# taz.de -- Galerieempfehlungen für Berlin: Das lustvolle Ende der Urheberscha… | |
> Brigitte Werneburg empfiehlt die Gruppenausstellung „Over-Painting“ in | |
> der Neuköllner Keith Bar, die auch einen anständigen Whisky serviert. | |
Bild: „Nightcall“, Öl auf Leinwand, 50 x 60 cm (Ausschnitt). Übermalendes… | |
Das [1][Keith] in Neukölln – benannt nach einem Ort in Schottland mit knapp | |
5.000 Einwohnern und drei Whiskybrennereien – ist logischerweise eine | |
Whisky-Bar. Doch daneben schenkt Ken Wiatrek, der Betreiber der Bar, auch | |
deutsches Craftbier aus, mixt hervorragende Cocktails und organisiert im | |
Showroom hinter der Bar Lesungen, Konzerte und Ausstellungen. | |
Aktuell „The Joy of Over-Painting“ also die Freude am Übermalen, die | |
Rezipienten seitig auch Joy Over the Painting, Freude am Gemälde heißen | |
könnte, denn die 47 Leinwände sind allesamt verdammt unterhaltsam. Voll | |
wunderbar kindsköpfiger, surrealer Gespenster, wild entgrenzter | |
Individualstile, gewürzt mit einer Prise sarkastischer Fantasie. | |
Gleichzeitig durchzieht sie ein ersichtlich ernsthafter, freilich mit | |
freundschaftlichem Witz geführter Dialog zwischen den Über/Malenden als da | |
sind: Fritz Bornstück (Mikael Andersen, Kopenhagen), Marlon Wobst und Fee | |
Kleiss (beide Schwarz Contemporary), die dänische Künstlerin Agnete | |
Bertram, Christina Gay (Michaela Helfrich), Philip Grözinger (Sexauer), | |
Illustrator und Kinderbuchautor Sebastian Meschenmoser und Moritz Schleime | |
(Laden für Nichts, Leipzig). Wenn diese spielerisch getauschten Leinwände | |
überzeugen, liegt’s nicht am exzellenten Whisky. | |
Die taz sprach mit Philip Grözinger, der gerne Kölsch trinkt. | |
## Einblick (636): Philp Grözinger, Maler | |
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
Und warum? | |
PG: Mich hat die aktuelle Schau von Heiner Franzen und John Bock „Sandwich“ | |
im Projektraum after the butcher begeistert. In diesem Ladenraum einer | |
früheren Schlachterei haben die beiden zwei komplexe Positionen dicht | |
zusammengerückt. | |
Franzen hat ein Geflecht aus Wandzeichnungen, zappelnden Videoloops und | |
Objekten installiert, in der er Schwarzeneggers Grinseversuche und halbe | |
Shining-Zwillinge aufeinander losjagt. Bock zeigt ein Feld aus variablen | |
Materialien, in das er sich am Eröffnungsabend setzte und | |
Bobby-Fischer-Köpfe knetete und verschenkte. | |
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
Ich gehe gerne in die Bar 3 auf ein Kölsch. Mittwochs ins Larrys zu den von | |
Hannes Grubber kuratierten Shows und zur Artist Night in die wieder | |
eröffnete King Size Bar. | |
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit | |
durch den Alltag? | |
Ich lasse mich gerade von zwei Büchern begleiten. Einmal von Bendedict | |
Wells „Vom Ende der Einsamkeit“ und von Georg Dietz’ „Martin Luther, me… | |
Vater und ich“. Beide auf ihre Art höchst spannend und berührend. | |
Was ist dein nächstes Projekt? | |
Im Moment bereite ich meine Ausstellung „From here to now and back again“ | |
vor. In ihr geht es um Echos von Gesellschaftsutopien aus den 1960–80er | |
Jahren und der Angst vor der Übernahme der Welt durch künstliche | |
Intelligenz. | |
Besonders gern mochte ich bei meiner Recherche daher den Film „Westworld“, | |
das hat sich dann auch ein wenig in meinen Bildern niedergeschlagen. | |
Eröffnet wird sie am 9. September von 18–21 Uhr in der [2][Galerie | |
Sexauer]. | |
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
Freude? | |
Am morgen in das Café „Lass uns Freunde bleiben“ radeln und während ich | |
dort Zeitung lese einen guten Espresso trinken. | |
Text und Interview erscheinen im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und | |
Brandenburg immer Donnerstags in der Print ausgabe der taz | |
24 Aug 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/keithbarberlin/?fref=nf | |
[2] http://www.sexauer.eu/ | |
## AUTOREN | |
Brigitte Werneburg | |
Noemi Molitor | |
## TAGS | |
Kunst Berlin | |
Malerei | |
Einblick | |
wochentaz | |
Hamburg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Künstler über US-Nachrichten: „Die Handgranate im System“ | |
Worte sind bei diesen Moderationen egal. Der Künstler Heiner Franzen | |
beobachtet in seinen Videoprojekten das populistische Script in | |
US-Nachrichten. | |
150. Geburtstag von Mary Warburg: Erst Künstlerin, dann Vergessene | |
Viele kennen sie nur als Ehefrau des Historikers Aby Warburg. Kein Wunder: | |
Die Künstlerin Mary Warburg war bescheiden. Zeit, das zu ändern. |