# taz.de -- Forschungsinstitute bekommen Geld: „Der Hafen allein reicht nicht… | |
> Die grüne Senatorin Fegebank will Hamburg als Wissenschaftsstandort | |
> vermarkten und erhöht die Etats für vier Forschungsinstitute um knapp | |
> eine Million | |
Bild: Standortmarketing-Faktor Friedhof? Der jüdische Friedhof Altona bewirbt … | |
Vier sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen können in Zukunft mit | |
mehr Geld rechnen: Die Etats des Instituts für die Geschichte der deutschen | |
Juden, der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, des Instituts für | |
Friedensforschung und Sicherheitspolitik sowie der Akademie der | |
Wissenschaften werden im nächsten und übernächsten Haushaltsjahr um | |
insgesamt 981.000 Euro erhöht. Nach dem Willen des rot-grünen Senats sollen | |
sie von derzeit zusammen 3,87 Millionen Euro auf rund 4,24 Millionen Euro | |
im nächsten und auf etwa 4,85 Millionen Euro im übernächsten Jahr wachsen. | |
Daraus, dass es bei der Aufstockung der Etats auch um Standortmarketing | |
geht, machte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) keinen | |
Hehl.↓ | |
„Es ist mir ein zentrales politisches Anliegen, die Bedeutung der | |
Wissenschaft und Forschung für Hamburg nach außen sichtbar zu machen“, | |
sagte sie. Forschung, Wissenschaft und Innovation seien fundamental für die | |
Zukunftsfähigkeit der Stadt. | |
Oder, noch deutlicher: „Damit Hamburg zukunftsfähig bleibt, reicht der | |
Hafen nicht aus.“ Warum die Behörde gerade diese Institute ausgewählt hat, | |
begründete Fegebank mit einer Evaluierung, bei der sie besonders gut | |
abgeschnitten hätten. Es handele sich um „Perlen der Wissenschaft“. | |
Die Vorsitzenden der vier Institute zeigten sich erfreut und erleichtert | |
über den Geldsegen. Dabei wurde auch deutlich, wie knapp bei Kasse sie in | |
den vergangenen Jahren waren. Seit 20 Jahren sei der Etat nicht erhöht | |
worden, sagte der Vorsitzende der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Axel | |
Schildt. Die Aufgaben des Instituts, das sich wegen der umfangreichen, | |
öffentlich zugänglichen Bibliothek auch als Serviceinstitut verstehe, seien | |
über die Jahre allerdings immer mehr geworden. | |
„Der Grad an Überarbeitung und Selbstausbeutung war so hoch, dass das nicht | |
lange gut gehen konnte“, sagte Schildt. Mit dem neuen Geld wolle man unter | |
anderem eine neue Wissenschaftler-Stelle finanzieren und die | |
Öffentlichkeitsarbeit verstärken. | |
Auch der Leiter des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, | |
Hans-Georg Erhart, sagte, in den vergangenen Jahren sei die Inflation höher | |
gewesen als der Zuwachs an Mitteln, den sein Institut von der Stadt | |
bekommen habe. Die Kosten für Miete und Personal seien stetig gestiegen, | |
nur der Etat nicht. | |
De facto habe sich das so ausgewirkt, dass das Institut im Durchschnitt | |
jedes Jahr eine halbe Stelle verloren habe. Gerade die Geistes- und | |
Sozialwissenschaften seien in Hamburg immer schlecht ausgestattet gewesen. | |
Insbesondere heutzutage sei das fatal: „Je mehr Probleme die Gesellschaft | |
bekommt – und das ist ja aktuell so – desto mehr sozialwissenschaftliche | |
Erklärungen brauchen wir“, sagte Erhart. Er hoffe, dass durch die Erhöhung | |
eine Trendwende eingeleitet sei, denn „wenn es so weitergeht wie bisher, | |
verkümmern wir“. | |
Von einem Kurswechsel, der darauf ziele, die sozialwissenschaftliche | |
Forschung zu stärken, wollte die grüne Wissenschaftssenatorin nicht | |
sprechen. Ihre Behörde habe sich ganz objektiv auf die Ergebnisse der | |
Evaluation bezogen, die man sich ja anderenfalls hätte sparen können, sagte | |
Fegebank. Und dass es der Anfang eines langen Weges sei. | |
13 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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