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# taz.de -- Olympianacht in Rio: Happy End für Rocky IV
> Den Kalten Krieg im Schwimmbecken gewinnen die USA. Die erste
> brasilianische Goldmedaille kommt aus der Favela und Usain Bolt kommt
> auch noch.
Bild: Kalter Krieg aus der Kaulquappenperspektive
Der Wettkampf der Nacht: Die 100 Meter Brust der Frauen – die Neuauflage
des Kalten Krieges und das Remake von Rocky IV. Das ganze Stadion (außer
die russischen Gäste und ihre Verbündeten), die ganze Welt (außer Russland
und seine Verbündeten), alle Kommentatoren (außer die russischen und ihre
Verbündeten) buhen die Russin Yulia Efimova bei deren Eintritt in die
Schwimmhalle aus. Am Ende hängt die, die so gern raushängen lässt, dass sie
Doping auch nicht schlimmer als Alkohol am Steuer findet, zwischen den
Seilen und weint.
Das Rennen wird in die Geschichte eingehen als Beweis dafür, dass das Gute
am Ende doch die bessere Schwimmerin ist: Es gewinnt die US-Amerikanerin
Lily King, die vor dem Rennen klargemacht hatte, dass sie das Verhalten der
russischen Schwimmerin mindestens so eklig findet wie die Kloake in der
Guanabara-Bucht. „Ich habe gezeigt, dass man sauber kämpfen und gewinnen
kann“, sprach die neue Königin der sauberen Schwimmer.
Die Athletin der Nacht: Judoka Rafaela Silva. Sie holte die erste
Goldmedaille für Brasilien. Und die auch noch mit krasser Geschichte: Die
24-Jährige wuchs in einer Favela von Rio auf. „Keiner hat mehr trainiert
als ich. Ich will allen danken, die mich unterstützt haben. Den Leuten, die
mein Leiden miterlebt haben“, sagte sie nach ihrem Sieg. Und ihre Mutter
lieferte ein Statement, mit dem sie sich bei den brasilianischen Zeitungen
als Zeilenkönigin bewerben kann: „Sie ist eine Kriegerin, eine goldene
Kriegerin!“
Das Drama der Nacht: Während des Tennismatchs zwischen dem Argentinier Juan
Martin del Potro und dem Portugiesen Joao Sousa prügelte sich auf der
Tribüne ein argentinischer mit einem brasilianischen Fan. Soldaten der
Nationalgarde mussten eingreifen und die beiden aus dem Stadion
eskortieren. „Wir brauchen Frieden zwischen Argentinien und Brasilien. Das
hier ist kein Fußball“, kommentierte del Potro, der das Match gewann und
ins Achtelfinale einzieht.
Das Zitat der Nacht: „Die ganze Welt war vertreten. Ich bin Sechster
geworden“, Paul Biedermann, nach dem letzten Einzelrennen seiner Karriere
über 200 Meter Freistil.
Die Schlussfolgerungen der Nacht: Erstens sind die US-amerikanischen
Basketballer die coolsten Basketballer der Welt. Aber auch als krasser
Außenseiter (Venezuela) kann man die Bärte so tragen wie die NBA-Stars und
auch mal das erste Viertel mit einem historischen Unentschieden (18:18)
beenden. Zweitens muss man Usain Bolt heißen, um sogar Athlet der Nacht zu
werden, obwohl man gar keinen Wettkampf hat: Bei einer Pressekonferenz, für
die eigens der Konzertsaal eines Kulturzentrums angemietet wurde, kamen
hunderte Journalisten und 14 brasilianische Samba-Tänzerinnen, mit denen
der Jamaikaner auf der Bühne tanzte. Statt eine Frage zu stellen, rappte
ein norwegischer Journalist dann auch noch eine Liebeserklärung an den
schnellsten und lustigsten Entertainer der Welt.
Und sonst: haben die Chinesen festgestellt, dass sie bislang die falschen
Fahnen in Rio benutzt haben. Die 4 kleinen Sterne müssen irgendwie anders
zum großen Stern angeordnet sein als sie es auf den bisher bei Olympia
verwendeten Fahnen tun. Lustig ist, dass die Chinesen die Fahnen
ursprünglich genehmigt hatten. Auch ihnen war die Fehlstellung der kleinen
Sterne, die für die vier Klassen der Arbeiter, Bauern, des städtischen
Kleinbürgertums und des nationalen Bürgertums stehen, gar nicht
aufgefallen. „Man muss schon sehr vertraut mit der chinesischen Flagge
sein, um das zu verstehen“, sagte ein Sprecher des IOC.
9 Aug 2016
## AUTOREN
Doris Akrap
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Usain Bolt
Schwimmen
China
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