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# taz.de -- Großdemo in London: Zehntausende gegen Cameron
> 50.000 Menschen gingen in London gegen die Sparpolitik des britischen
> Premierministers auf die Straße gegangen. Einige forderten Camerons
> Rücktritt.
Bild: „Cameron must go“: DemonstrantInnen am Wochenende in der britischen H…
Dublin taz | Mindestens 50.000 Menschen haben am Samstag in London gegen
die Sparpolitik der britischen Regierung demonstriert und den Rücktritt von
Premier David Cameron gefordert. Die Veranstalter sprachen sogar von
150.000 Teilnehmern. Die Demonstranten waren aus dem ganzen Land in
Hunderten von Bussen angereist. Manche trugen Schweinemasken, weil Cameron
während seiner Studentenzeit seinen Penis ins Maul eines toten Schweins
gesteckt haben soll.
Die Organisatoren von der People’s Assembly Against Austerity schrieben auf
ihrer Facebook-Seite: „Die Tories stehen vor ihrer bisher größten Krise.
David Camerons Investment in einen Fonds seines Vaters in einer Steueroase
zeigt, dass diese Regierung aufseiten der wenigen Privilegierten steht und
nicht auf der Seite der Mehrheit.“
Len McCluskey, Generalsekretär der Gewerkschaft Unite, setzte sich bei der
Schlusskundgebung am Trafalgar Square einen Panamahut auf und sagte: „Das
Einzige, das ich aus Panama habe, Herr Cameron, ist ein Hut.“
Der Schatzkanzler im Labour-Schattenkabinett, John McDonnell, versprach,
dass seine Partei die Privatisierung des Gesundheitsdienstes stoppen, in
den sozialen Wohnungsbau investieren und Reiche sowie Unternehmen höher
besteuern würde. Labour-Chef Jeremy Corbyn hatte eine Video-Botschaft
geschickt, da er am Samstag wegen der bevorstehenden Lokalwahlen am 5. Mai
auf Wahlkampftour in Liverpool war.
## Tories sind tief zerstritten
Natalie Bennett, Chefin der Grünen, sagte: „Wir wollen alle Tories
loswerden, nicht nur David Cameron. Wir haben eine andere Vorstellung von
unserer Gesellschaft.“
Massendemonstrationen gegen die Sparpolitik auf Kosten des Gesundheits- und
Bildungswesens hatte es voriges Jahr bereits in London und Manchester
gegeben. Die Tories sind zerstritten. Vorigen Monat ist Arbeitsminister
Iain Duncan Smith zurückgetreten, weil er mit den Kürzungen der Beihilfen
für chronisch Kranke und Behinderte nicht einverstanden war. Cameron
verzichtete danach auf diese Kürzungen.
Noch tiefer zerstritten sind die Tories in der Europafrage. Camerons
proeuropäischer Parteikollege Kenneth Clarke prophezeite, dass der Premier
binnen 30 Sekunden aus dem Amt gejagt werde, sollte er das Referendum über
Großbritanniens Verbleib in der EU am 23. Juni verlieren. Clarke ist einer
der wenigen Abgeordneten, die bereits beim ersten EU-Referendum 1975 im
Unterhaus saßen.
Seine Äußerungen sind ein direkter Angriff auf Cameron, der stets betont,
dass er auch bei einem britischen Austritt aus der EU Premierminister
bleiben werde. Clarke war unter Margaret Thatcher und John Major Minister,
er ist einer der wenigen Abgeordneten, die bereits beim ersten
EU-Referendum 1975 im Unterhaus saßen.
Clarke fragte ironisch: Obwohl er in den Wochen zuvor etwas völlig anderes
gesagt hatte, wolle er dann einer Regierung vorstehen, die aus der EU
austrete? „Das wäre doch eine Farce“, fügte Clarke hinzu.
17 Apr 2016
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Großbritannien
David Cameron
Tories
Austerität
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