# taz.de -- Verhandlungen zu TTIP: USA setzen Europa massiv unter Druck | |
> Greenpeace übergibt der Öffentlichkeit Unterlagen der TTIP-Verhandlungen. | |
> Die scheinen die Befürchtungen der Kritiker zu bestätigen. | |
Bild: Die Kritik an TTIP wird durch jedes Leak bestätitgt | |
München afp | Die US-Regierung setzt Europa bei den TTIP-Verhandlungen | |
offenbar deutlich stärker unter Druck als bisher bekannt. Dies geht aus | |
einem Rohentwurf für das transatlantische Handelsabkommen hervor, aus dem | |
[1][die Süddeutsche Zeitung und die Sender NDR und WDR am Sonntag | |
zitierten]. Demnach droht Washington unter anderem damit, | |
Exporterleichterungen für die europäische Autoindustrie zu blockieren, um | |
im Gegenzug zu erreichen, dass die EU mehr US-Agrarprodukte abnimmt. | |
Gleichzeitig attackiere die US-Regierung das grundlegende Vorsorgeprinzip | |
beim EU-Verbraucherschutz, der 500 Millionen Europäer derzeit vor | |
Gentechnik und Hormonfleisch in Nahrungsmitteln bewahrt, berichten die | |
Medien aus dem Entwurf, der bislang nur von Parlamentariern und anderen | |
ausgewählten Menschen unter strenger Aufsicht eingesehen werden durfte. | |
Die Dokumente offenbaren den Medien zufolge zudem, dass sich die USA dem | |
dringenden europäischen Wunsch verweigern, die umstrittenen privaten | |
Schiedsgerichte für Konzernklagen durch ein öffentliches Modell zu | |
ersetzen. | |
Süddeutsche Zeitung, WDR und NDR gaben an, die Dokumente seien ihnen in | |
Abschrift von der Umweltorganisation Greenpeace zugeleitet worden. | |
Greenpeace kündigte an, die Unterlagen am Montag auf einer Pressekonferenz | |
in Berlin zu präsentieren. Zeitgleich werde Greenpeace Niederlande sie im | |
Internet zugänglich machen. | |
## Ungefilterter Einblick | |
Laut Greenpeace Deutschland handelt es sich um 13 Vertragskapitel, welche | |
rund die Hälfte des gesamten Abkommens darstellten. Die knapp 250 Seiten | |
zeigen demnach den Stand vor der am Freitag abgeschlossenen 13. | |
Verhandlungsrunde vom April. | |
Mit der Veröffentlichung will Greenpeace den Bürgern einen ungefilterten | |
Einblick in den Verhandlungsstand geben. Während die EU ihre Vorschläge | |
veröffentlicht, beharren die USA bislang auf Geheimhaltung ihrer | |
Positionen. TTIP-Gegner üben immer wieder scharfe Kritik an dieser | |
Intransparenz. | |
Greenpeace-Handelsexperte Jürgen Knirsch sprach mit Blick auf die | |
Unterlagen von einem „Albtraum“, der „sehr bald Realität werden“ könn… | |
Besondere Sorge bereiten ihm die Forderungen der USA nach einer Lockerung | |
des Verbraucherschutzes. | |
So wollten die Vereinigten Staaten Produktverbote zum Schutz der | |
menschlichen Gesundheit nur zulassen, wenn diese wissenschaftlich belegt | |
seien. Europa dagegen verbietet Produkte wie hormonbehandeltes Fleisch oder | |
Genfood häufig schon vorsorglich bei Hinweisen auf Risiken. In den USA | |
kommt es dagegen oft erst zu Verboten, wenn Menschen zu Schaden gekommen | |
sind. | |
## Verhärtete Fronten | |
Klaus Müller vom Bundesverband der Verbraucherzentralen sagte zur SZ: „Es | |
bestätigen sich in den Texten bisher so ziemlich alle unsere Befürchtungen | |
bezogen auf das, was die US-Amerikaner bei TTIP in Bezug auf den | |
Lebensmittelmarkt erreichen wollen.“ | |
Aus den Verhandlungstexten lässt sich den Medien zufolge ablesen, wie | |
verhärtet die Fronten sind. An vielen Stellen führen die Unterlagen die | |
Positionen der USA und der EU gesondert an, ohne dass gemeinsame | |
Formulierungen gefunden worden wären. | |
Seit 2013 verhandeln die EU und die USA unter strenger Geheimhaltung über | |
ein Freihandelsabkommen, das den Warenfluss zwischen den beiden Partnern | |
vereinfachen und Arbeitsplätze schaffen soll. Gegen TTIP gab es in | |
Deutschland regelmäßig Proteste, wie erst kürzlich vor dem Besuch von | |
US-Präsident Barack Obama in Hannover. Die Kritiker sehen durch TTIP | |
Gefahren für Rechtsstaat und Demokratie und befürchten den Abbau | |
europäischer Standards etwa beim Verbraucherschutz. | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Obama hatten vergangene Woche in | |
Hannover für einen baldigen Abschluss des umstrittenen Abkommens geworben. | |
Dagegen drohte Frankreichs Präsident François Hollande am Sonntag mit einem | |
Scheitern, sollte das Abkommen den französischen Agrarsektor bedrohen. | |
2 May 2016 | |
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[1] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ttip-papiere-amerika-macht-druck-wie-… | |
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