# taz.de -- Wahlkampfauftakt in Spanien: Sozialistenchef hält sich alles offen | |
> Kurz vor der Parlamentswahl ist ein Drittel der Stimmberechtigten | |
> unentschieden. Im TV debattierten erstmals vier Spitzenkandidaten. | |
Bild: Die Kandidaten vor Beginn der TV-Debatte | |
MADRID taz | Am Montagabend haben über 10 Millionen Zuschauer einen | |
Schlagabtausch mit vier Spitzenkandidaten statt, wie bisher üblich, zwei | |
verfolgt. Neben dem geschäftsführenden konservativen Ministerpräsidenten | |
Mariano Rajoy und dem Spitzenkandidaten der sozialistischen PSOE, Pedro | |
Sánchez, nahmen der Kandidat der Antiausteritätspartei Podemos (Wir | |
können), Pablo Iglesias, und der Vorsitzende der rechtsliberalen Ciudadanos | |
(Bürger), Albert Rivera, teil. Die beiden letzteren Parteien sitzen seit | |
der Wahl vom 20. Dezember erstmals im spanischen Parlament. | |
Eine neue Regierung kam nicht zustande. Deshalb müssen die Spanier am 26. | |
Juni erneut wählen. 30 Prozent haben sich noch nicht entschieden, wem sie | |
ihre Stimme geben werden. Die Fernsehdebatte wurde von allen großen Sendern | |
Spaniens gleichzeitig ausgestrahlt. Eine weitere Runde ist nicht | |
vorgesehen. | |
Eine Umfrage des öffentlichen Meinungsforschungsinstitutes CIS von | |
vergangener Woche zeigt, dass sich das Kräfteverhältnis im Parlament | |
deutlich verschieben könnte. Zwar sieht das CIS Rajoys Partido Popular (PP) | |
erneut mit knapp 30 Prozent als stärkste Partei. Doch danach kommt Bewegung | |
in die Parteienlandschaft. Im Dezember lag Podemos mit nur 300.000 Stimmen | |
hinter den Sozialisten. Jetzt sagen die Umfragen den Anhängern von Iglesias | |
den zweiten Platz voraus, denn die Partei hat sich mit der Vereinigten | |
Linken (IU, knapp eine Million Stimmen) zur Wahlkoalition Unidos Podemos | |
(UP, Gemeinsam können wir) zusammengeschlossen. | |
Sollte sich das Ergebnis vom Dezember wiederholen, wird die UP deutlich | |
mehr Stimmen erzielen als die Sozialisten. Das spanische Wahlrecht tut ein | |
Übriges. Einzeln erzielte Podemos 69 Sitze und IU zwei. Gemeinsam können | |
sie bei gleicher Stimmenzahl mit bis zu 88 Sitzen rechnen, während die PSOE | |
Abgeordnete verlieren dürfte. | |
Ein Bündnis aus PP und Ciudadanos, die vierte Kraft bleiben, dürfte die | |
Regierungsmehrheit weit verfehlen. Anders Unidos Podemos und PSOE. | |
Gemeinsam könnten sie die absolute Parlamentsmehrheit fast erreichen. „Es | |
gibt zwei Möglichkeiten für eine Regierung. Eine, in der die PP sitzt und | |
eine, in der wir sitzen“, erklärt Iglesias immer wieder. Die Entscheidung | |
läge bei den Sozialisten. | |
Deren Chef Sánchez hatte sich nach der Wahl im Dezember mit Ciudadanos | |
zusammengetan, aber die Regierungsmehrheit im Parlament verfehlt, da | |
Podemos sich weigerte, den beiden Parteien einen Freibrief zu geben. Das | |
Abkommen war Podemos nicht sozial genug. | |
In der Fernsehdebatte warf Sánchez Iglesias vor, daran schuld zu sein, dass | |
keine „fortschrittliche Regierung“ unter Führung der Sozialisten zustande | |
gekommen sei. Iglesias bot erneut eine Koalition aus Podemos und PSOE an. | |
Sánchez wiederum weigerte sich, die Frage zu beantworten, ob er – sollten | |
sich die Umfragen bewahrheiten – eine Regierung mit Podemos oder eine Große | |
Koalition unterstützen werde. | |
14 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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