# taz.de -- Die Inszenierung der Berliner Grünen: Plakative Aussagen en masse | |
> Ab dem Wochenende hängen überall in Berlin die neuen Wahlplakate der | |
> politischen Parteien. Auch die Grünen präsentierten der Presse schon ihre | |
> erste „Großfläche“. | |
Bild: Daniel Wesener, Bettina Jarasch und Ramona Pop vorm neuen Wahlplakat | |
Nun beginnt sie wieder, die Zeit der plakativen Slogans und politischen | |
Kurzinszenierungen, der steilen Thesen und bitte nicht zu hinterfragenden | |
Aussagen. Ab dem Wochenende dürfen die politischen Parteien ihre | |
Werbeplakate für die Wahl am 18. September aufstellen und -hängen. Die | |
Grünen präsentierten ihre erste „Großfläche“, wie das im Werberdeutsch … | |
schön heißt, am Mittwoch und hielten demonstrativ fürs Foto ein paar | |
Klebebürsten in die Höhe. | |
Und natürlich ist das, was auf dem Poster gezeigt wird, nicht wirklich | |
stimmig, zumindest für die klassische grün-affine Klientel. „Berlin geht | |
nur zusammen“ steht da über einem rüstigen Senior mit Schiebermütze im | |
Gegenlicht, der ein wohl sechsjähriges Mädchen auf dem Fahrrad anschiebt. | |
In der Wirklichkeit würde das Mädchen mit dem Opa schimpfen: „Lass das, das | |
kann ich schon lange allein!“ Zu Recht: Die meisten Mädchen in der | |
Innenstadt in dem Alter fahren locker-lässig, manchmal auch mutig-forsch | |
selbst mit dem Rad in die Kita. Zusammen gerne. Aber eben auch allein. | |
Vielleicht wollen die Grünen ja neue Wählerschichten erschließen, also | |
solche, wo kleine Kinder statt Laufrad eher einen Laufstall bekommen?! Dazu | |
würde passen, was sie mit diesen insgesamt rund 350 Großplakaten eigentlich | |
anprangern wollen: die soziale Schere, die in der rot-schwarz regierten | |
Stadt stetig weiter aufgeht. Das ist ein Thema, mit dem die | |
Ex-Alternativen, deren Wählerinnen gern den SUV von Volvo und nicht den von | |
Mercedes oder Honda fahren, bisher nicht unbedingt direkt in Verbindung | |
gebracht werden. | |
„Wohnen und Mieten ist die soziale Frage in Berlin“, betonte dann auch | |
Daniel Wesener bei der Präsentation des Plakats zwischen den | |
Ostplattenbauten an der Leipziger Straße und den vielen teuren Neubauten | |
direkt dahinter. Rot-Schwarz und auch bereits Rot-Rot davor, so der | |
Landeschef und Mit-Spitzenkandidat, habe eine „desaströse Bilanz“ | |
hinterlassen. | |
## Bauen, bauen, bauen | |
Aber weil das – zumindest in dieser Frage – inzwischen alle erkannt haben | |
und „bauen, bauen, bauen“ (O-Ton Frank Henkel) wollen, stellen die Grünen | |
neben die wachsende Stadt die Forderung nach einer „funktionierenden | |
Stadt“, wobei sie das miese Image der Berliner Verwaltung aufgreifen. | |
Gerade jene, die nicht vom wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt | |
profitierten, brauchten zum Beispiel regelmäßig ansprechbare Jugendämter, | |
sagte Ramona Pop, die Fraktionschefin und eine weitere Spitzenkandidatin. | |
Oder ein preiswerteres Sozialticket für den Nahverkehr. | |
Zudem wollen die Grünen für gerechtere Bezahlung sorgen und etwa das Gehalt | |
von Lehrerinnen an Grundschulen jenem von Lehrerinnen an Oberschulen | |
gleichstellen, erklärte Bettina Jarasch, ebenfalls Parteivorsitzende und | |
Spitzenkandidatin (die vierte Spitzenkandidatin weilte noch im Urlaub). Die | |
Komplettumsonstkita wie die SPD sie durchgesetzt hat, lehnte Jarasch ab – | |
vielmehr sollte das Geld für bessere Betreuung verwendet werden. | |
Natürlich kamen einige der in solchen Zeiten nicht so gern gehörten | |
Nachfragen. Was denn die Gleichstellung der Lehrerinnen kosten würde? „Das | |
würde ja nicht von heute auf morgen kommen“, erklärte Pop – ohne Zahlen zu | |
nennen. Wobei die Aussage stimmt. Schließlich werden die Grünen nach dem | |
18. September wenn, dann in einer Koalition regieren. Da gibt’s noch | |
weitere Plakate und Slogans zu beachten. Etwa die der SPD. Sie stellt ihre | |
Poster am Freitag vor. | |
27 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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