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# taz.de -- Führungsstreit in der AfD: Kampfabstimmung rückt näher
> Frauke Petry oder Jörg Meuthen? Die AfD erwägt einen Sonderparteitag, um
> den Machtkampf beizulegen. Die Mehrheit ist ungewiss.
Bild: „Geh weg, du hast Mundgeruch“: Frauke Petry und Jörg Meuthen
Berlin taz | Vielleicht haben sich die drei Männer schlicht verschätzt.
AfD-Chef Jörg Meuthen, Parteivize Alexander Gauland und Rechtsaußen Björn
Höcke haben sich parteiflügelübergreifend zusammengetan, um den Einfluss
von Meuthens Kochefin Frauke Petry zu beschneiden. Bei dem Führungsstreit,
bei dem es viel um Macht und wenig um Inhalte geht, könnte es bald zum
Showdown kommen: Die AfD erwägt einen Sonderparteitag, der über die
Bundesspitze entscheiden soll. Die Mehrheiten sind ungewiss – und Petrys
Gegenspieler Meuthen ist angeschlagen.
Als ersten Schritt hat der Parteikonvent für den 14. August ein
außerplanmäßiges Treffen einberufen. Eine „Vorfestlegung“ sei dies nicht,
betont der Vorsitzende des Gremiums, Julian Flak. Der Konvent, eine Art
kleiner Parteitag, besteht aus 55 Mitgliedern, die meisten aus den
Landesverbänden, einige wenige aus dem Bundesvorstand. Auf dem Treffen soll
die Bundesspitze darlegen, ob sie trotz des Streits, der vor zwei Wochen in
Stuttgart eskalierte, noch zur Zusammenarbeit in der Lage ist.
Sollte der Eindruck überwiegen, dies sei nicht der Fall, kann der Konvent
einen Sonderparteitag einberufen. Dort könnte ein Misstrauensantrag den
nächsten nach sich ziehen.
Das Verhältnis in der Bundesspitze ist seit Langem angespannt. Im Juni
gingen Meuthen, Gauland und Höcke zum versteckten Angriff über. Sie luden
Journalisten zu einem Hintergrundgespräch und zogen über Petry her. Doch am
Ende gaben sie, anders als zugesagt, keine Zitate frei.
Petry dagegen zog ihren Gegenschlag eiskalt durch: Als der Streit in der
Stuttgarter Landtagsfraktion um die antisemitischen Äußerungen Wolfgang
Gedeons tobte, nutzte sie gezielt die verfahrene Situation, in die sich
Meuthen, der bis zur Spaltung Chef der AfD-Landtagsfraktion war, manövriert
hatte. Am Ende stand Petry als Macherin da, die Gedeon zum überfälligen
Austritt aus der Fraktion bewegt hatte, Meuthen als führungsschwach.
## Auf das falsche Pferd gesetzt?
Seine Machtbasis – die 23-köpfige Landtagsfraktion – ist gespalten, eine
Wiedervereinigung schloss er bis zuletzt aus – genau diese hat der
Bundesvorstand am Freitag aber angemahnt. Gauland und Höcke könnten auf das
falsche Pferd gesetzt haben.
Wie eine Kampfabstimmung auf einem Parteitag ausgehen könnte, gilt als
offen. Im Bundesvorstand hat Meuthen bislang die Mehrheit hinter sich, auf
Landesebene und an der Basis aber ist die Lage weit weniger eindeutig. Noch
vor zehn Tagen wurde Petry in Brandenburg, Gaulands Landesverband,
frenetisch beklatscht. Aus den Ländern kommen die Stimmen, die auf einem
Parteitag entscheidend sind.
Anders als Meuthen verfügt Petry gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten,
NRW-Landeschef Marcus Pretzell, über gut funktionierende Netzwerke in der
Partei. Schon im Machtkampf mit Bernd Lucke im vergangenen Jahr haben die
beiden in den Landesverbänden Mehrheiten organisiert. Auch ob im
Entscheidungsfall völkisch-nationale Anhänger des Höcke-Kurses für den
wirtschaftsliberalen Meuthen stimmen würden, ist längst nicht sicher.
Seit Stuttgart aber ist klar: Freiwillig weichen wird Petry nicht. Und sie
hat die entschieden besseren Nerven, eine im Machtkampf nicht unerhebliche
Fähigkeit. Petry wäre nicht die erste Politikerin, die ihre männlichen
Konkurrenten unterschätzt hätten.
18 Jul 2016
## AUTOREN
Sabine am Orde
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Schwerpunkt AfD
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