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# taz.de -- Uwe Mundlos schrieb für Nazi-Magazin: Rechtschreibfehler verrieten…
> Das NSU-Mitglied soll für das Nazi-Heft eines Zwickauer Spitzels
> geschrieben haben. Medienfeindlich waren seine Texte. Und voller Fehler.
Bild: Uwe Mundlos, ganz rechts: Autor für die Hetzpostille eines V-Manns?
BERLIN taz | Auf ihn haben die Abgeordneten lange gewartet: Richard
Kaldrack. Der Verfassungsschützer wird am Donnerstag vor dem
NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag aussagen – für den Geheimdienst
einer der bisher heikelsten Auftritte. Denn Kaldrack wird noch
unangenehmere Fragen beantworten müssen als bisher gedacht. Schuld ist eine
Zwickauer Neonazi-Postille.
Von 1992 bis 2002 führte Kaldrack, so sein Dienstname, einen der
umstrittensten V-Leute des Bundesverfassungsschutzes: den Zwickauer Ralf
Marschner. Der war eine Neonazigröße, Rechtsrocksänger und Betreiber eines
Szeneladens. Auch leitete er eine Baufirma. Dort soll Marschner laut zwei
Zeugen, einen Mitarbeiter und einen Bauleiter, Anfang der nuller Jahre auch
das NSU-Mitglied Uwe Mundlos beschäftigt haben – während dessen
Untergrundzeit.
Der Verfassungsschutz weist eine Anstellung bisher zurück: Dafür gebe es
„keine Anhaltspunkte“. Auch Marschner behauptet, das Trio nie gekannt zu
haben.
Wirklich nicht? Ein bisher nicht beachtetes Neonazi-Magazin, das der taz
vorliegt, nährt daran erneut Zweifel. „Voice of Zwickau“ heißt es, Macher
war Marschner. Interessant ist eine Ausgabe vom November 1997: Dort geht es
um Szenebands namens „Aryan“ oder „Sturmtrupp“, auf Fotos sieht man Log…
des militanten Netzwerks „Blood&Honour“. Ein Artikel will sich auch
Gesellschaftskritik widmen. „Pressefreiheit, das Recht zu lügen…?“, ist …
überschrieben. Von „multikulturellem Schwachsinn“ schreibt der namenlose
Autor, und dem Glauben der Leute an „alles, was sie in Presse und Rundfunk
vorgesetzt bekommen“.
## Auffällige Pronomenfehler
Dieser Text beschäftigte auch den Verfassungsschutz bereits im Juni 2012.
Markante Rechtschreibfehler wiesen auf einen bestimmten Autor hin,
schlussfolgerte der Geheimdienst damals: Uwe Mundlos. Tatsächlich häufen
sich in dem Artikel Konjunktionen- und Pronomenfehler.
Das schafft eine brisante Verbindung: Ein Text von Mundlos in einer
Broschüre von Marschner – und der V-Mann will den späteren NSU-Terroristen
nicht gekannt haben? Diese Aussage wird immer fragwürdiger.
Zumal der Verfassungsschutz seine Erkenntnis dem NSU-Ausschuss erst jetzt
vorlegte – vier Jahre später. Und das, obwohl sich bereits bis 2013 ein
erster Untersuchungsausschuss im Bundestag mit dem NSU und Marschner
beschäftigte. Auch das BKA erhielt den Hinweis offenbar nicht. Als die
Ermittler jedenfalls Marschner 2012 und 2013 zum NSU-Trio befragten, hakten
sie nicht zur „Voice of Zwickau“ und zu einer möglichen Mundlos-Mitarbeit
nach.
Nun ist es Verfassungsschützer Kaldrack, der beantworten muss, was es mit
dem Artikel auf sich hat – und ob sein Exspitzel nicht doch näher am
NSU-Trio dran war als bisher zugegeben. Jahrelang lebten die
Untergetauchten in Zwickau, von dort aus begingen sie ihre zehn Morde.
Dass sich Mundlos auch als Autor betätigte, wäre kein Einzelfall. Im
Untergrund soll er auch für das Szeneheft „White Supremacy“ anonym drei
Artikel geschrieben haben. Für einen Text bestätigte das auch ein anderer
V-Mann. Wer sich nicht „aktiv am Kampf“ beteilige, heißt es dort
aufwiegelnd, der unterstütze „alles, was sich gegen unser Volk richtet“.
6 Sep 2016
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
Verfassungsschutz
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Uwe Mundlos
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Hans-Georg Maaßen
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