# taz.de -- Nach der Wahl in Gabun: Kämpfe in der Hauptstadt | |
> Nach der Wiederwahl von Präsident Ali Bongo Ondimba kommt es zu | |
> Ausschreitungen. Die Opposition spricht von Wahlbetrug. | |
Bild: Bereits nach Bongos Wahlsieg 2009 war es zu Plünderungen und Ausschreitu… | |
LIBREVILLE afp | Nach der Ausrufung von Gabuns Staatschef Ali Bongo zum | |
Sieger der Präsidentschaftswahl ist die Lage in dem zentralafrikanischen | |
Land eskaliert. Nach Angaben der Opposition wurden zwei Menschen getötet, | |
als Sicherheitskräfte in der Nacht zum Donnerstag in Libreville das | |
Hauptquartier von Bongos unterlegenem Gegenspieler Jean Ping stürmten. | |
Regierungskritiker hatten zuvor das Parlamentsgebäude in Brand gesteckt. | |
Dichter Rauch stand über der Hauptstadt. | |
„Es gibt zwei Tote und mehrere Verletzte“, sagte Ping am Morgen der | |
Nachrichtenagentur AFP in Libreville. Die Republikanische Garde habe die | |
Oppositionszentrale aus Hubschraubern bombardiert und vom Boden aus | |
angegriffen. Ping hielt sich nach eigenen Angaben bei der Erstürmung nicht | |
in dem Hauptquartier auf, die Angaben zu den Opfern habe er aus „sicherer | |
Quelle“. | |
Der Vorsitzende der Oppositionspartei Nationale Union, Zacharie Myboto, | |
erlebte die Erstürmung nach eigenen Angaben in dem Gebäude mit. Die | |
Sicherheitskräfte seien dabei „extrem gewaltsam“ vorgegangen, berichtete | |
er. Es werde scharf geschossen und Tränengas eingesetzt. | |
Regierungssprecher Alain-Claude Bilie-By-Nze rechtfertigte das Vorgehen der | |
Sicherheitskräfte. In der Oppositionszentrale hätten sich Bewaffnete | |
verschanzt, die zuvor das Parlament angezündet hätten, sagte er. Zudem | |
würden sich dort „hunderte Kriminelle und Ganoven“ verstecken. „Das sind | |
keine politischen Demonstranten, sondern Verbrecher“, sagte Bilie-By-Nze. | |
## Bongos Vorsprung am Mittwoch: 5594 Stimmen | |
In den Straßen Librevilles war ein massives Aufgebot an Polizei und | |
Soldaten im Einsatz, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Es waren Schüsse | |
zu hören. Der Zugang zum Internet war blockiert. | |
Laut dem am Mittwoch veröffentlichten vorläufigen amtlichen Wahlergebnis | |
holte Bongo 49,80 Prozent der Stimmen, während Oppositionskandidat Ping auf | |
48,23 Prozent kam. Bongos Vorsprung lag demnach bei nur 5594 Stimmen. | |
Nach Bekanntgabe des Ergebnisses waren tausende Oppositionsanhänger auf die | |
Straße gegangen, sie lieferten sich Auseinandersetzungen mit den | |
Sicherheitskräften. Dabei wurden mindestens sechs Menschen verletzt. „Ali | |
muss weg!“, rief die Menge. | |
Pings Lager hatte schon vor der Wahl von Betrug gesprochen, weil ein | |
Gericht erlaubt hatte, dass zusätzliche Wählerlisten für Soldaten erstellt | |
wurden. Diese durften auch außerhalb ihres Stimmbezirks wählen. Die | |
Opposition kritisierte, dass dadurch mehrfache Stimmabgaben möglich seien. | |
## Seit fast 50 Jahren herrscht Familie Bongo | |
Landesweit lag die Wahlbeteiligung bei 59,46 Prozent, in der Provinz | |
Haut-Ogooué wurde hingegen eine außerordentlich hohe Beteiligung von 99,93 | |
Prozent registriert. Bongo gewann dort 95,5 Prozent der Stimmen. | |
Die Opposition verlangte eine Neuauszählung der Stimmen. „Es wird schwierig | |
werden, die Leute davon zu überzeugen, diese Ergebnisse zu akzeptieren“, | |
sagte ein Mitglied der Wahlkommission der Nachrichtenagentur AFP. „Wir | |
haben noch nie solche Ergebnisse gesehen, nicht einmal in der | |
Regierungszeit seines Vaters.“ | |
Gabun wird seit fast 50 Jahren von der Familie Bongo beherrscht. Ali Bongo | |
trat das Präsidentenamt 2009 nach dem Tod seines Vaters Omar an, der 41 | |
Jahre lang Staatschef war. | |
Trotz reicher Ölvorkommen lebt ein Drittel der Bevölkerung Gabuns in Armut. | |
Wegen des Niedergangs des Erdölsektors wurden tausende Arbeiter entlassen. | |
Sowohl Ping, der unter Omar Bongo mehrmals Minister war, als auch | |
Amtsinhaber Ali Bongo hatten im Wahlkampf einen Neuanfang angekündigt. | |
1 Sep 2016 | |
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