# taz.de -- Nach den Steuernachforderungen: Söder verbrüdert sich mit Apple | |
> Die EU-Kommission entscheidet, sich von Apple Steuern nachzahlen zu | |
> lassen. Das leuchtet dem bayrischen Finanzminister nicht ein. | |
Bild: Mit Apple im Einsatz – der bayrische Finanzminister Markus Söder | |
Brüssel taz | Im Steuerstreit um den US-Computerkonzern Apple | |
bilden sich merkwürdige Fronten. Apple-Chef Tim Cook und Bayerns | |
Finanzminister Markus Söder (CSU) schlugen am Donnerstag | |
gemeinsam auf die EU-Kommission ein, die 13 Milliarden Euro | |
Steuernachzahlung fordert. Dabei fielen auch unfeine Worte. | |
„Total political crap“ sei der Steuerbescheid aus Brüssel, sagte | |
Cook – salopp übersetzt „totale politische Scheiße“. Die | |
Kommission habe die Zahlen zur Steuerlast von Apple aus der Luft | |
gegriffen, die Nachforderung sei „ungültig“. An die irische | |
Regierung appellierte Cook, den Bescheid anzufechten. | |
In Dublin weiß man offenbar noch nicht so recht, wie man mit dem | |
brisanten Fall umgehen soll. Einerseits könnte Irland die | |
Milliardenspritze gut gebrauchen – sie könnte das nationale | |
Gesundheitssystem für ein ganzes Jahr finanzieren. Andererseits | |
möchte die Regierung ihren Ruf als Steuerparadies für US-Konzerne | |
nicht aufs Spiel setzen. Ergebnis: Schweigen. | |
Umso lauter tönte es dagegen aus Bayern, das sich gern als Silicon | |
Valley Deutschlands betrachtet. „Wir brauchen faire Steuerregeln, | |
aber keinen Handelskrieg“, sagte Finanzminister Söder. Und: | |
„Überzogene Forderungen bei gleichzeitigem Abbruch der | |
Verhandlungen über TTIP werden die Handelsbeziehungen massiv | |
belasten.“ | |
Offenbar will Söder auch keine zusätzlichen Steuern von Apple | |
eintreiben, wie das EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe | |
Vestager vorgeschlagen hatte. Nicht einmal eine Prüfung sagte | |
Bayerns Finanzminister zu. Dies trug ihm prompt Kritik ein. Anstatt | |
die „fragwürdige und offensichtlich rechtswidrige | |
Steuervermeidung zu verhindern, macht sich der bayerische | |
Finanzminister mit seiner Haltung zum Komplizen von Apple“, sagte | |
Klaus Ernst, Fraktionsvize der Linken. Leise Töne kamen dagegen aus | |
Brüssel. EU-Kommissarin Vestager beschränkte sich auf den Hinweis, | |
dass ihre Berechnungen auf Angaben von Apple beruhten. Von einer | |
„politischen Entscheidung“ könne keine Rede sein. | |
Ein Politikum ist der Fall Apple schon: Noch im September will | |
Vestager nach Washington reisen, um mit US-Finanzminister Jack Lew | |
zu sprechen. „Business as usual“ ist das nicht. Vielmehr dürfte es | |
jetzt um Deeskalation gehen. | |
1 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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