# taz.de -- Zuwendungen an Parteien: Opposition spendet Kritik | |
> Nach den Zahlungen des Bauunternehmers Groth sprechen die Grünen von | |
> fehlendem Fingerspitzengefühl. Linke fordert kompletten Verzicht auf | |
> Firmenspenden | |
Bild: Money, money – die Parteispenden des Bauunternehmers Groth haben eine n… | |
„Das ist doch grotesk!“ Heftig reagiert Linkspartei-Landeschef auf die | |
Aussage der SPD, Spenden seien bei allen Parteien ein wichtiger Baustein | |
zur Finanzierung des demokratischen Engagements. „Dafür gibt es | |
Wahlkampfkostenerstattung vom Staat“, sagte Lederer am Donnerstag der taz. | |
Seine Partei nehme keine Gelder von Unternehmen an. Zuvor waren Spenden des | |
Bauunternehmers Klaus Groth bekannt geworden, unter anderem an den | |
SPD-Kreisverband von Bausenator Andreas Geisel, aber auch an die CDU. | |
Lederer forderte die anderen Parteien auf, dem Beispiel der Linken zu | |
folgen. Unternehmen würden nicht aus demokratischem Engagement, sondern | |
allein aus wirtschaftlichen Gründen an Parteien spenden. | |
Die Unternehmensgruppe Groth, die hinter umstrittenen Bauprojekten etwa am | |
Mauerpark steht, hatte am Mittwoch unter anderem bestätigt, fünf Spenden | |
über jeweils 9.950 Euro an die SPD vergeben zu haben. Das ist knapp unter | |
dem Betrag von 10.000 Euro, ab dem Spenden im Rechenschaftsbericht einer | |
Partei erscheinen müssen. Auch die CDU soll Geld bekommen haben. | |
## Nichts gestückelt? | |
Der Landesverband der SPD hatte gleich drei solcher Spenden bekommen. Die | |
Groth-Gruppe bestritt gegenüber der taz, dass man eine größere Spende auf | |
illegale Weise gestückelt habe: Einer Sprecherin zufolge kamen die Spenden | |
von verschiedenen Unternehmen innerhalb der Gruppe. | |
„Das glaube ich nicht“, widersprach dieser Darstellung der parlamentarische | |
Geschäftsführer der Piraten-Fraktion, Heiko Herberg, „das haben die | |
Tochterunternehmen doch nicht allein gemacht, das war mit Sicherheit eine | |
bewusste Entscheidung der Unternehmensgruppe.“ Herberg mag nicht so weit | |
gehen wie Lederer und auf Spenden verzichten: „Parteien müssen Spenden | |
bekommen, sie sind für sie eine wichtige Einnahmequelle.“ Sie müssten aber | |
viel transparenter sein. Er fordert, dass sie nicht erst ab 10.000, sondern | |
bereits ab 1.000 Euro veröffentlicht werden müssen. Das müsste der | |
Bundestag beschließen. | |
Auch den Grünen ist Lederers Vorstoß zu radikal. „Nichts spricht gegen | |
Parteispenden, aber alles spricht dagegen, sie zu stückeln und so | |
Transparenzregeln zu entgehen“, meint Spitzenkandidatin und Fraktionschefin | |
Ramona Pop. Sie sieht Senator Geisel in „Aufklärungsverantwortung“. Aus | |
ihrer Sicht profitiert die Groth-Gruppe von der Politik des rot-schwarzen | |
Senats und revanchiert sich mit Spenden. Der SPD fehle das politische | |
Fingerspitzengefühl: „Gerade bei dieser Spende hätten sämtliche | |
Alarmglocken schrillen müssen.“ | |
Geisel sieht das anders. „Ich arbeite für das Wohl der gesamten Stadt, | |
nicht im Interesse Einzelner“, heißt es von ihm. Sein Kreisverband in | |
Lichtenberg, wo Geisel bis zu seinem Wechsel in den Senat Ende 2014 | |
Bürgermeister war, lehnte derweil Forderungen ab, die Groth-Spende | |
zurückzugeben: Der SPD-Landesverband will das bereits im April mit zwei der | |
drei an ihn gerichteten Spenden getan haben. | |
## Auch andere bedacht | |
Aus Sicht von Kreisverbandschef Ole Kreins handelt es sich bei der Spende | |
um eine einzelne und keine gestückelte Spende. Von Befangenheit könne auch | |
keine Rede sein: Man habe geschaut, ob es im Bezirk ein Groth-Bauprojekt | |
gebe. Doch das sei nicht der Fall – „da haben wir die Spende angenommen“, | |
sagte Kreins der taz. | |
Der Kreisvorsitzende hingegen verweist darauf, dass Groth ja offenbar auch | |
anderen Parteien und wohltätigen Einrichtungen gespendet habe. Senator | |
Geisel, der dem Kreisvorstand als beratendes Mitglied angehört, sei an der | |
Beratung über Annahme und Verwendung der Spende nicht beteiligt gewesen. | |
In der SPD sieht man die Zuwendung an die Lichtenberger Genossen nicht | |
durchweg so unkompliziert. Die parteinahe Internet-Postille paperpress legt | |
dem Kreisverband nahe, das Geld zurückzugeben: „Kann man bei einer Spende | |
von Herrn Groth an Zufälle glauben?“ | |
Die CDU lehnte eine Bewertung dieser Spende ab. Bei sich selbst sieht der | |
Landesverband alles im grünen Bereich: Man habe eingegangene Spenden | |
geprüft, äußerte sich eine Sprecherin: „Darunter befinden sich keine | |
unzulässigen, das heißt, auch keine, die die Besorgnis einer Einflussnahme | |
befürchten ließen.“ | |
19 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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