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# taz.de -- Kommentar Angriffe auf Moscheen: Schweineköpfe vor der Tür
> Der Hass auf Muslime hat viele Facetten, real und virtuell. Höchste Zeit,
> antimuslimische Straftaten gesondert zu erfassen.
Bild: Feindbild: Islam? Nö. Nicht nur hier in Hanau ist der ganz friedlich
Als der italienischen Schriftstellerin Oriana Fallaci 2006 zu Ohren kam,
dass in einem kleinen Ort in der Toskana eine Moschee entstehen sollte,
drohte sie in einem Interview, das Minarett in die Luft zu sprengen, sollte
sie den Bau noch erleben. Dazu kam es nicht, Fallaci starb 2006 an Krebs.
Doch da war sie längst Ikone aller Islamhasser, und Anhänger der
rechtsradikalen Lega Nord pilgerten fröhlich nach Colle di Val d’Elsa in
der Toskana, um dort Grillfeste mit Schweinewürsten zu veranstalten,
während andere Moscheegegner auf der Baustelle Schweineköpfe hinterlegten.
Das ist zehn Jahre her, aber das Beispiel hat Schule gemacht, von Spanien
bis Rumänien. Wo immer eine Moschee gebaut wird oder steht, müssen Gläubige
damit rechnen, irgendwann Schweineköpfe oder Ähnliches vor der Tür zu
finden. Eine Ahnung davon, wie häufig das allein in Deutschland geschieht,
erhält man, wenn man „Moschee“ und „Schweinekopf“ googelt.
Und diese Attacken nehmen zu: Bereits Anfang des Jahres beklagte der
Zentralrat der Muslime eine „neue Dimension des Hasses“: Die Zahl der
Anfeindungen und Drohungen, die sein Verband erhalte, hätte stark
zugenommen, sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek. Dieser Hass hat viele
Facetten. Die absurde „Halal Challenge“, mit der sich rechte Spinner im
Netz damit brüsten, in Supermärkten abgepacktes Schweinefleisch in Fächer
mit Halal-Fleisch zu legen, gehört noch zu den harmlosen Varianten.
Hunderte Angriffe auf Moscheen und Gebetsräume haben die Behörden seit 2001
verzeichnet. Anfeindungen und Übergriffe etwa auf Frauen, die am Kopftuch
als Musliminnen erkennbar sind, sind da noch gar nicht mitgezählt.
Spätestens seit der Sarrazin-Debatte wirken Teile der Bevölkerung wie
enthemmt und lassen ihren antimuslimischen Ressentiments freien Lauf. Doch
erst seit Pegida auch gegen Medien und Politik pöbelt und Journalisten und
Politiker angegriffen werden, nimmt die Sensibilität dafür zu, wie schnell
aus Worten Taten werden können. Seitdem wird über eine „Verrohung der
Sprache“ diskutiert, und die Justiz geht verstärkt gegen Internet-Hetze
vor. Das war überfällig. Höchste Zeit ist es aber auch, dass
antimuslimische Straftaten von der Polizei endlich gesondert erfasst
werden. Nur so lässt sich der alltägliche Hass beziffern – und bekämpfen.
9 May 2016
## AUTOREN
Daniel Bax
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antimuslimischer Rassismus
Sarrazin
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