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# taz.de -- Olympianacht in Rio: Bodenturnen wie Beyoncé
> Turnerin Rebeca Andrade zeigt krasse Dance Moves. Schwimmer Michael
> Phelps bewegt sich wie ein Hecht. Gold gab's nur für einen der Athleten.
Bild: Schrammte knapp an Bronze vorbei: Turnerin Rebeca Andrade
Der Wettkampf der letzten Nacht: Das Turnfinale der Frauen im
Einzelmehrkampf bot alle Höhepunkte und Dramen, die eines Finales würdig
waren. Die Brasilianerin Rebeca Andrade zeigte eine mitreißende Bodennummer
mit Dance Moves wie Beyoncé, was ihre Konkurrentinnen der nördlicheren
Breitengrade verdammt hüftsteif aussehen ließ, und schrammte knapp an
sensationellem Bronze vorbei. Die Russin Seda Tutkhalyan verschenkte auf
kuriose Weise Edelmetall, indem sie bei gleich zwei Geräten auf dem Hintern
landete, und beängstigend dominante Amerikanerinnen triumphierten mit Gold
und Silber. Die gefühlt gerade schulreifen Chinesinnen gingen derweil
tränenreich leer aus. Frühzeitig endete das Finale für die Brasilianerin
Jade Barbosa, die verletzt abbrechen musste.
Kuriosität der letzten Nacht: Doppel-Gold bei 100 Meter Freistil. In einem
mitreißenden Wettkampf schlugen die US-Amerikanerin Simone Manuel und die
Kanadierin Penny Oleksiak exakt zeitgleich in 52,70 Sekunden an. Streit gab
es nicht, stattdessen teilten die beiden schwesterlich das Treppchen:
„Simone verdient Gold genauso sehr wie ich“, so Oleksiak diplomatisch.
Athlet der letzten Nacht: Michael Phelps. Der Schwimmer dominierte die 200
Meter Lagen wie ein Hecht unter Goldfischen und gewann in der Disziplin zum
vierten Mal in Folge Olympia-Gold. Was, welche Überraschung, noch keinem
anderen Schwimmer gelang.
Athletin der letzten Nacht: Die US-amerikanische Rekord-Rekord-Turnerin
Simone Biles hat sich nicht nur gerade mit überragenden Leistungen ihre
zweite Goldmedaille geholt, sondern gewinnt die Herzen auch mit ihrer
Tellerwäscher-zur-Turnerin-Geschichte. Aufgewachsen in ärmlichsten
Verhältnissen, die Mutter drogensüchtig, der Vater abgehauen, später
adoptiert und zufällig fürs Turnen entdeckt, jetzt an der Weltspitze. Und
nun flirtet, wenn man den Gerüchten glauben darf, auch noch
Hollywood-Schönling Zac Efron mit ihr. Filmreif.
Das Drama der letzten Nacht: Die Tschechen Jonas Kaspar und Marek Sindlar
waren beim Kanu-Slalom eigentlich auf sicherem Weg zur Goldmedaille. Dann
kippte kurz vor Schluss unglücklich das Boot um und versenkte die
Medaillenträume im sprudelnden (und gar nicht grünen) Kanal. „Daran werden
sie sich noch erinnern, wenn sie Großväter sind“, orakelte Kommentator
Peter Gruber. Die kurzzeitig abgesoffenen Tschechen wurden vom ersten bis
auf den drittletzten Platz durchgereicht. Ebenso vom Pech geküsst waren die
Deutschen, die um 34 Hundertstel die Bronzemedaille verpassten.
Schlussfolgerung der letzten Nacht: Mogeln beim Doping ist schon okay, aber
offenbar nicht, wenn man sich zu blöd anstellt. Ein kenianischer Trainer
hat sich bei einer Dopingkontrolle als Athlet ausgegeben. Lief nicht so,
die Sache flog auf und der Trainer nach Hause. Sein Kollege, der
Delegationsleiter des kenianischen Leichtathletikverbandes, sitzt übrigens
bereits in U-Haft, weil er Sportlern den Zeitpunkt von Dopingkontrollen
verraten wollte. Gegen 10.000 Pfund, versteht sich.
Und sonst? Gibt's auch für Deutschland immer mal wieder gute Nachrichten.
Angelique Kerber erreichte im Tennis spielend leicht das Halbfinale; im
Bogenschießen gab es für Lisa Unruh völlig überraschend Silber. Es ist die
erste deutsche Medaille überhaupt in dieser Disziplin.
12 Aug 2016
## AUTOREN
Alina Schwermer
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Michael Phelps
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