ unter anderem mit | |
technischer Expertise. Das Vorhaben, das auf eine bilaterale Initiative aus | |
dem Jahr 2014 zurückgeht, soll die Bevölkerung für erneuerbare Energien | |
sensibilisieren und Arbeitsplätze, vor allem für junge hochqualifizierte | |
Marokkaner, schaffen. | |
## Hoffen auf Arbeitsplätze | |
„Lokale Firmen sollen dadurch qualifiziert werden, Installations- und | |
Wartungsverträge der öffentlichen Hand zu gewinnen und ihre Produkte und | |
Dienstleistungen zu verkaufen“, heißt es in einer Projektbeschreibung der | |
GIZ. Die marokkanischen Behörden hoffen, dass rund 900 kleine Unternehmen | |
durch das Programm entstehen, die rund 5.000 Arbeitsplätze schaffen. | |
„Zugleich wird das Programm bei der Entwicklung von | |
Sensibilisierungsmaßnahmen beraten“, so die GIZ. Im Zentrum stehe die | |
Berichterstattung in den Medien, „zum Beispiel über die Vorteile der zum | |
Einsatz kommenden Technologien und die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung | |
durch in den Moscheen tätige Multiplikatoren“. | |
Mit der Initiative will Monarch Mohamed VI. vor dem nächsten Klimagipfel | |
der Vereinten Nationen, der im November im südmarokkanischen Marrakesch | |
stattfinden wird, ein Zeichen setzen. Beim letzten Treffen in Paris hatten | |
sich Vertreter der Weltreligionen gemeinsam dazu verpflichtet, erneuerbare | |
Energien zum Schutz der Schöpfung zu unterstützen. Marokkos König Mohamed | |
VI. überwacht alles, was mit Religion zu tun hat, ganz direkt. Er ist lauf | |
Verfassung „Führer aller Gläubiger“ und damit höchste Instanz in Sachen | |
Islam in seinem Lande. | |
Marokko macht seit Jahren durch Großprojekte im Bereich der Solarenergie | |
von sich reden. So weihte Mohamed VI. im Februar in Ouarzazate in der | |
Sahara den weltweit größten Solarpark ein, als dort der erste Bauabschnitt | |
in Form eines Parabolrinnenkraftwerks ans Netz ging. Dieses hat eine | |
Leistung von 160 Megawatt (MW). Bis 2018 sollen drei weitere Bauabschnitte | |
folgen. Auf 3.000 Hektar werden dann 580 MW Kapazität stehen. | |
Marokko will bis 2020 bei 42 Prozent der installierten Gesamtleistung zur | |
Stromerzeugung erneuerbare Quellen nutzen. Dafür wollen der marokkanische | |
Energieversorger ONE und die vom König gegründete Agentur für Solarenergie | |
MASEN insgesamt 2.000 MW an Solarkraftwerken errichten. Hinzu kommt der | |
Ausbau der Windenergie auf ebenfalls 2.000 MW. Auch in die Wasserkraft, die | |
bereits ein Drittel der Gesamtleistung Marokkos produziert, soll mehr | |
investiert werden. | |
20 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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