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# taz.de -- US-Studie über digitale Spiele: Unterwegs im Zockerhirn
> Wissenschaftler in den USA haben untersucht, wie sexistische Videospiele
> das Gehirn negativ beeinflussen können.
Bild: Dachterassenfight: Nicht ganz wie im echten Leben, kann aber trotzdem das…
Berlin taz | Das Internet birgt viele Dinge, die man lieber nicht sehen
oder lesen will. Dazu gehören Sätze wie der folgende: „Ich liebe es, in
Video-Spielen Frauen zu erschießen“. Das schreibt ein Blogger auf YouTube
unter einen Clip, in dem genau das gerade geschieht. Dass sich unter diesem
Kommentar weitere Gamer zur selben Vorliebe bekennen, ist fies genug. Nun
haben ForscherInnen herausgefunden, dass sich sexistische Gewaltspiele auch
darauf auswirken können, wie Frauen in der echten Welt wahrgenommen werden.
Für [1][ihre Studie], die in der Online-Fachzeitschrift PLOS One erschienen
ist, haben die WissenschaftlerInnen 154 männliche und weibliche
High-School-SchülerInnen beim Spielen beobachtet. Eine Gruppe widmete sich
Gewaltspielen ohne sexistische Inhalte, eine weitere solchen, die sowohl
Gewalt als auch sexistische Elemente enthielten, und der Rest gänzlich
gewalt- und sexismusfreien Spielen.
Danach wurden die Jugendlichen befragt, wie sehr sie sich während der
Spiels mit ihren Figuren identifizierten. Außerdem zeigten die
StudienleiterInnen ihnen Fotos. Auf einem war eine junge Frau zu sehen, die
gerade verprügelt wird, auf einem weiteren eine weinende Frau mit blauen
Auge. Anschließend sollten sie bewerten, wie sehr sie mit den Gewaltopfern
mitfühlen konnten.
Das Ergebnis: Wer sich zuvor besonders stark mit seinem Spielcharakter
identifiziert hatte, zeigte am wenigsten Mitgefühl. Besonders fatal, so die
AutorInnen der Studie, sei das bei den männlichen Teilnehmern aus der
Gruppe derer gewesen, die sich den sexistisch-gewaltsamen Spiele gewidmet
hatten. Die Empathie der Teilnehmerinnen hingegen war in allen Gruppen kaum
beeinflusst worden.
## Näher dran als beim Filmeschauen
In Spielen wie „Grand Theft Auto“ treten Frauen häufig als Prostituierte
oder Stripperinnen auf. Die Spieler können sie körperlich angehen, also sie
beispielsweise missbrauchen und verletzen. Einer der Autoren der Studie,
der Kommunikationswissenschaftler und Psychologe von der Ohio
State-Universität Brad Bushman, [2][erklärte dem Time-Magazin], warum
solche Spiele das Gehirn eher beeinflussen als beispielsweise Filme:
„Während beim Schauen von ähnlichen Filminhalten eine gewisse Distanz
gehalten wird, kommt es bei den Videospielen zu einer hohen Identifikation
mit den Charakteren, weil man sie selbst spielt und ihre Handlungen
kontrolliert“.
Die Aussagekraft der verhältnismäßig kleinen Studie hat aber ihre Grenzen.
Es bestehe grundlegend mehr Bedarf an solchen Studien, meinen auch die
beteiligten WissenschaftlerInnen. Etliche ihrer KollegInnen haben sich
allerdings schon mit ähnlichen Themen befasst.
Eine Studie von der Miami-Universität aus dem vergangenen Jahr zeigte
beispielsweise: [3][Wer ein schlechter Gamer ist, beleidigt eher Frauen].
So oder so: Vielleicht hat Sexismus, egal ob in der echten oder in der
virtuellen Welt, ja doch einfach nur mit beschränkter Denkfähigkeit zu tun.
14 Apr 2016
## LINKS
[1] http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0152121
[2] http://time.com/4290455/heres-what-sexist-video-games-do-to-boys-brains/?xi…
[3] https://www.wired.de/collection/latest/schlechte-gamer-tendieren-zum-sexism…
## AUTOREN
Hanna Pütz
## TAGS
Videospiele
Sexismus
Gewalt gegen Frauen
Forschung
Videospiele
Sexismus
Tauben
Kindererziehung
Games
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