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# taz.de -- Die Wahrheit: Britcom Brexit
> Die große Komödie des Austritts: Die Briten wollen nicht raus aus der
> Europäischen Union. Sie wollen nur ihren Spaß.
Bild: Der Blonde und der Seriöse von Nummer 10: Johnson und Cameron
These Britains are crazy, aren’t they? Yes, they are. In der Tat sind sie
es. Wir Bildungsbürger wissen das selbstverständlich schon lange: Die
Briten spinnen.
Wir wissen es spätestens seit dem Studium der gelehrten Schriften des
gallischen Weltreisenden Obelix, der bei einer Expedition auf die
linksdrehende Insel gewärtigen musste, dass seine britischen Verwandten mit
einem Tropfen Milch nicht nur ihr „Tea“ genanntes heißes Wasser, sondern
sogar den gewaltige Kräfte verleihenden Zaubertrank aromatisierten, bis der
so schmeckte wie südenglischer Küstennebel mit einem Schuss Möwenschiss.
Ja, das alles ist schon sehr lange her. Sogar noch länger als der letzte
Sieg einer englischen Nationalmannschaft bei einem internationalen
Fußballturnier – und den gab es, wie die Hinfälligeren unter uns sich
erinnern, ungefähr im Erdmittelalter.
## Ausgestorbene Saurier
Seitdem hat sich natürlich auf der britischen Insel einiges getan. Das Land
wurde gründlich modernisiert. Bis auf die Queen sind alle Saurier
ausgestorben, Bloody Maggy Thatcher ließ 150 Gewerkschaftsführer köpfen und
beim FC Liverpool tragen die Fußballer Bügeleisen an den Füßen, seitdem
Jürgen Klopp dort das Pressing einführte. Eins aber hat sich seit dem
Besuch Obelix’ absolutely not geändert: Die Briten spinnen.
Allerdings, das muss ihnen der Neid lassen, sie spinnen auf hohem Niveau.
Zurzeit machen sie sich einen Riesenspaß daraus, dem auf dem Festland
festsitzenden Resteuropa zuzurufen, dass sie aus der Europäischen Union
austreten – und maybe wieder eintreten – or maybe not – oder auch nur
almost.
Manche von den Festeuropäern halten das für Erpressung, also für Politik.
Den Engländern selbst geht es aber lediglich um gute Unterhaltung.
In Wirklichkeit ist das Rein-raus-Spielchen nothing but a comedy. In den
Hauptrollen die beiden alten Oxford-Buddies David Cameron und Boris
Johnson. Zwei Elite-Comedians, die seit ihren Studentenzeiten ins
Hauptprogramm wollten. Die beiden Saufkumpane haben’s gepackt und sind
jetzt TTT: Top of The Tories. Dave gibt die seriöse Number One in Number
Ten, BoJo spielte bis gerade eben den freakigen Head of London, tut aber
so, als habe er Ambitionen, Dave aus der Downing Street zu kegeln.
## Komische Frisuren
Boris hat es zum beliebtesten Politiker Englands gebracht. Was auch daran
liegt, dass er eine komischere Frisur als Dave und die cooleren Sprüche
drauf hat. Männer kapert er mit: „Wählt die Konservativen – und Ihre Frau
bekommt größere Brüste und Sie haben bessere Chancen auf einen dicken BMW.“
Weibliche Fans lockt er mit seiner virilen Kompetenz: „Ich habe mit weit
weniger als tausend Frauen geschlafen.“
Dave könnte zwar mithalten, jedoch nicht, ohne aus der Rolle zu fallen.
Gerüchte, dass der Student Cameron als Aufnahmeritual in eine Oxforder
Elite-Verbindung angeblich sein Geschlechtsteil in das Maul eines toten
Schweines gesteckt habe, lässt der Prime Minister unkommentiert.
Es ist ja alles nur ein großer Spaß. These Brexit is a Britcom. Und abends,
nach Drehschluss, im Pub, kurz vor den last orders, gibt The Blond Bomb,
gibt es der strubbelige BoJo auch zu: „Meine Chancen, Premierminister zu
werden, sind ungefähr so groß wie meine Chancen, als Olive zu
reinkarnieren.“
10 May 2016
## AUTOREN
Fritz Eckenga
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