# taz.de -- Nato-Gipfel in Warschau: Russische Warnungen | |
> Die Anrainer an der Ostsee sind über die Aktivitäten Moskaus vor ihrer | |
> Küste beunruhigt. Doch Putin sagt, die Nato sei der Agressor. | |
Bild: Putin reicht es: Er will keine neuen Mitglieder in der Nato mehr sehen | |
Moskau taz | Igor Korotschenko, Chefredakteur der russischen Zeitschrift | |
Nationale Verteidigung, hält es für ausgeschlossen, dass Nato und Russland | |
sich in naher Zukunft über etwas „Ernsthaftes verständigen“ könnten und | |
warnt vor Illusionen. Die Nato wolle die Ukraine, Georgien, Moldawien, zu | |
guter Letzt auch noch das kaukasische Aserbaidschan schlucken, meint der | |
Militärexperte. „Strategisch ist die Nato unser Feind.“ | |
Präsident Wladimir Putin formuliert den Konflikt zurzeit weniger scharf. | |
Gerade erst gab er sein Placet zu einer gemeinsamen Sitzung des | |
Russland-Nato-Rats am 13. Juli in Brüssel. | |
Putin, der auch Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte ist, ordnete | |
an, seine Unterhändler sollen auf der Ratssitzung die Frage des | |
Transponder-Einsatzes klären. Über der Ostsee führten Aufklärungsflüge mit | |
ausgeschaltetem Erkennungssystem häufig zu Beinahekollisionen. Darf man | |
dem Kremlchef glauben, knipsen Nato-Maschinen den Radar häufiger aus als | |
russische Jets. | |
Die Anrainer der Ostsee wiederum sind über die Aktivitäten Russlands vor | |
ihren Küsten beunruhigt. Schweden und Finnland nähern sich erneut der Frage | |
eines Nato-Beitritts. Der Kremlchef zögerte nicht und drohte den Finnen | |
letzte Woche gleich mit Gegenmaßnahmen, sollte Helsinki die Nähe der | |
Allianz suchen. | |
## Kurstreckenraketen nach Kaliningrad | |
Dazu gehört auch die Ankündigung, als Reaktion auf Nato-Aktivitäten in | |
Osteuropa Iskander-Kurzstreckenraketen in die russische Exklave Kaliningrad | |
zu verlegen. Damit droht Russland seit Jahren. Die Raketen können mit | |
nuklearen Sprengköpfen bestückt werden und 500 Kilometer zurücklegen. Erst | |
kürzlich wurde die neue Iskander-M eingeführt. Sie hat den Vorteil, dass | |
US-Raketenabwehrschirme wie in Rumänien und in Polen diese Geschosse nicht | |
abfangen können. | |
Die Entsendung von 4.000 Soldaten ins Baltikum und nach Polen wird in | |
Russland als Akt der Aggression dargestellt. Das Außenministerium nannte es | |
„eine sehr gefährliche Verstärkung der Militärmacht recht nahe an unseren | |
Grenzen“. Die vier Bataillone sollen rotieren, um die | |
Nato-Russland-Grundakte nicht zu verletzen. Bereits im Januar kündigte | |
Moskau an, im Süden und an der Westgrenze die Truppen aufzustocken. Im | |
westlichen Militärbezirk sollen sie um mehr als 10.000 Berufssoldaten | |
verstärkt werden. Auch die Armada von 700 Panzern in der Region wartet noch | |
auf Zuwachs. | |
8 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Klaus-Helge Donath | |
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