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# taz.de -- Olympia im ungarischen Fernsehen: Gold und ein fehlender Name
> Ungarn jubelt über Gold für eine Schwimmerin. Und streitet über einen
> Kommentator, der den Namen einer syrischen Olympionikin nicht erwähnte.
Bild: Kleine Straßenumbenennung zu Ehren der ungarischen Olympiasiegerin im Sc…
Budapest taz | Ungarn ist mal wieder im Freudentaumel. Nicht so wie zu
Zeiten der Fußball-Europameisterschaft, als Zehntausende Menschen die ganze
Nacht auf den Straßen feierten. Aber dennoch. Auf Facebook gratulierten
etwa 170.000 Leute der Schwimmerin Katinka Hosszú, die eine Goldmedaille
über 400 Meter Lagen gewann. Einige Schilder von Hosszú-Straßen (was auf
Ungarisch „Lange Straße“ bedeutet) besprayten Jugendliche mit der
Aufschrift Katinka. Ja, Ungarn ist im Olympia-Fieber. Und viele schließen
bereits Wetten ab, wie viele Medaillen das Team wohl noch in Rio gewinnen
wird.
Doch es gibt nicht nur Grund zur Freude. Für Ärger sorgte ein Auftritt des
Sportkommentators Jeno Knézy im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender M1. Er
hatte am Sonntag, als die 18-jährige Schwimmerin Yusra Mardini aus Syrien
ihren Vorlauf über 100 Meter Schmetterling gewann, nicht den Namen der
Sportlerin genannt.
Mardini gehört einem zehnköpfigen Flüchtlingsteam an, das erstmals bei
Olympischen Spielen antreten darf. Den Namen nicht zu nennen, das sei kein
Vorsatz gewesen, verteidigte sich Knézy auf Anfrage der oppositionellen
Onlinezeitung hvg.hu. Es habe bei der Übertragung mehrere technische
Problem gegeben, und man habe sich während der Sendung um
Schadensbegrenzung bemüht. Außerdem sei dieser Vorlauf ja auch nicht
entscheidend gewesen.
Ungarische Onlinezeitungen und Facebook-Nutzer reagierten empört auf diese
durchsichtigen Erklärungsversuche. So war von Zensur und einem weiterem
Tiefpunkt der Entmenschlichung Geflüchteter in Ungarns
öffentlich-rechtlichen Medien die Rede. Auch das ungarische
Helsinki-Komitee sprach in einer Erklärung von Zensur und einer großen
Schande.
## Ehefrau verprügelt
Jeno Knézy ist der Sohn des gleichnamigen Sportkommentators – eines hoch
geschätzten Fachmanns und einer Legende in Ungarn. Das kann man von Knézy
junior nicht gerade behaupten. 2014 konnte er als Kommentator nicht bei der
Fußballweltmeisterschaft eingesetzt werden, weil er von einem Landgericht
zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt worden, diese dann aber zu
drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt worden war. Er hatte seine Frau
verprügelt.
Die der Regierungspartei Fidesz nahestehenden Zeitungen machten es sich
einfach und fragten: Warum können sich die „linksliberalen“ Blätter nicht
einfach bloß über die Goldmedaillen für Ungarn freuen?
8 Aug 2016
## AUTOREN
Tibor Rácz
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Ungarn
Fidesz
Zensur
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EMtaz Bericht/Analyse
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