# taz.de -- Nach dem Abgang von McAllister: Duell der Männer | |
> Niedersachsens Christdemokraten brauchen nicht nur einen neuen | |
> Vorsitzenden – gesucht wird auch ein Spitzenkandidat für die nächste | |
> Landtagswahl. | |
Bild: Und wer kommt dann? Seine politische Zukunft sieht David McAllister, Noch… | |
HANNOVER taz | Eineinhalb Jahre sind es bis zur Landtagswahl in | |
Niedersachsen, drei Monate bis zur Kommunalwahl im September. Da beschert | |
David McAllister, noch amtierender Landesvorsitzender, seiner Partei eine | |
unangenehme Personaldiskussion: Seine „politische Zukunft“ liege in Europa, | |
verkündete der 45-Jährige, der von 2010 bis Anfang 2013 Ministerpräsident | |
war, jüngst gegenüber einer Sonntagszeitung. McAllister sitzt seit | |
inzwischen zwei Jahren im Europaparlament. Wegen seiner guten Beziehungen | |
zu Bundeskanzlerin Angela Merkel galt er auch schon als potenzieller | |
Kandidat für den Job des deutschen EU-Kommissars. | |
Damit ist offiziell geworden, was längst als Gerücht seit Monaten durch | |
Hannover waberte. Und den Christdemokraten fehlt aktuell nicht nur ein | |
Spitzenkandidat, der den amtierenden SPD-Regierungschef Stephan Weil im | |
Winter 2017/18 herausfordern könnte – sondern auch ein Parteichef, der den | |
Mitgliedern Nestwärme vermittelt. Wer könnte welchen Posten übernehmen, | |
fragen sich also Journalisten, aber auch Abgeordnete und Sprecher in | |
Niedersachsens Landeshauptstadt. | |
Als aussichtsreiche Kandidaten gelten nur Männer – die Tochter des bis 1990 | |
regierenden CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, | |
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, träume schließlich von | |
einer Berliner Karriere als mögliche Merkel-Nachfolgerin, heißt es leicht | |
säuerlich. In die Niederungen der Landespolitik wolle sich die Frau aus | |
Burgdorf bei Hannover wohl nicht mehr begeben. | |
Als Weil-Herausforderer gesetzt sein müsste deshalb eigentlich der | |
Oppositionsführer im Landtag. Aber CDU-Fraktionschef Björn Thümler gibt | |
sich auffällig zurückhaltend: „Persönliche Eitelkeiten sind fehl am Platz�… | |
so der 45-Jährige aus Berne in der Wesermarsch zur taz. „Wichtig ist, dass | |
die CDU am Ende den Kandidaten aufstellt, der die besten Chancen bei der | |
Wahl hat.“ In Hannover wird spekuliert, der verheiratete Vater einer | |
Tochter könnte auch aus familiären Gründen zurückstecken. | |
Thümler folgt deshalb der Linie, mit der McAllister versucht, die selbst | |
losgetretene Personaldiskussion wieder einzufangen: Über die | |
Spitzenkandidatur entscheide die CDU erst nach den Kommunalwahlen, und der | |
neue Landesparteichef werde auf dem Parteitag im November gewählt. | |
Doch natürlich kursieren zwischen Hannovers Leineschloss und Marktkirche | |
plötzlich die verschiedensten Namen: Einzig als Landesvorsitzender stünde | |
er zur Verfügung, machte etwa der Cuxhavener Bundestagsabgeordnete Enak | |
Ferlemann gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen klar. | |
Nötig sei dazu aber die Unterstützung des noch zu findenden | |
Spitzenkandidaten: „So etwas geht nur im absoluten Einvernehmen“, sagte | |
Ferlemann, dessen seit 2009 festgefahrene Karriere als parlamentarischer | |
Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium durch so einen Job als | |
niedersächsischer CDU-Chef neuen Schwung bekommen könnte. Immer wieder | |
genannt wird auch Landtagspräsident Bernd Busemann: Der 64-jährige | |
Emsländer, der bereits Kultus- und Justizminister des Landes war, sagt dazu | |
offiziell gar nichts, denkt aber auch längst nicht an’s Aufhören. | |
Als aussichtsreichster Kandidat gilt aktuell aber ein anderer ehemaliger | |
Minister McAllisters: Bernd Althusmann, im Schulressort Nach-Nachfolger | |
Busemanns, soll dessen Ambitionen ausbremsen – nicht wenigen in der Partei | |
gilt der Landtagspräsident als eigenwilliger Taktierer, der vor allem die | |
eigene Karriere im Blick habe. Da favorisiert das Establishment offenbar | |
Althusmann: In Personalunion soll der 49-Jährige, der nach dem Machtverlust | |
2013 die Auslandsvertretung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in | |
Namibia leitete, am besten gleich Parteivorsitz und Spitzenkandidatur | |
übernehmen. | |
Offiziell hält sich auch Althusmann, erst vor wenigen Wochen nach | |
Niedersachsen zurückgekehrt, an die Parteilinie: „Die Frage nach der | |
Spitzenkandidatur stellt sich erst nach der Kommunalwahl“, sagt er der taz | |
– schließlich verfüge die CDU über genug fähige Persönlichkeiten: „Das… | |
eine von denen bin, ehrt mich“, so Althusmann, der aktuell ausgerechnet für | |
eine Personalberatungsfirma arbeitet. Allerdings: „Immer gereizt“ habe ihn | |
die Politik, das sagt Althusmann auch – „ob im Team oder wie auch immer“. | |
26 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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