Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Vor dem Brexit-Referendum: „Die EU ist wie Star Trek“
> Brüssel ist weit: In Leicester, der Stadt des englischen Fußballmeisters,
> ist eine klare Haltung zur EU-Mitgliedschaft selten.
Bild: In der Innenstadt des Fußballmeister Leicester herrschen klare Konturen
Leicester taz | Nach dem Gewinn der Meisterschaft im Fußball steht die
ganze Stadt steht derzeit in einer Euphorie ohnegleichen. Prägend für die
kleine mittelenglische Stadt mit ihren 400.000 EinwohnerInnen ist ein
buntes Vielvölker-Gemisch. Doch nicht alles glänzt in der Universitätsstadt
im Schein von Fußball und Rugbys. Abseits vom Stadtzentrum stehen viele vor
sich hin rottende Betonbauten oder verbretterte Läden neben alten Wohnungen
voller neuer Zuwanderer aus aller Welt.
Im moderneren Stadtzentrum zwischen Schaufenstern, die mit dem Thema
#Backingtheblue den Sieg des Fußballteams feiern, erklärt Fiona Bailey, 24,
dass sie auf alle Fälle in der EU bleiben will: „Das Gerede von der kleinen
Insel England finde ich abstoßend,“ sagt die Angestellte im
Gesundheitsbereich. Ihre neben ihr stehende 64-jährige Mutter Angela, eine
pensionierte Lehrerin, fügt an, „Großbritannien könne eh nicht alleine
überleben, schon gar nicht ohne Einwanderer!“
Der auf Grund einer Krankheit invalide Ken, 49, und der Steuerberater Adam,
25, sitzen nicht weit entfernt auf einer Bank inmitten der Einkaufszone.
Keiner der beiden will seinen Nachnamen nennen. Was die EU betrifft, findet
Ken, dessen Eltern aus der Karibik kamen, der Planet sei für alle da.
Deswegen hätte er mit der EU keine Probleme. Adam, bärtiger Brite
pakistanischer Abstammung, gibt sich hingegen besorgt, und spricht ganz als
gebürtiger Engländer. „Ich will raus, damit wir vorsichtiger bei der
Immigration sein können“. Er plädiert für das Zusammenarbeiten des
britischen Commonwealths.
Auch Robert Edwards, 43, und der Postarbeiter Bob Avjla, 56, finden, man
müsste eigentlich raus aus der EU. Edwards meint, es sei einfach Zeit, sei
sich auf die eigenen Leute zu konzentrieren. Avjla scheint dagegen die
Slogans der Brexit-Befürworter gut studiert zu haben und zählt sie
hintereinander auf: Ungewählte Bürokraten in Brüssel, zu weit gehende
Menschenrechte, Immigranten, die Sozialhilfeempfänger sind und dem Land
mehr entnehmen als geben.
## Großbritannien gilt als ein bisschen seltsam
Der Lagerarbeiter Mark Duggan, 28, sonnt sich auf einer Straßenbank am
anderen Ende der Passage. „Die EU, das ist wie Star Trek, mit der
Föderation und den Unabhängigen“, beschreibt er die Lage. Großbritannien
sei ein bisschen seltsam, nicht vergleichbar mit den Rest von Europa. „Wird
sind die Snobs und die Andersartigen, und so ist nicht alles, was aus
Europa kommt, gut für Großbritannien.“
An der Ampel auf dem Nachhauseweg von der Arbeit glaubt Tom Wayne, 21, im
blauen schicken Anzug, dass er ein Geheimnis kenne, worüber die Medien hier
nicht gerne berichten. „Ich arbeite in der Arbeitsvermittlung. Viele Leute
werden von uns hier nach Spanien und Italien geschickt“. Einwanderung
aufgrund von Arbeit sei eine Straße, die in beide Richtungen gehe,
versichert er. Und was Leicester und seine Immigranten betreffe, sei es
auch kein Problem. Er wohne in einem Wohnkomplex zusammen mit vielen
Osteuropäern, und das sei überhaupt kein Ding.
Dem 90-jährigen Alfred Smith scheint alles gleichgültig. Der ehemalige
Beamte glaubt, dass man „in der Politik kriegt, was man tolerieren will“.
Und toleriert er es? „Gib allem noch mal sechs Monate. Wenn es dann nichts
taugt, könnte Großbritannien immer noch entscheiden“!
24 May 2016
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
## TAGS
Großbritannien
England
EU-Referendum
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Brexit
Lesestück Meinung und Analyse
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Brexit
Wahlen in Großbritannien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Vor dem Brexit-Referendum: Die Fischer in Portsmouth wollen raus
Die Fischfang-Quoten sind der Grund für die Ablehnung der EU im Hafen von
Portsmouth. In der Stadt selbst herrscht eine ganz andere Stimmung.
Debatte Großbritanniens Neoliberale: Oxford liegt in Scherben
Vor der Brexit-Abstimmung wird Camerons neoliberale Denkschule immer
unpopulärer. Davon könnte die neue Linke um Jeremy Corbyn profitieren.
Debatte Europäische Union: Let's Brexit!
Der Austritt Großbritanniens wäre die Chance für den Aufbau eines gerechten
Europa. Die EU vertritt nur die Interessen des Kapitals.
Streit um den Brexit in Großbritannien: Das Duell um Europa
Hat der ehemalige Bürgermeister von London, Boris Johnson, gesagt, dass die
EU Hitlers Plänen ähnelt? Nicht ganz.
Kommentar Brexit-Wahlkampf: Das Rennen ist eröffnet
Alarmismus und Träumerei. Den Briten werden Alternativen präsentiert, die
kaum etwas mit Europas Realität zu tun haben.
Die Wahrheit: Britcom Brexit
Die große Komödie des Austritts: Die Briten wollen nicht raus aus der
Europäischen Union. Sie wollen nur ihren Spaß.
Vor der Abstimmung über den Brexit: Viel Angst ums eigene Land
Im Speckgürtel Londons ist die Haltung zum EU-Referendum zwiespältig. Die
Gutsituierten sind für Europa, andere sind sich nicht sicher.
Vor dem Brexit-Referendum: EU-Skeptiker im Westen Cornwalls
Im Juni entscheiden die Briten über ihren EU-Austritt. In Cornwall mischt
sich eine diffuse Antipathie gegen Ausländer mit EU-Skepsis.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.