| # taz.de -- Debatte über den Doppelpass: Gespaltene CDU | |
| > Henkels Vorstoß gegen die doppelte Staatsbürgerschaft ist umstritten – | |
| > auch innerhalb seiner Partei. | |
| Bild: Rumhängen alleine reicht nicht – Frank Henkel (unten) profiliert sich … | |
| Der Vorstoß von CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel gegen die doppelte | |
| Staatsbürgerschaft wird innerhalb seiner Partei kontrovers diskutiert. | |
| „Menschen sollten nicht in die Zwangslage gebracht werden, sich zwischen | |
| zwei Staatsangehörigkeiten entscheiden zu müssen“, sagte Ersin Nas, | |
| CDU-Kandidat in Spandau, am Donnerstag der taz. Auch wenn man einen | |
| ausländischen Pass behalte, sei der deutsche Pass ein Zeichen, Teil dieser | |
| Gesellschaft zu sein. Nas ist überzeugt: „Die doppelte Staatsangehörigkeit | |
| ist förderlich für die Integration.“ | |
| Hikmet Gülmez, Kandidat in Friedrichshain-Kreuzberg, sieht das ähnlich. | |
| „Man sollte die doppelte Staatsbürgerschaft nicht abschaffen, aber auch | |
| nicht missbrauchen.“ Konflikte etwa in der Türkei dürften nicht in | |
| Deutschland ausgetragen werden. | |
| Andere Berliner Christdemokraten verteidigten Henkel. „Wenn deutsche | |
| Staatsbürger mit wehenden Fahnen für Erdoğan auf die Straße gehen, dann ist | |
| das ein Zeichen von Desintegration“, sagte der integrationspolitische | |
| Sprecher der CDU-Fraktion, Burkard Dregger. Bürger müssten ihrem Staat | |
| gegenüber loyal sein. | |
| Frank Henkel hatte am Mittwoch Forderungen verschiedener | |
| Unionsinnenminister nach Maßnahmen für mehr Sicherheit unterstützt, | |
| darunter auch die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft. „Ich habe | |
| dem Thema Doppelpass schon immer kritisch gegenübergestanden. Niemand ist | |
| gezwungen, seine Kultur aufzugeben, nur weil man sich für einen Staat | |
| entscheidet“, sagte Henkel. | |
| Damit dürfte sich der Innensenator bei mindestens 213.000 BerlinerInnen | |
| unbeliebt gemacht haben: So viele Menschen mit zwei Pässen leben in der | |
| Stadt, die größte Gruppe stammt aus der Türkei. | |
| Henkels Kritiker bekamen gestern Unterstützung von prominenter Seite. Die | |
| doppelte Staatsbürgerschaft funktioniere gut, sagte Bundesinnenminister | |
| Thomas de Maizière, ebenfalls CDU, bei einer Pressekonferenz zum Thema | |
| Sicherheit. „Deswegen sollten wir die Diskussion nicht neu eröffnen.“ | |
| Auch Vertreter anderer Parteien nutzten die Gelegenheit zur Abgrenzung: Der | |
| Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) warf seinem Innensenator gar | |
| vor, sich mehr und mehr „an den rechten Rand der CDU“ zu stellen. Mit | |
| seiner Ablehnung der doppelten Staatsbürgerschaft zeige Henkel, dass er | |
| Berlin nicht verstehe, erklärte Müller am Donnerstag. „Die Abschaffung der | |
| doppelten Staatsbürgerschaft wäre ein massiver Rückschritt in der | |
| Integrationspolitik.“ | |
| Die AfD dagegen unterstützte Henkels Vorstoß – ebenso wie Neuköllns | |
| früherer Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD). Im Inforadio | |
| begründete er die Ablehnung der doppelten Staatsbürgerschaft mit seinen | |
| Erfahrungen in Neukölln: „Ich habe zu oft gehört: Das ist was für die | |
| Deutschen. Wir Türken denken anders.“ | |
| Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg warf Henkel vor, das friedliche | |
| Zusammenleben in Berlin zu gefährden. „Die Union wäre gut beraten, sich im | |
| Bemühen, AfD-Wähler zu erreichen, zu zügeln“, hieß es. Die CDU-Politiker | |
| könnten nicht erklären, was Mehrstaatlichkeit mit Loyalität zur | |
| bundesdeutschen Gesellschaft und Gesetzestreue zu tun habe. (mit dpa) | |
| 11 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Antje Lang-Lendorff | |
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