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# taz.de -- Obdachlose im Iran: Gräber als Schlafplätze
> Eine iranische Zeitung deckt auf, dass etwa 50 Obdachlose teils seit
> Jahren in leeren Gräbern hausen. Gesellschaft und Politiker reagieren
> entsetzt.
Bild: Ein Abend in Teheran 2014. Die Armut im Iran stieg in den letzten Jahren …
Teheran afp | Ein Zeitungsbericht über Obdachlose, die in leeren Gräbern
hausen, hat im Iran die Wellen der Empörung hochschlagen lassen. Die
Zeitung Scharwand hatte am Dienstag eine Reportage über die rund 50 teils
drogensüchtigen Frauen und Männer veröffentlicht, die in der Stadt
Schahriar, 30 Kilometer westlich von Teheran, in leeren Gräbern
Unterschlupf suchen. Die Reportage mit ihren eindringlichen Fotos
verbreitete sich schnell in den sozialen Online-Netzwerken.
Zahlreiche Nutzer, darunter auch Prominente, reagierten alarmiert und
traurig auf die aufgedeckten Missstände. Der Oscar-prämierte iranische
Regisseur Asghar Farhadi sah sich veranlasst, Staatschef Hassan Ruhani
einen Brief zu schreiben. Durch die Reportage sei sein „gesamtes Dasein
angefüllt mit Scham und Trauer“, schrieb der Filmemacher darin. „Mit diesem
Brief möchte ich meine Scham mit Ihnen und all denjenigen teilen, die
irgendeine Verantwortung in diesem Lande hatten.“
Ruhani reagierte am Mittwoch in einer Fernsehansprache auf diesen
„schmerzlichen“ Brief von Farhadi. Wer könne angesichts von Menschen, die
in Gräbern hausen, „nicht beschämt sein?“, schrieb der Präsident. Er habe
bereits davon gehört, dass in westlichen Ländern Menschen unter Brücken
oder in U-Bahn-Stationen schlafen, „aber nicht in Gräbern“.
„Um diese Angelegenheiten zu lösen, müssen wir alle zusammenstehen und
parteiische Dinge und Differenzen beiseite lassen und die grundlegenden
Probleme des Landes angehen“, appellierte Ruhani an seine Landsleute. Die
örtlichen Behörden wies er an, die Missstände zu beheben.
In einem Folgebericht über die Grabbewohner schrieb Scharwand, dass die
Behörden die Obdachlosen von dem Friedhof vertrieben und ihnen eine Lösung
versprochen hätten. Einige der Betroffenen hatten demnach schon seit zehn
Jahren in den Gräbern gelebt.
„Sind wir keine Menschen“, fragte einer der Obdachlosen in einem von der
Zeitung veröffentlichten Video. Der Mann rief die Behörden auf, ein
Obdachlosenheim in der Gegend zu errichten.
Im Oktober hatte bereits ein Bericht über Obdachlose für Empörung gesorgt,
die in den Abwasserkanälen an Teherans Autobahnen leben. Die Armut im Iran
hat in den vergangenen Jahren zugenommen.
28 Dec 2016
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