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# taz.de -- AfD beim Zentralrat der Muslime: Eklat mit Ansage
> Die rechtspopulistische AfD ist beim Zentralrat der Muslime zu Besuch.
> Allerdings nicht besonders lange. Die Partei bleibt bei ihrem
> Antiislamkurs.
Bild: AfD-Chefin Frauke Petry: Nicht gekommen, um zu bleiben
Berlin taz | Der Mitarbeiter der AfD-Pressestelle war unsicher. Sollte er
den blauen Aufsteller mit dem Parteilogo entrollen und neben jenem des
Zentralrats der Muslime auf dem roten Teppich im Empfangsraum zum „Salon
Taut“ platzieren? Schließlich war es der Zentralrat der Muslime, der die
Spitze der rechtspopulistischen Partei zum Gespräch in das Nobelhotel am
Berliner Gendarmenmarkt geladen hatte – und damit war Aiman Mazyek, der
Vorsitzende des Zentralrats, hier quasi der Hausherr.
„Warum hassen Sie uns Muslime“ lautete die Frage, die Mazyek mit der
AfD-Spitze diskutieren wollte. Er hatte Parteichefin Frauke Petry und ihre
Mitstreiter medienwirksam zum Gespräch gebeten, nachdem diese vor einigen
Wochen ein Grundsatzprogramm beschlossen hatten, in dem es unter anderem
heißt: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“
Um kurz nach elf quetschten sich Petry und Paul Hampel, der
niedersächsische Landesvorsitzende, an zahlreichen Fernsehkameras und noch
mehr Journalisten vorbei, die vor dem Sitzungssaal warteten. Und dann
verschwanden sie wortlos hinter der Tür, wo Mazyek und zwei weitere
VertreterInnen des Zentralrats bereits saßen. Nach einem knappen
Händedruck, so berichteten beide Seiten später, erhitzte sich die
Diskussion schnell.
Der Zentralrat forderte, die AfD möge jene Passagen in ihrem neuen
Parteiprogramm, die die grundgesetzlich verbriefte Religionsfreiheit
einschränken, zurücknehmen. Die AfD wiederum verlangte, Mazyek solle sich
von seiner Aussage, mit der AfD gebe es erstmals seit „Hitler-Deutschland“
eine Partei, „die erneut eine ganze Religionsgemeinschaft diskreditiert und
sie existenziell bedroht“, verabschieden. Maximalforderungen sind
bekanntermaßen keine gute Voraussetzung für einen sachlichen Austausch.
## Nach einer Stunde abgerauscht
Im Vorraum fasste der Mitarbeiter der Pressestelle unterdessen einen klugen
Entschluss: Er ließ den AfD-Aufsteller eingerollt. Er wäre auch
fehlplatziert gewesen. Denn zu einem gemeinsamen Statement von Petry und
Mazyek – oder gar Fotos, auf denen beide gemeinsam zu sehen sind – kam es
nicht.
Nach knapp einer Stunde rauschten die AfD-Vertreter aus dem Raum, berieten
sich kurz und erklärten dann das Gespräch für beendet. Eine Erklärung, so
hieß es dann, würden sie umgehend in der Lobby abgeben. Also weit entfernt
vom ZdM-Aufsteller im ersten Stock.
„Wir mussten uns vorwerfen lassen, eine Partei aus dem Dritten Reich zu
sein“, sagte Petry. Das sei inakzeptabel. Zudem habe der Zentralrat
verlangt, „ein demokratisch beschlossenes Parteiprogramm zurückzunehmen“.
Das sei schockierend. Deshalb habe die AfD das Gespräch beendet. Dann
wiederholten sie und ihre Mitstreiter, dass ein Islam ohne Scharia nicht
denkbar sei. Diese passe eben nicht zum Grundgesetz.
Zu selben Zeit kritisierte Mazyek im ersten Stock des Nobelhotels, die AfD
habe klar gemacht, „dass man den Weg des Populismus und der Diffamierung
und auch vor allem der Vorurteile weitergehen will“. Die AfD-Vertreter
hätten sich geweigert, Passagen aus ihrem Parteiprogramm zu streichen, die
sich gegen die Muslime richteten. Dazu gehörte die Einmischung in die
Frage, wie Moscheen in Deutschland gebaut werden sollten, wie das
Selbstbestimmungsrecht der Frau – mit Blick auf das Kopftuch – auszulegen
sei und wie geschächtet werden dürfe.
All das falle unter die Freiheit der Religionsausübung, die durch das
Grundgesetz gedeckt sei. „Das Grundgesetz ist für uns unverhandelbar“, so
Mazyek. Die AfD wolle den Weg der Vorurteile und der pauschalen
Diffamierung weitergehen. „Das ist ein Bruch mit dem gesellschaftlichen
Konsens und erinnert an die dunkelsten Zeiten unserer Geschichte.“
Es war wenig überraschend, dass das Treffen im Eklat endete. In der AfD
hatte es im Vorfeld unterschiedliche Einschätzungen zu diesem Gespräch
gegeben. Vorstandsmitglied Alice Weidel hatte ihre Teilnahme nach scharfer
Kritik an Mazyek kurzfristig abgesagt. Parteivize Beatrix von Storch wollte
die Teilnahme an Bedingungen knüpfen. Noch am Wochenende hatte Petry ihren
Antiislamkurs noch einmal pointiert formuliert, auch Mazyek hatte seine
Kritik an der AfD im Vorfeld noch einmal scharf geäußert.
23 May 2016
## AUTOREN
Sabine am Orde
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Frauke Petry
Aiman Mazyek
Zentralrat der Muslime in Deutschland
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antimuslimischer Rassismus
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