# taz.de -- Anti-Korruptionsgipfel in London: Cameron führt, wenige folgen | |
> Mehrere Länder wollen effektiver gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung | |
> vorgehen. Damit soll auch die Londoner Immobilienblase platzen. | |
Bild: David Cameron will den Weg weisen; Wolfgang Schäuble (nicht im Bild) ble… | |
London dpa/afp/taz | Großbritannien will im weltweiten Kampf gegen | |
Korruption die Führung übernehmen und ein internationales | |
Anti-Korruptionszentrum eröffnen. Dort sollen Informationen über | |
Firmeneigentümer ausgetauscht und ausländische Immobilienkäufer dazu | |
gebracht werden, die Herkunft ihrer Mittel offenzulegen, sagte der | |
britische Premierminister David Cameron gestern bei der Eröffnung eines | |
eintägigen Anti-Korruptionsgipfels in London. | |
„Der absolute Schlüssel ist Transparenz“, sagte Cameron vor Vertretern aus | |
rund 40 Staaten. Deutschland wurde auf dem Gipfel von Bundesjustizminister | |
Heiko Maas (SPD) vertreten. | |
In der Abschlusserklärung verpflichten sich die Teilnehmer, die | |
OECD-Standards zum Kampf gegen Geldwäsche einzuhalten, die von der | |
internationalen Financial Action Task Force on Money Laundering (FATF) | |
überwacht werden. Schlupflöcher sollen eliminiert werden. | |
Betont wird auch ein besserer Schutz von Whistleblowern und besserer | |
Informationsaustausch zwischen Justizbehörden. Angestrebt wird ein globaler | |
Austausch von Finanzdaten zwischen Steuerbehörden ab 2018; dies soll der | |
G-20-Gipfel im Juli genauer besprechen. | |
## Kontrolle von Offshore-Firmen | |
Die britische Regierung will nächsten Monat ein Register für ausländische | |
Firmen einrichten, die Besitz in England und Wales erwerben. Sie müssen | |
dann ihre eigenen Besitzverhältnisse offenlegen. Bisher müssen | |
Offshore-Firmen dies nicht tun. Dies ist ein wichtiger Faktor auf dem | |
Londoner Immobilienmarkt, wo Offshore-Firmen Immobilien zu | |
Spekulationszwecken erwerben und damit die Preise hochtreiben. | |
Nach Angaben von Premierminister Cameron ist Großbritannien der erste Staat | |
weltweit, der eine solche Offenlegungspflicht einführt. Unklar ist | |
allerdings, ob das Register öffentlich einsehbar sein wird oder nur für die | |
Behörden. | |
Neben Großbritannien sagten auch Afghanistan, Frankreich, Kenia, die | |
Niederlande und Nigeria zu, solche Register einzuführen; Australien, | |
Georgien, Indonesien, Irland, Neuseeland und Norwegen wollen dies in | |
Erwägung ziehen. Deutschland macht nicht mit. Nach Angaben der | |
Lobbyorganisation One ist dies auf Finanzminister Wolfgang Schäuble | |
zurückzuführen, „der seit Langem gegen die Einführung von öffentlichen | |
Registern über die wirtschaftlich Berechtigten von Unternehmen und Trusts | |
kämpft“. | |
Schwachpunkt des Gipfels blieb das Fernbleiben der meisten britischen | |
Überseegebiete, in denen das Gros der weltweit agierenden Offshore-Firmen | |
registriert ist. Auch Panama blieb dem Gipfel fern. | |
Vor dem Gipfel hatte ein Video für Aufsehen gesorgt, in dem Cameron in | |
einem Gespräch mit Königin Elizabeth II., bei dem heimlich ein Mikrofon | |
mitlief, Nigeria und Afghanistan als „fantastisch korrupte“ Länder | |
bezeichnete. Nigerias Präsident Muhammadu Buhari erklärte allerdings bei | |
seiner Ankunft in London, Cameron habe völlig recht. | |
12 May 2016 | |
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