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# taz.de -- Das Vermögen der Anderen: Schuldenuhr getilgt
> Nach einem Brand will der Asta der Uni Hamburg eine neue Schulden- und
> Vermögensuhr gegen Haushaltseinsparungen auf dem Campus errichten.
Bild: Mittlerweile ist sie abgebrannt: Schuldenuhr an der Uni Hamburg
HAMBURG taz | In entgegengesetzte Richtungen schritten die zwei Zahlen
voran: Einerseits die Schuldenhöhe der Stadt Hamburg immer weiter in den
Minusbereich, andererseits das steigende Vermögen des reichsten Zehntels
der HamburgerInnen. Die Schulden- und Vermögensuhr vor dem Hauptgebäude der
Universität Hamburg, direkt an der Edmund-Siemers-Allee, zeigte seit 2011
die beiden auseinanderdriftenden Zahlen an.
Vor einigen Wochen jedoch brannte sie nachts ab. Die Planungen für einen
Ersatz aber laufen derzeit. In einigen wenigen Wochen will die
Studierendenvertretung wieder gegen die Sparpolitik in der Hansestadt die
Zahlen für sich sprechen lassen.
„Wir hatten damals für mehr Finanzzuweisungen für die Forschungs- und
Bildungseinrichtungen seitens der Stadt demonstriert“, sagt Franziska
Hildebrandt, die im Asta-Vorstand sitzt. Zu diesem Zeitpunkt beschlossen
Bund und Länder die Einführung der sogenannten Schuldenbremse. Angesichts
der 2008 begonnenen Wirtschaftskrise diskutierte die Politik, was gegen die
hohe Staatsverschuldung unternommen werden könne.
Ziel der Schuldenbremse ist, dass ein ausgeglichener Haushalt erreicht
wird. Ab dem Jahr 2020 ist es den Bundesländern dann komplett verboten,
neue Schulden aufzunehmen. „Statt hohe Vermögen zu besteuern, wollte und
will man dieses Ziel aber lieber über das Sparen erreichen“, so
Hildebrandt.
Um ihren Protest gegen die „Ideologie der Schuldenbremse“ auszudrücken,
installierten die Studierenden die Uhr vor dem Hauptgebäude der
Universität. Anders als beispielsweise in Berlin, wo es lediglich eine Uhr
gibt, die die Höhe der Staatsschulden anzeigt, wurde hier das steigende
Vermögen der reichsten HamburgerInnen gegenübergestellt. „Es ist also doch
genug Geld da“, sagt Hildebrandt.
Eine kontinuierliche Steigerung von 231 Euro pro Sekunde zeigte die Uhr an.
Dagegen wächst bisher, so konnte man es über die Jahre hinweg betrachten,
der städtische Schuldenberg jede Sekunde um 23 Euro.
## Schulden als Argument für Einsparungen
„Die Gegenüberstellung verdeutlicht sehr anschaulich den Kontrast zwischen
Vermögen und fehlenden öffentlichen Mitteln“, sagt Hildebrandt. Denn die
öffentlichen Schulden würden als Argument für Einsparungen herhalten
müssen, obwohl es auch eine andere Option für die Schuldenbeseitigung gebe:
Vermögensabgaben oder -steuern könnten das Problem der Unterfinanzierung
lösen. „Wir sind hier schließlich in einer der reichsten Städte Europas“,
so der Asta.
Eigentlich sollte die Uhr damals nur für drei Monate aufgestellt werden. Es
wurden dann fast fünf Jahre. Im Mai rief ein Zeuge gegen 6.30 Uhr die
Feuerwehr, da die Uhr in Flammen stand. Der Asta vermutet als Ursache eine
Brandstiftung, die Polizei geht indes von einem technischen Defekt aus. „Es
gibt keinen Hinweis auf einen Brandanschlag“, sagt Polizeisprecherin Tanja
von der Ahé.
„Wir hatten schon mehrmals Beschädigungen daran festgestellt“, sagt
Hildebrandt, „deshalb soll es diesmal ein robusteres Modell werden.“
Noch heute, lange nach der Einführung der Schuldenbremse, sieht der Asta
seine Schulden- und Vermögensuhr als wichtigen Impuls in aktuelle Debatten.
„Es wird ja immer noch behauptet, es werde in Deutschland über die
Verhältnisse gelebt und der Gürtel müsse nun enger geschnallt werden“, so
Hildebrandt.
Eine neue Uhr soll dieser Ansicht bald wieder entgegentreten.
8 Jul 2016
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Schuldenbremse
Asta
Vermögen
Bundesregierung
Hochschule
Studienplätze
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