| # taz.de -- Russisches Militär im Iran: Widersprüchliche Signale aus Teheran | |
| > Die Stationierung von russischen Kampfjets im Land löst eine | |
| > innenpolitische Debatte aus. Die Regierung Rohani aber hüllt sich in | |
| > Schweigen. | |
| Bild: Neue Freunde: Hassan Rohani und Wladimir Putin bei einem Treffen Anfang A… | |
| Berlin taz | Irans Staatsführung ist gegenüber der patriotisch gesinnten | |
| Bevölkerung in Erklärungsnot geraten. Der Grund ist die Nachricht von der | |
| Stationierung russischer Kampfflugzeuge im westiranischen | |
| Luftwaffenstützpunkt Hamedan. Es ist das erste Mal seit dem Zweiten | |
| Weltkrieg, dass einer fremden Macht erlaubt wird, einen iranischen | |
| Stützpunkt für Luftangriffe zu nutzen. | |
| In Teheran war offenbar nicht einmal das Parlament informiert worden. Der | |
| Abgeordnete Heschmatollah Falahatpischeh verlangte unter Hinweis auf | |
| Artikel 146 der Verfassung eine Sonderdebatte. Die Verfassung verbiete jede | |
| Stationierung fremder Streitkräfte auf iranischem Territorium, selbst wenn | |
| sie friedlichen Zwecken diene, sagte der Abgeordnete. Er wolle nun wissen, | |
| wie die Stationierung von russischen Kampfflugzeugen in Hamedan mit der | |
| Verfassung zu vereinbaren sei und ob man Russland soweit vertrauen könne, | |
| um ihm die Nutzung der iranischen Lufthoheit zu überlassen. | |
| Parlamentspräsident Ali Laridschani stimmte ihm darin zu, dass die | |
| Verfassung die Errichtung von Militärbasen anderer Länder untersage. „Wir | |
| haben weder den Russen noch irgendeinem anderen Land einen Flugstützpunkt | |
| zur Verfügung gestellt“, sagte er. Die enge Zusammenarbeit mit Russland in | |
| der Region, vor allem in Syrien, bedeute nicht, „dass wir Moskau die | |
| Nutzung unserer Militärbasen erlaubt haben“. | |
| Der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für nationale Sicherheit und | |
| Außenpolitik, Alaeddin Borudscherdi, versuchte, die Vereinbarung zu | |
| verharmlosen. Die russischen Langstreckenbomber würden nur auf dem | |
| Stützpunkt landen, um aufzutanken, versicherte er: „Generell gibt es keine | |
| Stationierung russischer Truppen auf dem Territorium der Islamischen | |
| Republik.“ | |
| ## Kein Vertrauen in den Westen | |
| Auffallend ist, dass die Regierung von Hassan Rohani bisher nicht offiziell | |
| zu der Vereinbarung mit Moskau Stellung bezogen hat. Eine für Mittwoch | |
| geplante Pressekonferenz von Außenminister Mohammad Dschawad Sarif wurde | |
| abgesagt. Stattdessen meldete sich Ali-Akbar Velayati, außenpolitischer | |
| Berater von Revolutionsführers Ali Chamenei, zu Wort: „Die Angelegenheit | |
| sollte als eine strategische und notwendige Zusammenarbeit im Kampf gegen | |
| den Terrorismus ausgelegt werden“, sagte er. Die Bedrohung durch den IS | |
| verlange die enge Zusammenarbeit mit Russland. | |
| Velayati sprach von einer „neuen Sicht auf den Osten“ als Grundlage der | |
| Außenpolitik der Islamischen Republik. Dieser Blick verlange eine besondere | |
| Strategie gegenüber Russland und China, wozu auch der Kampf gegen den | |
| Terrorismus gehöre. | |
| Die Abkehr vom Westen und die enge Kooperation mit dem Osten gehörte | |
| bereits in der Regierungszeit von Mahmud Ahmadinedschad zu den | |
| Streitpunkten zwischen radikalen Islamisten, Gemäßigten und Reformern. Nun | |
| scheint die Debatte nach den Versuchen der Regierung Rohani, sich dem | |
| Westen zu öffnen, wieder aktuell geworden zu sein. Probleme bei der | |
| Umsetzung des Atomabkommens haben die Radikalen in ihrer Meinung bestärkt, | |
| dass dem Westen, vor allem den USA, nicht zu trauen sei. | |
| Hinzu kommt, dass Teheran und Moskau über einen Militärpakt verhandeln. | |
| Sollte er zustande kommen, würde Iran unter dem Schutz einer Supermacht | |
| stehen. Daher ist die Stationierung der russischen Luftwaffe im Hamedan | |
| nicht nur militärisch, sondern auch politisch-strategisch von großer | |
| Bedeutung. | |
| 18 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Bahman Nirumand | |
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