# taz.de -- EMtaz: Portugals Finaleinzug: Ein Traum, ein Team – und CR7 | |
> Die Portugiesen finden, sie stehen völlig verdient im Finale. Auch | |
> Wales-Coach Coleman sieht das so. Und ein zufriedener Cristiano Ronaldo | |
> erst recht. | |
Bild: Haben das Finale verdient: Ronaldo (l.) – und der restliche Haufen | |
Alle Ronaldo-Fans können erleichtert sein. Das Ego des Ausnahmestürmers ist | |
am Mittwochabend in seiner ganzen imposanten Größe wiederauferstanden. In | |
den Ausscheidungsspielen dieser Europameisterschaft war es ja kaum mehr zu | |
entdecken. Ronaldo zog sich aus seinem Spezialgebiet zurück und unterwarf | |
sich den taktischen Geboten seines Trainers. In Lyon jedoch drehte sich | |
fast alles wieder um Ronaldo. Und seine Augen blitzten vor Glück mit den | |
Kameras um die Wette. | |
Innerhalb von vier Minuten hatte er mit einem wuchtigen Kopfballtreffer und | |
einer Torvorlage entscheidenden Anteil am Einzug der Portugiesen ins | |
Finale. Zudem stellte er mit dem neunten EM-Treffer seiner Karriere noch | |
einen Rekord ein und zog mit dem Franzosen Michel Platini gleich. Völlig zu | |
Recht laufen sie nun am Sonntag im Stade de France in Paris auf, wie der | |
31-Jährige fand. Er zählte auf: „Das Team hat es verdient, ich habe es | |
verdient, Portugal hat es verdient, die Fans haben es verdient.“ Da waren | |
sie also wieder voneinander getrennt. Auf der einen Seite das Team, auf der | |
anderen Ronaldo. | |
Aber man muss sich deshalb keine Sorgen machen, es wird den Zusammenhalt | |
zwischen dem Team und CR7 weiter stärken. Der Mann hatte dringend ein | |
solches Erlebnis gebraucht, um sich wieder weiter zurücknehmen zu können. | |
Und Portugal war an diesem Abend dringend auf seine Durchschlagskraft | |
angewiesen. | |
Wales' Trainer Chris Coleman wusste allerdings auch, dass der | |
Ausnahmestürmer nicht dieses Spiel entschieden hatte. „Portugal ist nicht | |
nur Ronaldo. Sie haben ein gutes System und einen guten Plan“, sagte er. Er | |
geriet geradezu ins Schwärmen, als er von den Südeuropäern sprach und | |
wünschte ihnen den Europameistertitel. Ob das möglich ist gegen Frankreich | |
oder Deutschland? | |
## Ein verzweifelter Gareth Bale | |
„Natürlich“, entgegnete Coleman. „Im Finale gewinnen nicht die besseren | |
Spieler, sondern das beste Team. Ich habe heute Nacht bei Portugal ein Team | |
gesehen.“ | |
Es war der erste Sieg, den die Portugiesen in diesem Turnier innerhalb der | |
regulären Spielzeit klarmachten. Ohne Verlängerung. Ohne Elfmeterschießen. | |
Und plötzlich stehen sie im Endspiel. Dieser Umstand trägt dazu bei, dass | |
viele ihnen nicht diesen Respekt wie Coleman entgegenbringen. | |
Umgekehrt zeigt die Bilanz von Portugal jedoch, wie schwierig es derzeit | |
ist, dieses Mannschaft zu bezwingen. Das Teams ist vor allem in der | |
K.-o.-Runde extrem darauf bedacht ist, seine Defensive nicht zu entblößen. | |
„Wir studieren unsere Gegner, um für unsere Abwehr Überraschungen zu | |
vermeiden“, erklärte Trainer Fernando Santos nach der Partie gegen Wales. | |
Die Portugiesen standen sehr tief und begannen ihren Gegner erst an der | |
Mittelfeldlinie zu attackieren. Mit ihrem laufintensiven Spiel verengten | |
sie die Räume für die Waliser derart, dass sie im ganzen Spiel nur drei | |
Schüsse aufs Tor brachten und zwar lediglich aus weiter Distanz, alle vom | |
immer verzweifelter agierenden Gareth Bale getreten. | |
Die Portugiesen haben in diesem Turnier die Gabe entwickelt, sich auf das | |
Nötigste zu beschränken. Letztlich war dieses Halbfinale in vier Minuten | |
zwischen der 50. und 53. Minute entschieden. Nach Ronaldos Treffer nutzte | |
Nani dessen Vorlage zum 2:0. Vier Minuten dauerte also dieses Halbfinale. | |
Davor war vor beiden Toren so gut wie nichts passiert und danach ereignete | |
sich auch nichts Besonderes mehr. | |
Eine beeindruckende Effizienz, die dem Gruppendritten der Vorrunde so kaum | |
einer zugetraut hatte. Ronaldo sagte: „Wir haben am Anfang nicht so | |
erfolgreich gespielt, aber so ein Turnier ist kein Hundert-Meter-Sprint. Es | |
ist ein Marathon.“ | |
Die Portugiesen haben einen langen Atem. Und laut Trainer Fernando Santos | |
ist der Startschuss schon weit vor dem Turnier gefallen. Bei seinem | |
Amtsantritt vor zwei Jahren im November 2014, erzählte er am Mittwochabend, | |
habe er beim Freundschaftsspiel gegen Frankreich im Stade de France seinen | |
Spielern gesagt: Wir wollen in dieses EM-Finale. Wir wollen am 10. Juli | |
2016 zurück im Stade de Fance sein.“ Sie haben es geschafft, das Team und | |
Ronaldo. | |
7 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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