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# taz.de -- Kommentar Brandstifter festgenommen: Jetzt wird's brenzlig
> Der vermeintlich erste Fahndungserfolg der Berliner Polizei in der
> aktuellen Serie von Autobrandstiftungen entpuppt sich als üble Blamage.
Bild: Seit Teile der Rigaer94 geräumt wurden, brennen in Berlin immer wieder A…
Es klingt fast zu verrückt, um wahr zu sein: Nach wochenlangen Ermittlungen
unter Hochdruck nimmt die Polizei Dienstagnacht endlich einen Brandstifter
und vermeintlichen Unterstützer des Hausprojekts Rigaer94 fest – und dann
enttarnen linke AktivistInnen diesen Mann als die vermutlich einzige Person
in Berlin, von der sich die Rigaer94 sogar schriftlich distanziert hat.
Dazu hatte das Hausprojekt allen Grund: Der festgenommene Marcel G. fühlt
sich mittlerweile nicht nur im rechten Spektrum deutlich wohler als unter
Linken, deren Demos er bis Ende vergangenen Jahres noch regelmäßig
besuchte. Er hat der Polizei bei einer Vernehmung im Jahr 2012 zudem
umfangreiche Informationen über die Rigaer94 und ihr Umfeld gegeben. Und
auch wenn aus den inzwischen veröffentlichten Vernehmungsprotokollen
ersichtlich wird, dass sich G.s Aussagen wohl eher auf Gerüchte als echtes
Insiderwissen stützen, nutzte der Verfassungsschutz die Informationen, um
das Friedrichshainer Hausprojekt in seinen Berichten zum angeblichen Kern
der gewalttätigen autonomen Szene aufzubauen. Dass ausgerechnet dieser Mann
nun als erster Fahndungserfolg in der seit der Räumung des
Rigaer-Erdgeschosses nicht abreißenden Brandstiftungsserie präsentiert
wird, klingt wie ein dummer Scherz – oder schlimmeres.
Über G.s Motivation kann weiterhin nur spekuliert werden. Es könnte sein,
dass es sich tatsächlich um einen V-Mann handelt. Die Protokolle seiner
Vernehmung legen allerdings nahe, dass er vor allem aus der Sehnsucht nach
sozialer Anerkennung heraus handelt – sowohl, was die damals in Hamburg
begangene Brandstiftung betrifft als auch, was seine Aussagen über die
linke Szene betrifft, mit denen er sich gegenüber der Polizei offenbar als
Insider profilieren wollte.
Doch unabhängig von G.s Antrieb ist klar: Die absurd anmutende Geschichte
ist eine Blamage für CDU-Innensenator Frank Henkel, der sich in Sachen
Rigaer Straße in den letzten Tagen ohnehin immer weiter selbst ins Abseits
stellt. Denn dass alle Autobrandstifter Unterstützer der Rigaer Straße sind
– und damit womöglich auch alle Unterstützer Brandstifter – wie Henkel es
der Öffentlichkeit seit Wochen weismachen will: Das ist durch die Festnahme
G.s nun eindeutig widerlegt. Wie ironisch, dass Henkel sich noch am Morgen
öffentlich für diesen vermeintlichen Erfolg feiern ließ.
6 Jul 2016
## AUTOREN
Malene Gürgen
## TAGS
Polizei Berlin
Autonome Szene
Rigaer Straße
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Rigaer94
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Berlin
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